Das Lunare I: Das Spiel

Reportage zum Thema Mond/ Sterne

von  Terminator

Das Hinspiel ging unentschieden aus. Rückspiel im Champions-League-Halbfinale. 6. Minute, 1:0 Inzaghi. 11. Minute, 2:0 Inzaghi. Es geht 2:3 aus der Sicht von Juventus Turin aus. Der Gegner ist Manchester United. 1:0 Basler. Letzte Minute, das Spiel ist gelaufen. Bayern München ist Champions-League-Sieger. Nur noch 3 Minuten Nachspielzeit. 1:1 Sheringham, 1:2 Solskjaer. Und der Mars dieser Ilias heißt David Beckham.


Warum muss eine Mannschaft erst in Rückstand geraten, um ein großes Spiel zu zeigen? Vor der Schlacht bei Azincourt wurde der König der Engländer von den Franzosen gejagt, und die Seuche meuchelte einen großen Teil seiner Armee. Doch in der Schlacht vernichtete er die französische Armee fast ohne eigene Verluste. Ares steht gern mit dem Rücken zur Wand. Dionysos ist ein Grenzgänger. Das lunare Prinzip kommt ohne Spiel nicht aus.


No risk, no fun. Da Sinn und Zweck des Risikos hedonischer Art sind, stammt dieser Spruch wohl von einem lunaren ENTP. Ares kämpft nicht für Mutter Heimat bzw. das Vaterland. Das Duell ist für einen dionysischen Hagestolz keine Zwangshandlung aus verletzter Ehre, sondern eine aufregende Herausforderung. Im härtesten Kampf fehlt Mars jede Spur von Bitterkeit: er bleibt heiter.


In der Regel ist uns wichtig, was jemand sagt, wenn wir eine Debatte hören. Aber hört man einem Niall Ferguson beim Diskutieren zu, bewundert man das Wie und wünscht, er würde für einen Standspunkt streiten, der totaler Nonsens wäre, weil er gewinnen könnte. Spiel bringt Bewegung ins Leben, das Verängstigte und Erstarrte löst sich. Ohne Spaß kann sich Verbitterung nicht in Humor auflösen; man kann nicht trotzdem lachen, wenn man überhaupt nicht lachen kann.


Bayern München war im Chamipons-League-Finale 1999 ein schlechter Verlierer. Nach einem Spiel hadert man nicht mit dem Schicksal, sucht nicht den Schuldigen, sondern gratuliert dem Sieger und lacht über sich selbst: wie konnte man diesen sicher geglaubten Sieg noch in letzter Sekunde hergeben? ...Was zur Hölle ist Versailles? Vae victis! Das ist eine Demütigung! Brennus, der unerbittliche Barbar, wirft sein Schwert in die Waagschale. Und die Römer sind am Boden zerstört.


Jamukha hatte seinen Spaß im mongolischen Bürgerkrieg. Er war listig in der Täuschung und vortrefflich im Kampf. Er hatte Temüdschin einmal sogar besiegt und gefangen genommen. Doch am Ende siegte der spätere Dschingis Khan, und als Jamukha die Größe seiner Sache bewusst wurde, da bat er um den eigenen Tod. Jamukha wollte nur spielen, Temüdschin wollte die Welt erschüttern. Und Jamukha hat nicht vor der Überlegenheit seiner Armee, sondern vor der großen Persönlichkeit Dschingis Khans kapituliert.


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Kommentare zu diesem Text

Taina (39)
(10.08.22, 08:10)
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 FrankReich meinte dazu am 10.08.22 um 08:38:
Da Du Spiele magst,  empfehle ich Dir zum Thema Temüdschin den Science Fiction Roman "Steppe" von Piers Anthony. 👋🙂

Ciao, Frank
Taina (39) antwortete darauf am 10.08.22 um 08:45:
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