Rache - Gesang

Lied zum Thema Zauberei

von  Galstersang

An heiliger Stätte hebe ich an, 
zu Zauberspruch und Galstersang, 
zu wirken dem Niding, dem argen Feind, 
auf dass niemals breche des Üblen Gebein. 

Ewiges Dasein wünsche ich dir, 
der du gebracht hast das Unheil zu mir, 
auf dass du die Jahre nie wieder zählst, 
beim sterben schaust du zu der ganzen Welt:

Dem Wandel der Welt, dem Werden, Vergeh'n, 
deiner Sippe Tod,  vom Freund und vom Weib, vom Enkel und Sohn, für alle Zeit, 
vom Ger missachtet, vom Galgen verschmäht. 

Möge die Haut hinab hängen an dir, 
der Eintritt in Hellias Hallen verwehrt, 
und deine Gebeine in Ewigkeit 
zerfressen von greiser Gebrechlichkeit. 

Wünsch' du dir den Tod, gefesselt im Hain, opfer das Blut, benetze den Stein, 
Dir hilft kein Ōs, kein blōten im Hain - 
dies sei dein Los in Ewigkeit. 

Wenn Mittgart vergeht in feuriger Glut, 
erneut sich erhebt aus der salzigen Flut, sollst du weiter siechen in Einsamkeit, 
vom Tode verschont in Ewigkeit...

... vom Frieden verschont bis in alle Zeit.




Anmerkung von Galstersang:

Ein germanischer Poet und Magier nimmt an einer anderen Person Rache ein nicht näher genanntes Unrecht und verflucht sie zu ewigem Leben. 

Zu den hier verwendeten Begriffen:

Galstersang: Germanisches Zauberlied. 
Niding: "Frevler", "Verbrecher", „Ehrloser".
Ger: Veralteter Ausdruck für einen Speer. 
Hellia: Germanisches Totenreich, nord. Hel. 
Ōs: Germanischer Gott, pl. *Esan, nord. Ass/Aesir.
Blōt/blōten: Germanisches Opferritual. 
Fesselung: Manche germ. Kultplätze durften nur gefesselt betreten werden (Tacitus' Germania: Semnonenhain, Snorri's Lieder-Edda: Fjöturlund in der Sage Helgakviða Hundingsbana II). Dies galt als Geste der Unterwürfigkeit der Gottheit gegenüber. 
Mittgart: Bezeichnung für die Welt der Menschen in der germanischen Kosmologie. 

Die Worte sind dem Althochdeutschen und dem Altsächsischen entlehnt. Nur bei Mittgart bin ich mir nicht sicher, ob es auf ein genuin germanisches Dialektwort oder einer romantischen Neuschöpfung zurück zuführen ist. 

* etymologisch nicht gesichert. 

Mir ist bewusst, dass die germanische Literatur in Stabreimen verfasst wurde, statt in den heutigen für derlei Texte üblichen Formen. Da ich mich nicht als kompetent genug in dieser archaischen Disziplin erachte, wählte ich ein heute übliches Reimschema, kombiniert mit einigen Sätzen ohne Reime.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (20.08.22, 14:33)
Interessante Anmerkung, aber der erste Satz dort ist unverständlich.

 Dieter_Rotmund (28.08.22, 08:23)




Ein germanischer Poet und Magier nimmt an einer anderen Person Rache ein nicht näher genanntes Unrecht und verflucht sie zu ewigem Leben. 
???

 Quoth meinte dazu am 28.08.22 um 09:09:
Ist doch ganz einfach, Dieter: Rache für ein nicht näher genanntes Unrecht.

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 28.08.22 um 09:38:
Neeeee....

Ein germanischer Poet und Magier nimmt an einer anderen Person Rache. Ein nicht näher genanntes Unrecht.  Zu ewigem Leben verflucht!

?

 

 Quoth (28.08.22, 09:24)
Hallo Galstersang, der Text erinnert mich an einen sog. Thingplatz hier in der Gegend: Kreisförmig angeordnetete dicke Feldsteine, und die Touris setzen sich drauf und fühlen sich wie olle Germanen bei der gemeinsamen Beratung ... Die Steine wurden aber von den Bauern einfach mit Treckern zusammengeschoben, der Thingplatz ist eine Erfindung des Fremdenverkehrsbüros ...
Interessant die Umkehrung der Todesstrafe: Verdammung zu ewigem Leben. Aber dafür hätte es des ganzen germanophilen Getues nicht bedurft.
Ein paar Stabreime sind Dir doch unterlaufen, am besten gefällt mir: "Vom Ger missachtet, vom Galgen verschmäht."
Gruß Quoth

 Quoth schrieb daraufhin am 30.08.22 um 09:14:
Habe vergesse zu erwähnen, dass die Touris, wenn sie auf den Thingsteinen sitzen, oft ein Magnum lecken und meistens aufs Handy schauen ...
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