Artefaktum

Fatras zum Thema Schicksal

von  FrankReich

Dem Menschen blüht die alte Wunde,
denn er ist sich der größte Feind.

Dem Menschen blüht die alte Wunde
in jeder folgenden Sekunde,
die zu bezwingen er vermeint.
In all den Jahren seiner Stunde
schien mit dem Leben er im Bunde,
den Tod jedoch hat er verneint
und trotzdem sich mit ihm vereint.
Die Weisheit macht nur schwer die Runde,
wenn sie als Finsternis erscheint;
der Mensch geht an sich selbst zugrunde,
denn er ist sich der größte Feind.


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Kommentare zu diesem Text


 Quoth (06.09.22, 13:19)
Gute Balance zwischen Weisheit und Nonsens. Die blühende Wunde erinnert an die des Jungen in Kafkas "Landarzt": "In seiner rechten Seite, in der Hüftgegend hat sich eine handtellergroße Wunde aufgetan. Rosa, in vielen Schattierungen, dunkel in der Tiefe, hellwerdend zu den Rändern, zartkörnig, mit ungleichmäßig sich aufsammelnden Blut, offen wie ein Bergwerk übertags."
Bemerkenswertes Fatras. Gruß Quoth

Kommentar geändert am 06.09.2022 um 17:55 Uhr

 FrankReich meinte dazu am 06.09.22 um 21:42:
Schade, das "Nonsende" hätte ich als Wortschöpfung stehen lassen, Dein Kommentar ist aber auch ohne nicht von schlechten Eltern, leider fehlt mir einfach die Geduld, mich mit Kafka auseinanderzusetzen.

Dank und ciao, Frank

 Quoth antwortete darauf am 07.09.22 um 08:17:
Da nicht für.
Für "Ein Landarzt" brauchst Du nicht viel Geduld, er hat nur rund 6 Druckseiten, und wenn Du den zweimal gelesen hast, weißt Du, wer Kafka ist. Gibt ihn und alle Werke Kafkas im Netz. Gruß Quoth

 FrankReich schrieb daraufhin am 07.09.22 um 09:16:
Ich habe mich zwar über Deinen Lesetipp informiert, um aber mein Dilemma zu konkretisieren, lasse ich am besten Kafka selbst zu Wort kommen:

Alle menschlichen Fehler sind Ungeduld, ein vorzeitiges Abbrechen des Methodischen, ein scheinbares Einpfählen der scheinbaren Sache.

In meinem Fall führe ich diese Ungeduld auf fehlende Reife und Abschreckung zurück, nicht zuletzt, weil mir die analytische Brillanz von Erzähltheoretikern wie bspw. Martinez und Scheffel abgeht und ich einen Hang zur Prokrastination habe, die Überwindung meines inneren Schweinehundes bzgl. Kafka wird daher wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Ciao, Frank
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