Mein Freitag

Protokoll

von  IngeWrobel


Mein  Freitag 

 

5:05 ins Bett gegangen (Nachtschlaf), zwischendurch einmal WC, wieder ins Bett und geschlafen bis 9:55 Uhr.

Geweckt worden vom Telefonklingeln: Die radiologische Praxis ruft an, ob ich heute tatsächlich um 13 Uhr zum MRT erscheine. Meine Antwort: „Ja!“

Ich bleibe auf und beginne den Tag mit der Morgentoilette und dem Frühstück (Käsebrot).

12:15 verlasse ich das Haus zur Bushaltestelle. Der 12:22-er kommt nicht.

Der nächste Bus kommt pünktlich um 12:37 und ich finde einen Fensterplatz. Es scheint ein guter Tag zu werden. 

Ab der 3. Haltestelle stehen plötzlich zuviel Menschen, die mitfahren wollen, an den Haltestellen und drängen vorne, aber auch in der Mitte und an dem hinteren Ausgang des Busses unkontrolliert hinein. Der Busfahrer verweigert Personen ohne FFP2-Masken den Zutritt.

Die mittlere Tür des Busses schließt sich nicht, weil einige Personen zu dicht an der Tür stehen. Der Fahrer fordert die Mitfahrenden auf, die Tür freizumachen. Einige scheinen das nicht zu verstehen, denn der Fahrer steigt aus und geht zu der Tür. Dort gibt es Fahrgäste ohne Maske, die vom Fahrer des Busses verwiesen werden. Inzwischen sind vorn neue Mitfahrwillige im Gang, die auch keine Maske tragen. Der Fahrer wartet geduldig, bis diejenigen, die welche dabei haben, ihre Maske aufgesetzt haben. Nun könnte es weitergehen, aber die mittlere Tür schließt wieder nicht, weil sie blockiert ist. Per Lautsprecher fordert der Fahrer die Fahrgäste auf, den Türbereich frei zu halten. Da der Bus bereits überfüllt ist, gelingt das erst nach Minuten.

An der nächsten Haltestelle stehen soviel Menschen, dass der Fahrer Mütter mit Kinderwagen abweisen muss, weil es für die Wagen und Trolleys keinen Platz mehr gibt. Nach wie vor besteht das Problem, dass nicht jeder eine Maske trägt. Der Bus steht mit ausgeschaltetem Motor einige Minuten; einzelne Fahrgäste steigen vorzeitig aus, weil keiner weiß, wann es weitergeht.

 

Mein Nachbar macht eine Bemerkung wegen der Verspätung. Ich sage, mit Blick auf die Uhr: „Ich liege jetzt seit 13 Uhr im MRT.“ Der Nachbar versteht den feinen Sarkasmus nicht – die Uhr zeigt 13:08 Uhr.

Bis zu meinem Ausstieg gibt es noch zweimal Verzögerungen wegen der nicht-schließenden Bustür und nicht-angelegten Masken.

 

In der Radiologie gerate ich an eine neue Mitarbeiterin, die jede Frage mit einer Kollegin besprechen muss. Nachdem geklärt ist, an welchen Arzt der Bericht gehen soll, bekomme ich noch einen Fragebogen, der ausgefüllt und unterschrieben werden muss. Ich bin so nervös, dass ich bei Gewicht 177 kg eintrage und nicht sofort den Fehler erkenne, als mich die Mitarbeiterin der Anmeldung darauf hinweist, dass das wohl nicht stimmt. Stimmt!

Als ich schon halb liege und die zuständige Dame bitte, wegen meiner Schwerhörigkeit möglichst laut zu sprechen, zeige ich auf meine Hörgeräte im Ohr. Entsetzt werde ich streng darauf hingewiesen, dass ich diese sofort ablegen muss. Das wusste ich zwar … ist ja nicht meine erste Kernspintomographie … hatte es aber wegen der Hitze und der Eile vergessen. (Oder wegen des Alters.)

Dann lasse ich diese schrecklichen und erschreckenden Geräuschsalven, die mich unweigerlich immer an Krieg erinnern, über mich ergehen.

Danach will ich nur noch nach Hause.

 

Der Bus ist bereits so überfüllt, dass ich mich nur nach und nach bis zur ersten Tür vorarbeiten kann, wo ich immerhin einen Holmen zu fassen kriege. Bei jeder Kurve schwanke ich gefährlich um die Stange herum. Fallen kann ich zum Glück nicht – dafür stehen wir zu gedrängt aneinander.

 

Nach ca. 3 Stunden zuhause angekommen, schleppe ich mich erschöpft bis in den zweiten Stock hoch. Ich entledige mich der Schuhe und Oberbekleidung und mache mir etwas zu essen. Mit dem Teller in der Hand sitze ich vor meinem Fernsehgerät und schaue mir irgendetwas an. Zweimal schlafe ich kurz ein.

 

Meine Freundin Marita ruft mich an und holt mich aus einem Sekundenschlaf. Sie hat mir etwas in den Briefkasten geworfen. Ich ahne, was es ist, bin aber noch zu erschöpft zum Treppensteigen.

Nachdem ich auf dem Sofa ca. 30 Minuten fest geschlafen habe, stehe ich auf und gehe nun zum Briefkasten runter. Am geringen Gewicht erkenne ich durch die Verpackung hindurch, dass das nicht der erhoffte Perlator-Ersatz sein kann. 

Vor zwei Tagen hatte ich nämlich berichtet, wie mir plötzlich ein kaputter Perlator im Badezimmer um die Ohren flog und ich an dem Tag erneut „duschte“.

Marita ist übrigens eine von den patenten Frauen, die für jedes Problem eine Erklärung haben und meistens auch die Lösung wissen.

Ein passender Perlator wäre ein versöhnlicher Abschluss dieses verrückten Tages gewesen. Leider aber war in dem Päckchen nur der innere Einsatz. Was ich brauchte, war das ganze Teil, also die von Kalk und Rost zerfressene Hülle mit innenliegendem Gewinde.

 

Sorry, liebe hilfsbereite Freundin, da habe ich mich am Mittwoch wohl wieder mal nicht deutlich genug ausgedrückt. Mein Fehler … aber Deine Hilfsaktion ist auch ein guter Abschluss dieses anstrengenden Tages. 

DANKE! sagt die Inge

 

 

 

    



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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (09.07.22, 14:27)
Die Schlichtheit des Textes überzeugt. Später fehlen aber die konkreten Zeitangaben, dadurch wirkt der Text fahrig und scheint ungenauer zu sein.

 Graeculus meinte dazu am 09.07.22 um 15:16:
Wenn du einen bestimmten Termin hast - sagen wir: um 13.00 Uhr -, wann sind dann die genauen Zeitangaben von Wichtigkeit: vorher oder nachher?

 IngeWrobel antwortete darauf am 09.07.22 um 16:46:
Hallo Dieter, 
Du hast Recht, wenn das tatsächlich als Protokoll durchgehen soll. Angelegt war mein Bericht anfangs als ein Rapport an meine Freundin. Hier der E-Mail-Wechsel: 

Mail-Wechsel PERLATOR: 
 
Liebe Marita,
mit dem angehängten Protokoll verabschiede ich mich in meine Koje...
 
Liebe Inge,
habe deinen langen Bericht gelesen, was ich aus Zeitgründen sonst nicht tue – nur weil du es bist, habe ich eine Ausnahme gemacht! 
 
Liebe Marita,
an meine Langatmigkeit beim Sprechen und Schreiben solltest Du dich inzwischen gewöhnt haben – schließlich bin ich eine Dichterin!  
Im Ernst: Deinen hilfreichen Einsatz konnte ich nicht einfach lapidar mit "passt nicht, fehlt was" kommentieren. Ich bin ja ein höflicher Mensch! 
 
Hallo Inge,
ja, daran habe ich mich schon gewöhnt - alles gut.
War auch interessant zu lesen welche Erlebnisse da im Bus auf einen zukommen. 
Dazwischen gibt es ein paar Zwinker-Smileys, z.B. nach dem Wort "Dichterin".  

Erst während des Schreibens kam mir die Idee, den Bericht für Drittleser verständlich zu formulieren.  

Wie Graeculus richtig bemerkt, war alles, was nach 13:00 Uhr bzw. 13:08 Uhr geschah, für mich nicht mehr von Belang. 

Danke für die Empfehlung des Textes!

 IngeWrobel schrieb daraufhin am 09.07.22 um 16:50:
Hallo Graeculus, 
Dank für's Verstehen und Kommentieren. 
Ich freue mich über Dein Lesen bei mir. 
Liebe Grüße 
Inge

 eiskimo (09.07.22, 15:31)
So geht Alltag.
Gut, dass ich  noch Radfahren kann.
Guter Text.

 IngeWrobel äußerte darauf am 09.07.22 um 16:55:
Ja, der Alltag einer immobilen Rentnerin. 
Dank für Dein Verstehen und Verständnis und die Empfehlung! 
Möge Dir die Mobilität immer erhalten bleiben! 
Das wünscht Dir von ♥ die Inge

 TassoTuwas (24.07.22, 10:53)
Tschudigung liebe Inge, 
dass ich zwischendurch schmunzeln musste.
Dass du die Segnungen das 9-Euro-Tickets nicht erwähnst, beweißt deine Leidensfähigkeit und Toleranz. Unsere Oberen denken sich so großartige Sachen aus, aber natürlich können sie nichts dafür das die Basis bei der Umsetzung versagt!
Für den Perlator können sie auch nichts, war bestimmt Chinagelump!
Herzliche Grüße
TT
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