Neben- Wirkung- Deutschland (Romanauszug)

Cut-Up zum Thema Alles und Nichts...

von  alter79

Ich war in meinem ganzen Leben noch nicht einen einzigen Tag glücklich, hört er, liest er, - dröhnt es ihm in den Ohren, zieht durch seinen Kopf, Hals, Brust, Bauch, hat seine Arme tangiert, klemmt ihm die Eier ab, schrumpft die Nudel, tritt zu Teilen als stinkiger Furz ab und verharrt als Rest in seinen Beinen, krampft die Füße, als wäre er ein sein Leben lang in zu kleinen Schuhen durch die Zeit unterwegs... Und prompt beschleicht ihn eine Aktion der Fremdheit ’Can U Love Some One Too Much’ als Geisha Syndrom, als Theorie der inneren Erschöpfung.

„Und? Auch schon mal gehabt? - Wenn nicht, wird’s Zeit!“ 

„Sie standen also überhaupt nicht unter Drogen?“
„Was weiß ich ...“
„Ihre Bewährung können Sie sich trotzdem in die Haare schmieren!“
„Heißt was?“
„Sie sitzen die 30 Monate ab. Basta!“

Geisha Syndrom: Geisha-Schuh, Gelenkflächenwinkel, Gelenkkopfresektion, Gichtarthropathie... Hallux-valgus-Syndrom, Hallux-valgus-Winkel, Hammerzehe, Haupteingriff...

„Scheiß drauf!“
„Scheint ja ihr Standart- Spruch zu sein!“
„Du mich auch, Alter.“

Heute Nacht ... aha... wird gesoffen, gefeiert, gevögelt bis es hell wird, singt Katt Kitten. Und um das locker zu unterstreichen räkelt sie sich lässig in Catwoman- Suit und Higher Heels an eine Häuserfassade mit Gitterfenstern. Daneben hängt ein 3D- Poster, wo die Alte mit dem Arsch wackelt wie blöd.

„...komm erzähl mir mal was, was mich überhaupt nicht interessiert!" Rappt es im Swingerklub – äh – im Fremdkörper, oder im Kreis, im Nachtflug, in reine Nervensache, in egal was ihr sagt, oder in Zeilen für dich, - vielleicht in nie wieder Overkill? Quatsch! Quatsch! Quatsch! Und in Folge dem alles ohne Gewähr!

„Okay, sagen Sie Chess Bescheid. Ich werde ihm einen Vorschlag machen.“
„Ich ahne schon, welchen. Doch auch der bewahrt Sie nicht vor dem Knast.“
„Machen Sie ihren Job, Doktor Meyer und stellen Sie einen Antrag für die Verbüßung meiner Strafe während der U-Haft!“
„Ist schon angelehnt. - Wenn Sie aus dem Haftkrankenhaus raus sind, verschubt man Sie nach Tegel!“
„Und wann wird das sein?“
„Woche – 10 Tage. In dem Dreh.“
„Okay. Sagen Sie trotzdem Chess Bescheid. Familie muss schließlich zusammenhalten.“
„Ob der das glaubt?“

Der Tegel- Knast ging Eddy schon ab dem ersten Tag voll auf die Nüsse. Und mit Chess ging es auch nicht vorwärts. 2 Schlägereien hatte er schon hinter sich und war immer noch nicht Boss der Abteilung; lang leben die Lebenslänglichen! Gegen die sind Zeitstrafer wie er nur ein Windhauch im Sommer. Trotzdem. 30 Monate unter einem Fremdkommando sind für ihn nicht auszuhalten. Also macht er.
Wie ein Boxer wickelte er sich mit Leinenstreifen aus dem Bettlaken die Hände. Salbte die Augenbrauen. Trat Minuten später auf den Gang, der ein schmales wie niedriges und einseitiges Kalkgemäuer, im Gegenüber mit seitlichen Streben und Gittern aus Metall. Zellentüren an der Wandseite. Der Fußboden Linoleum. Blank geputzt wie ein Affenarsch, mit einen widerwärtigem Geruch. Schlimmer noch als der Kotgeruch aus den Zellen. Der Schweißgestank, der nach Nikotin und altem Samen on the Air.

Eddy konnte sich kaum erinnern, wann er das letzte Mal hier war, - es musste jedenfalls schon eine Weile her sein, dankte er einem imaginären Gott.
Am Ende vom Gang führte eine Treppe nach unten. Doch dahinunter wollte er nicht. Er wollte zur Zelle 425. Dort angekommen zog er die Stoffriemen an den Händen fester, atmete tief durch und trat fast im gleichen Moment die lediglich angelehnte Tür auf, - griff seinen Widersacher mit beiden Händen am Hals und nickte ihn mit der Stirn ab, - hörte dessen Nase brechen. Zog das Knie hoch und schlug ihm mit aller Kraft auf die Leber. In den Magen. Einen Aufwärtshaken ans Kinn. Der Typ gähnte, oder so was in der Art und sank wie betäubt in sich zusammen. Jemand im Haus zog die Toilettenspülung.

Eddy griff den Typen mit beiden Händen am Hals und zog ihn auf den Gang, ans Geländer. Packte dessen massigen Körper und wuchtete ihn aufrecht an die Streben, hielt ihn, schob, zerrte, beugte den, bis die Schwerkraft dominierte und der Typ fiel. - Sein eigener Atem pfiff ihm in die Ohren wie ein alter Autoreifen in einer schnell gefahrenen Kurve quietschte, - als er zu frieren begann und sich wegen des Zitterns am Treppengeländer festhalten musste und in einem abstrusen Gedanken hoffte, nachts endlich einmal durchschlafen zu können; wären da nicht die Lichtflecken unter der Tür, die störend in die Zelle leuchtenden Scheinwerfer der Hofbeleuchtung, das Geschepper der Schlüssel der Wärter.
     
Ein halbe Stunde später brachte ihm sein neuer Lakai frischen Kaffee. „Schon gehört, Buddy hat ’n Abflug übers Geländer gemacht!“ Und räumte den Putzeimer und Schrubber ab, das am Eimer fest getrocknete Putztuch, den Fußabtreter. „Musst du dich nicht mehr kümmern, mach ich jetzt!“
„Und nimm gleich mal meine Schuhe zum putzen mit!“
„Mach ich, Boss. Sonst noch was?“
„Schick mir den Stationsschließer und bring mir ein Handy!“
„Kommt sofort!“



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