Bitte

Gedicht

von  Tula

lass dich noch einmal bewundern
jetzt wo du fast fertig bist
wobei es mir weniger um die Eleganz deiner Form geht, zu eng
geschnitten ist ohnehin démodé; das Kleid trägt heute
den Körper, nicht umgekehrt

zeige ihn ohne zu entblößen, sonst wirkst du banal
bedenke: die herrlichste Blüte verlockt niemanden ohne ihren Duft
und willst Du verführen, brauchst du ein besonderes Bouquet:
die Phantasie des Betrachters, also erlaube
vage Einsichten, nicht mehr, die schönsten Stellen dürfen
nur durchschimmern, dann enthüllt dich jeder auf seine Weise

erzähle aber keinem etwas! von mir schon gar nicht, das langweilt
oder besser: halte meine Narben im Spiegel der Perlen und meine
Sehnsüchte im Glanz deiner Augen, wer immer sich darin verliert,
wird sich finden, Blick für Blick

bereit für die Bühne? – gib acht, im Publikum
lauert die eine oder andere Hyäne; doch bei Applaus
bitte nicht eitel werden, immerhin bist du nicht mehr als
ein Gedicht


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Kommentare zu diesem Text


 tueichler (04.09.22, 00:59)
Hach …. Wenn Gedichte Frauen wären … dann wären wir Männer schnell verschlissen. Aber so sie nur im Imaginären wabern, lässt uns die Phantasie freien Lauf.
Sehr gelungen!

Tom😎

 Tula meinte dazu am 04.09.22 um 22:41:
Hallo Tom
Ich kenne aber auch Gedichte, die scheinen mir eindeutig 'Männer' zu sein 8-)

Dankend lieben Gruß
Tula

 EkkehartMittelberg (04.09.22, 10:37)
Ein sehr gelungenes Gedichtgedicht, das die Form thematisiert und damit einseitig Inhaltsfixierten sinnlich vor Augen führt, wie wichtig sie ist.

LG
Ekki

 Tula antwortete darauf am 04.09.22 um 22:44:
Hallo Ekki
Ja, Inhalt und Form, das muss sich schon gegenseitig abstimmen. Wie hätte ich dieses hier gereimt? Ich weiß es nicht, unter Umständen wäre bei diesem Versuch etwas anderes herausgekommen.

Dankend lieben Gruß
Tula

 Létranger (04.09.22, 12:23)
Ich finde es ebenfalls sehr gelungen ;).

 Tula schrieb daraufhin am 04.09.22 um 22:44:
Danke Lé und lieben Gruß
Tula

 Graeculus (04.09.22, 16:36)
Den Leser schön in die Irre gelockt.

 Tula äußerte darauf am 04.09.22 um 22:46:
Hallo Graeculus
Ein Versuch, den Leser dazu zu bringen, das Gedicht zweimal zu lesen  :D

LG
Tula

 JohndeGraph (04.09.22, 23:56)
Eine Ode an die Form. Gelungen finde ich.

Grüße J.d.G.

 Tula ergänzte dazu am 05.09.22 um 23:05:
Hallo John
Da bedankt und verneigt sich das Gedicht  :)

LG
Tula
Agnete (66)
(05.09.22, 21:48)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Tula meinte dazu am 05.09.22 um 23:08:
Hallo Agnete
Man sollte mit der Sprache in der Tat zärtlich und behutsam umgehen wie mit einer/einem Geliebten. Ein schöner Gedanke  :) 

Dankend lieben Gruß
Tula

 harzgebirgler (06.09.22, 10:37)
große dichtung, die's nie eitel treibt
stiftet aber durchaus das, was bleibt
beirrt weder von beifall noch hyänen
de sich zu gerne selbst großdichtend wähnen!

lg
harzgebirgler

 Tula meinte dazu am 06.09.22 um 22:05:
Hallo harzgebirgler
So ein Gedicht wird erst wirklich traurig, wenn die Leser es nach ein paar Tagen vergessen. Und tanzt vor Freude, wenn es jemand plötzlich wieder auf die Bühne holt. So hält das Forum für jedes einen Schimmer der Hoffnung parat  8-)

LG
Tula
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