Scoom - und keiner weiß was es ist

Text zum Thema Dummheit

von  tueichler

Eigentlich sollte ja der Urlaub letzten Montag losgehen. So mit Aperol am Airport und dann los. Stattdessen waren wir 2h zu früh da, weil weder am Check-in Automaten noch am Baggage Terminal oder bei der Security irgend was los war. Eigentlich erfreulich, wenn wir uns nicht zwo extra-Stunden hätten im Terminal aufhalten müssen (man kommt ja mittlerweile 3,5h früher zum Flug, weil Horden Flugwilliger nach Corona alles verstopfen …).


Jedenfalls bestand die Frage nach einem Aperol vor dem Abflug - sozusagen als Gültigkeitsgetränk für den Urlaubsbeginn.


B11. Wer in FRA schon mal abgeflogen ist, der kann von Einschienenbahnen, Laufbändern oder 30-minütigen Wanderungen erzählen. Nicht so wir. Raus aus der Security - der unvermeidliche Duty-Free (sinnlos bei EU-Flügen) und B10, B11, B12, B13 und B14. Danach nur Grenzkontrollen oder zurück auf Los vor der Security.


Im Abflugsaal der besagten B-irgendwas gab es einen, mit „Scoom“ bezeichneten Verkaufsschalter, hinter dem Sektgläser im Regal standen und ein Schild mit der Aufschrift ‚Craftbeer-Bar‘.


Ich stellte mich also dekorativ an den Tresen, um meiner Frau und mir einen Aperol oder wenigstens einen Sekt und ein Craft-Beer zu erstehen und - wartete.


Warten an sich war gar nicht so schlimm, wir hatten ja Zeit. Nach gefühlt 10 Minuten kam eine Dame mittleren Alters mit ausgeprägt herabhängenden Mundwinkeln oder, sagen wir, unterentwickelter Empfangsfreude und begrüßte mich mit den wunderschönen Worten „musst Du drübbe anstelle“. Ich deutete dies so, wie etliche Gäste nach mir, dass an der Craftbeer-Bar der Ofen erst mal aus sei.


Wir stellten uns also in die Schlange der B10-B14-Abflieger mit Durst. Der Versuch meiner Frau, einen Tisch zu ergattern schlug derweil fehl, da nach dem Putzen der zugehörigen Tische die Stühle auf denselben blieben und die reinigende Dame keine Anstalten machte, den Reisenden weiters Plätze anzubieten.


Nach wenigen Dezennien (also in Minuten) war ich dran und erfuhr, dass für ein vertrocknetes Hörnchen, eine Flasche Wasser, zwei Bockwürste und ein Weizen 37 Euro fällig wurden. Bei der Frage nach mehr Senf ertönte von der Dame mit der unterentwickelten Empfangsfreude ein vernehmliches ‚Ma-Shallah‘ - in etwa ‚Mein Gott!!!‘, was mich fast verleitet hätte, mich für meinen Wunsch nach etwas Geschmack an der Flughafenbockwurst zu entschuldigen.


Da frag sich noch einer, warum man uns Deutsche als Service-Wüstlinge kennt.


Ach so. Es gab kein Craftbeer, nur Schöfferhofer und Bit, die Bar war zu und den Namen Scoom konnte ich nicht übersetzen. Allerhöchstens war es der Begriff für eine neue Form der Erlebnisgastronomie.


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Kommentare zu diesem Text


 Regina (02.09.22, 06:56)
Nach meinen Informationen ist "Scoom" der Name einer GmbH, die diese Gastronomie betreibt.
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