... die versoffene Katze -

Skizze zum Thema Abgrund

von  alter79

Verdammt! -


Das Töten ist die Sucht, die Sie aufgeben müssen ..., höre ich Doktor Schütz I.

Doch der Tod ist unwiderruflich da, verspricht viel und macht manisch. Und nicht nur mich. Der verbreitet sich im Web wie Grippe. Hat inzwischen Millionen von Fans. Denn der Tod ist kein Mensch, sondern Schöpferkraft. Er hat keinen Ort und keine Zeit. Er kennt nur ein Ziel, bevor es so weit ist, einem den Rest an Seele herauszuquetschen. Und ja, ich bin bereit. Und sowieso ist irgendetwas anders geworden. Leichtigkeit und Eleganz, als wäre Frühling. Ein schönes Wort für die Krankheit Leben. Doch ich weiß, es ist wegen Ana Alice. Und Anorexia Nervosa. Der Magersucht. An der sie offensichtlich leidet und ich gleich mit, weil ich Ana mag (was sie allerdings nicht weiß; auch hat sie mich noch nie gesehen, glaube ich). Unnahbar. Ja, so ist sie. Schlank. Androgyn. Reizvoll. Und ich kann ihr beim Kalorienzählen zusehen. Wenn sie isst wie ein Vögelchen. Sich den Finger in den Hals steckt. Würgt. Vor der Kloschüssel auf die Knie geht. Ich sehe ihr auch beim Duschen zu. Wie sie vor Schwäche fast umfällt, den Duschvorhang dabei runterreißt wie ihr die Beckenknochen hervorstehen. Der Busen lediglich noch aus Haut besteht. Schon die Oberschenkel wie Streichhölzer und Gummipelle daran. Dass ich ab nun ihr Gewissen bin, für sie koche. Nur vom Feinsten, versteht sich. Und es ihr vor die Tür stelle. Klingele und weglaufe als wäre es ein Jungenstreich. Ist es aber nicht. Ich habe mich, ganz gegen meine früheren Bedürfen, in sie verguckt. In das Versprechen einer hauchzarten Libelle. Die essen als Charakterschwäche ansieht. Und mich sicher auch, wenn sie herausbekommt, dass ich ihr täglicher Essensspender bin. Das sie aber bisher und fast unbesehen immer ins Klo geschüttet hat. Doch ich bin darüber nicht sauer. Ich bin sogar so kitschig, bei dem besagten Tierhändler eine Katze zu erstehen um die ihr zu schenken.

Wo ist denn die Ratte?, fragt der.

Ich habe Sir Egon die Freiheit geschenkt.

Sie haben ihn ausgesetzt?

Ja aber in die Freiheit!

Wie soll er denn da überleben? Haben Sie das mal bedacht, Sie Unhold?

Halten Sie mal die Luft ... Egon lebt bei mir auf dem Hof und bekommt regelmäßig Fressen und Saufen!

Essen und trinken, wollten Sie sicherlich sagen?

Wenn Sie es sagen; was ist nun mit der Katze?

Eine aus dem oberen Preissegment?

... wenn ich dann bitten darf.

Eine Siam als Hauskatze?

Genau die. Und treu muss sie sein!

Katzen sind nur sich selber treu. Wenn Sie was Treues brauchen, sollten Sie einen Hund kaufen ...!

Meine Güte packen Sie die Katze doch endlich ein.

Mit Korb?

Ja klar; oder denken Sie, ich will die gleich hier essen?

Sie scheinen ein ziemlich rabiater Mensch zu sein; ich muss mich doch sehr wundern.

(...)

Also, was ist nun?

Mit Korb dann!


Am 2. Oktober hat mein Vater Geburtstag. Jedes Jahr. Und deswegen befinde ich mich seit ich denken kann in ärztlicher Behandlung.



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