Krieg? Non, merci

Bericht zum Thema Verarbeitung/ Verdrängung

von  eiskimo

Kann man in diesen entspannten Ferienwochen den großen weltpolitischen Spannungen entgehen? Dem Ukraine-Konflikt etwa?

Mit dem Enkelsohn, sieben Jahre alt, waren wir in Paris. Bei 32 Grad konnte man es nur in den Parks aushalten, zum Beispiel im Jardin du Luxembourg. Dennis hatte dort das Bassin entdeckt, wo die Kinder kleine Segelboote zu Wasser lassen konnten, hübsche Holzboote mit schwerem Kiel und relativ viel Segelfläche. Die gingen ab.

Unter einem Sonnendach geparkt die „Flotte“, aus denen man sich sein Boot aussuchen konnte. Jedes Boot hatte eine am Mast angebrachte Nationalflagge, damit war es sozusagen gekennzeichnet.

Auf dem Wasser waren schon „Brasilien“, „Norwegen“, „Frankreich“, „Italien“, „Spanien“, „Mexiko“ und „Australien“. Dennis wollte natürlich das deutsche Bötchen. Als der Verleiher dieses fertig machte, fragte ich „Et le bateau russe?“

Nein, lachte der Mann etwas verlegen. Das russische Boot habe er aus dem Verkehr gezogen. Ebenso das ukrainische. „Pas de politique!“ Die beiden Modelle führen jetzt unter anderer Flagge. Und dann quasi als Entschuldigung in Richtung unseres Enkels: „Bei den Großen weiß man ja nie, mit welchen Verrückten man es zu tun hat!“

Wie wahr.

Nach der „Segelpartie“ gab es noch etwas zu trinken, und zwar im „Rostand“, direkt am Ausgang des Parks gelegen. Wir genossen die Abkühlung und „la vie parisienne“ drumherum. Da setzten sich zwei mittelalte Damen an den Nachbartisch. Russinnen. Sie kannten den Kellner, waren wohl öfter da, und es ging gleich mit viel neckischen Worten und Humor los. Sie brauchten auch nicht eigens bestellen, denn kurz darauf brachte er den beiden Frauen einen Eiskübel, darin ihre Flasche Champagner, und es folgten die Gläser, dazu „la carafe“ und eine Schale mit Eiswürfeln. Wieder lustige Sprüche, auch mit ein paar russischen Vokabeln, aber eins war bei dem temperamentvollen Hin und Her eindeutig herauszuhören: Um Politik ging es da nicht, auch nicht mit nur einem Wort.


Wie hatte noch die Eingangsfrage gelautet? Ob man dem leidigen Kriegsthema entgehen kann. Ich sag mal: Oui, on peut!



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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (11.08.22, 18:22)
Stimmt. LG

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 12.08.22 um 12:47:
Fußball ist immer ein Thema.
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