Wertstoffe

Skizze zum Thema Armut

von  Moja

Auf dem Weg zum Discounter fallen mir die abgerissenen Gestalten auf dem Boden vor der Kirche auf, die Schlange zur Lebensmittelausgabe der Berliner Tafel ist lang. Vor der Pfandrückgabe im Discounter stehe auch ich Schlange und erkenne den Mann wieder, der vorhin einen Müllcontainer durchwühlte. An der Kasse steht er vor mir. Mit einem schnellen Blick in den Spiegel kontrolliert die Kassiererin den leeren Einkaufswagen des Kunden, tippt den Pfandbetrag ein und reicht ihm die Münzen. Kurz darauf steht er wieder an der Kasse, er legt ein paar Bierflaschen auf das Fließband. Sie kassiert ihn ab. Hinter der Kasse bleibt er stehen, nimmt einen kräftigen Schluck und linst in die fast leere Flasche. Kunden grinsen, als er aufseufzt: „Aaah, endlich wieder glücklich!“



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Kommentare zu diesem Text


 GastIltis (27.09.22, 15:32)
Liebe Moja,
ist dir nicht schon ab und zu der Gedanke gekommen, dass (der Kunde als König) den Preis für das Flaschenpfand festlegen sollte. Schließlich muss er ja davon leben!
Herzlich Gil.

 Moja meinte dazu am 27.09.22 um 18:16:
Geniale Idee, lieber Gil,
nur wie setzt man sie um? Und Könige sind auch nicht mehr das, was sie mal waren, 

herzlichst dankt,
Moja

 AchterZwerg antwortete darauf am 28.09.22 um 06:46:
Stimmpt! Die sterben wie die Fliegen, obwohl man gar nicht damit rechnet!
Teolein (70)
(27.09.22, 15:44)
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 Moja schrieb daraufhin am 27.09.22 um 18:20:
Ach, Teo,
das ist nur eine harmlose Alltagsszene, wenn ich da an die unzähligen Obdachlosen denke, von denen es immer mehr gibt in der Stadt...

Danke für Kommi & Empfehlung,
liebe Grüße, Moja

 Dieter_Rotmund (27.09.22, 16:04)
Duisburg?
Teolein (70) äußerte darauf am 27.09.22 um 16:05:
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Agnete (66)
(27.09.22, 22:04)
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 Moja ergänzte dazu am 28.09.22 um 10:35:
Danke für Kommi & Empfehlung, liebe Agnete,
grüße erfreut, Moja  ;)

 AchterZwerg (28.09.22, 06:56)
Das scheinbare Glück aus der Flasche hält leider nicht lange genug vor ... gleichwohl ein bemerkenswerter Traum.

Auch die Realität birgt allerlei Kurioses: Ein Typ von meinem Lauftreff musste neulich ebenfalls Schlange stehen, weil er sich dringend die vierte Impfung verabreichen lassen wollte. Zwar wunderte er sich ein wenig über das plötzlich aufgeflammte Interesse der Bewohner unseres Kleinstädtchens, rückte aber brav und langsam vor.
Erst ziemlich am Ende stellte er fest, dass er um Lebensmittel angestanden hatte - und stieg verschämt in seinen Daimler.
Wohl dem, der Gutes darin sieht!

 Moja meinte dazu am 28.09.22 um 10:44:
Leider war das real Erlebtes, Neuköllner Alltag eben, liebe Zwergin.
Der Typ vom Lauftreff hatte auch Glück, er konnte noch rechtzeitig davon brausen, bevor die Schlange sich "aufbäumte"; vorgestern wurde ich von einem aggressiven Bettler (dem ich nichts gab) geschlagen in der S-Bahn, kein Fahrgast half, weder ihm noch mir - aufwachen war auch unmöglich, oh, schöne Welt!

Sei gegrüßt wie immer,
Moja

 harzgebirgler (28.09.22, 08:57)
auf dem boden die schlange der armen
in diesem land - echt zum gotterbarmen! :angry:

sozialkritische morgengrüße vom harzer

 Moja meinte dazu am 28.09.22 um 10:45:
die Schlange wird immer länger
und mir immer bänger....  :ermm:

Dank Dir schön,
Grüßchen, Moja

 TassoTuwas (28.09.22, 09:56)
Hallo Moja,
was ist Glück?
Schwer zu sagen, aber je weniger man besitzt, umso eher begegnet es einem!
Herzliche Grüße
TT

 Moja meinte dazu am 28.09.22 um 10:47:
Glück halte ich für eine vorübergehende Illusion von Wohlbefinden, lieber Tasso, so in etwa  :) , mit Besitz hat es kaum zu tun.

Grüße herzlich zurück, 
Moja
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