Johann Wolfgang von Goethe: Faust

Experimenteller Text zum Thema Liebe und Sex

von  Terminator

Im Geilenkirchen der Reformationszeit lebt ein kolumbianischer Fussballspieler namens Fausto Asprilla, genannt einfach Faust. Nein, Scherz. Er heißt wirklich Dr. Faust. Er ist Magister, Doktor gar, und, wie ein typischer Akademiker der abendländisch-faustischen Kultur, Nihilist. Er versucht sich und scheitert an okkulten Praktiken. Er ist verzweifelt und will sich umbringen. Doch dann kommt der Teufel.


Faust schließt einen Pakt mit dem Teufel. Dieser steht ihm für eine bestimmte Zeit auf Erden zu Diensten, darf aber, wenn er es schafft, ihm einen echten Moment der Glückseligkeit zu schenken, seine Seele in die Hölle mitnehmen. Vom Doktor Erlebtnix wird Faust zum alkoholtrinkenden und drogennehmenden Discogänger, erlebt allerlei geilen Scheiß, doch kann zu keinem Moment sagen: "Verweile doch, du bist so schön". Doch dann verliebt er sich in ein Mädchen.


Das Mädchen ist sogar schon 14 Jahre alt (damals setzte die Pubertät übrigens 3 Jahre später als heute ein), nix Lolita (wobei diese 12-Jährige wahrscheinlich schon etwas geschlechtsreifer als Gretchen mit 14 war). Faust verführt das Kind (die Rede ist explizit vom Kind) und schwängert es. Und dann kommt unvermeidlich das bittere Ende. Der unglückseligen Teenagerin, die ihren Säugling ertränkt, lässt Goethe einen Engel zu Hilfe kommen. Ihre Seele wird gerettet. Der Kinderschänder wird vom Teufel in die Hölle geführt.


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Kommentare zu diesem Text


 loslosch (25.09.22, 22:31)
Felix Salten: warum steht josefine mutzenbacher auf dem index, aber Goethes faust auf dem gymnasialen lehrplan?

 Terminator meinte dazu am 25.09.22 um 22:38:
Der Bann wurde damit begründet, dass das Buch angeblich "...den sexuellen Kindesmißbrauch ausführlich und in einer für pornographische Erzeugnisse gebräuchlichen aufreizenden Weise schildere und ihn einschränkungs- und kritiklos verharmlose und verherrliche". Im Faust gibt es keine allzu pornographische Schilderung, aber der zweite Vorwurf gilt für Faust noch mehr: da wird ein Kindesverführer, im Juradeutsch ein Förderer sexueller Handlungen Minderjähtriger, verherrlicht und heroisiert (tragischer Held; aber wer sieht im Faust den Verbrecher, der er ist?)

Goethe ist halt das Aushängeschild Deutschlands und Faust ist von der Qualität eines der besten Werke der Weltliteratur überhaupt. Da kann schon mal das Kindeswohl vernachlässigt werden.

 loslosch antwortete darauf am 25.09.22 um 23:07:
das buch wurde ende der 1960er jahre freigegeben, später wieder indiziert, weil josefine zu jung war. paar jährchen draufsatteln ging nachträglich nicht mehr. leider!

nachtrag: "Im November 2017 lag das Buch schließlich erneut zur Prüfung bei der BPjM vor und obwohl das Gremium von einer zweifelsfrei gegebenen Jugendgefährdung ausging, kam man nach einem intensiven Abwägungsprozess mit dem Jugendschutz und der Kunstfreiheit, sowie einem Gutachten mit belegten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu dem Schluss, der Kunstfreiheut den Vorrang einzuräumen und "Josefine Mutzenbacher" in allen Auflagen von der Liste der jugendgefährdenden Medien zu streichen."

toll! wohl das einzige deutsche meisterwerk erotischer literatur mit viel wienerischem lokalkolorit.

Antwort geändert am 26.09.2022 um 09:06 Uhr
Taina (39) schrieb daraufhin am 25.09.22 um 23:38:
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 Terminator äußerte darauf am 26.09.22 um 00:30:
Aber war er denn überhaupt als positive Figur gemeint?
Im Teil 1 als tragischer Held. Im Teil 2 wird er am Ende erlöst, da fällt sogar das Tragische weg.
Taina (39) ergänzte dazu am 26.09.22 um 05:54:
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 Verlo meinte dazu am 26.09.22 um 07:52:
Im November 2017 wurde nach Ablauf von 25 Jahren das Werk [Josefine Mutzenbacher] wieder von der Liste der jugendgefährdenden Medien gestrichen.
 https://de.wikipedia.org/wiki/Josefine_Mutzenbacher

Auf der Wikipedia-Seite gibt es Verweise zum Text, unter anderem zur Faksimile bei der Österreichischen Nationalbibliothek.

 B_B (23.06.23, 21:50)
Höchst irritierend, wie neben einigermaßen pseudotiefgründigen Inhalten in solchen Klassiker-Büchern dann auch so Falsches stehen darf, ohne dass diese Teile mit der eigentlich angemessenen Ernsthaftigkeit kritisch mindestens gleichwertig mit ins Auge gefasst werden, bei der Besprechung dieser Bücher (anekdotische Evidenz aus meiner Schulzeit).
Schimmel (60) meinte dazu am 23.06.23 um 23:03:
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 Dieter Wal (17.07.23, 22:47)
Gretchen ist kein Kind, die Altersangabe von 14 Jahren steht in keinem Faust, sondern eine jüngere Frau. Wie sie dargestellt wird, eher eine Jugendliche. Sie könnte ebenso 18 oder 25 sein.

Das macht die Gretchentragödie moralisch sicher nicht wesentlich besser. Faust ist ein heroischer Arsch diesbezüglich. Doch weil Dramenfigur und dem Goethe-Theater als moralische Anstalt, sehe ich darin eher keine wirklichen Probleme. Selbstverständlich soll die Gretchentragödie auf ein gesellschaftliches Tabu hinweisen, das unter gar keinen Umständen gebrochen werden darf.

 Terminator meinte dazu am 17.07.23 um 23:31:
" Ist über vierzehn Jahr doch alt" ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass dies eben in Frage steht. Minderjährig ist Gretchen auf jeden Fall, bestenfalls knapp über dem Schutzalter.

 Dieter Wal meinte dazu am 17.07.23 um 23:47:
 Ist über vierzehn Jahr doch alt" ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass dies eben in Frage steht.
Wow! Mein Fehler. Ich bilde mir, bloß weil ich in meiner Jugend einige Faustmonologe auswendig lernte und Dauergast der Inszenierung des Coburger Landestheaters war, ein, ich hätte von Faust besonders viel Ahnung, was sicher nicht gegeben ist.


Dass du ihn besonders schätzt, gefällt mir.

 Dieter Wal meinte dazu am 18.07.23 um 13:17:
Vom Doktor Erlebtnix wird Faust zum alkoholtrinkenden und drogennehmenden Discogänger, erlebt allerlei geilen Scheiß, doch kann zu keinem Moment sagen: "Verweile doch, du bist so schön". Doch dann verliebt er sich in ein Mädchen.
Jugendliche könnte man mit dieser mehr oder weniger korrekten Zielgruppenansprache bestens erreichen! :D Dein Neologismus "Doktor Erlebtnix" für Faust ist wundervoll.
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