Her Majesty The Queen

Text zum Thema Abschied

von  Mondscheinsonate

Als ich zwölf Jahre alt war, verehrte ich die Queen sehr. Ich fand das so cool, dass eine Frau auf einem Thron saß. Zeitgeschichtlich betrachtet, das waren noch andere Zeiten, es gab keine Polizistinnen, aber Politessen, die regelten nur den Verkehr, sonst gar nichts. Die Wiener Philharmoniker waren eine Männerpartie und in der Politik belächelte man Frauen, wenngleich die Dohnal da war, aber das war, bevor ich 12 war. Ja, der Aufbruch machte sich bemerkbar, aber die Buben wollten noch Rechtsanwälte werden, die Mädchen nie. Das kam ein paar Jahre später, zumindest in meinem Umfeld. So betrachtete ich die Queen als Ausnahmeerscheinung, die, die den Thron bestieg als Papa in die Schule kam, die war immer da und gegeben.

Ich zeichnete sie auf einem Thron und schickte das Bild an "den Buckingham Palast in London", tatsächlich, wunderte ich mich über 18 Schilling Briefmarkengebühr, aber das war es mir wert. 

Drei Monate später lag ein wunderschöner Umschlag im Briefkasten. Der Absender war der Palast, mein Herz raste, er war an mich adressiert, handgeschrieben, das Siegel der Queen war eingestanzt, meine Güte, wie schön! Der Sprecher der Queen bedankte sich im Namen der Genannten und erklärte mir, dass Her Majesty The Queen stetig Kinderzeichnungen bekomme und einmal wöchentlich jede einzelne Zeichnung begutachtet und sich freut.

Ich glaube das sogar, heute noch, nun, jetzt nicht mehr.

Das war Fanpflege, meine Schwester ist Volksschullehrerin, die Kinder schickten ebenso eine Zeichnung und die bekamen auch so einen schönen, handgeschriebenen Brief. 

Einmal sah ich eine Dokumentation über das Leben "hinter den Kulissen" des Palastes. Da sitzen unzählige Leute und beantworten mit schönen Füllern die Post aus der ganzen Welt. Das fand ich den schönsten Job im ganzen Palast.

Nun, jetzt ist wieder ein Mann da, aber die Königin war Vorbild für viele Frauen, auch für mich. Natürlich, man könnte viel Negatives herauskehren, aber dazu habe ich jetzt keine Lust.

Rosis Tod, die eine starke und selbstständige Frau war, hat mich schon erschüttert, so auch der Tod der europäischen Granny. 

Sie möge in Frieden ruhen.


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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (08.09.22, 22:28)
Irgendwie ist doch eine Königin, die nichts zu sagen hat, sondern nur repräsentieren soll, eine merkwürdige Sache. Daß sie solche Gefühle auslösen kann, ohne reale Macht zu besitzen, ist schon eine Leistung.

Harry & Meghan waren gerade in Düsseldorf, meiner Heimatstadt. Die Stadt stand kopf. Das kann ich schon weit weniger verstehen.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 09.09.22 um 06:38:
Royals und Königshäuser sind mir völlig egal. Es war schon ihre Person. Du, unterschätze nicht die Macht der Diplomatie und Wohlfahrt.

 Taina antwortete darauf am 09.09.22 um 07:21:
Sie beeindruckte durch ihre Selbstdisziplin. Die Würde mit der sie ihr Schicksal, den 95% vorgezeichneten Weg annahm.

 AchterZwerg (09.09.22, 07:14)
"Erschwerend" kam hinzu, dass sie fast ebenso klein war wie der8., gleichwohl Energie ausstrahlte wie eine Riesin.
Ich mochte sie auch sehr gern. <3

 Teolein schrieb daraufhin am 09.09.22 um 11:45:
Mein liebes Zergl,
wahre Größe wird nicht in Zentimetern gemessen.
Ich wäre auch gerne kleiner.
LG
Teo

 Regina (09.09.22, 19:28)
Sie war eine echte Königin, was man von keinem ihrer Kinder und Kindeskinder sagen kann.
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