Lew Gumiljow: Hunnu (Xiongnu)

Epos zum Thema Todesstrafe

von  Terminator

Die Xiongnu sind im Grunde die Vorfahren der Hunnen. Sie lebten um die Zeit der Punischen Kriege bis zur Zeit der Antoninischen Pest nördlich von China und waren im zweiten vorchristlichen Jahrhundert eine dem Han-Imperium ebenbürtige Macht. Dann wurden sie von einem anderen Nomadenvolk, den Xianbei, nach Westen vertrieben (die südlichen Stämme assimilierten sich in Nordchina, das später ebenfalls von den Xianbei erobert wurde). Gumiljows Monographie schildert die Geschichte des Xiongnu-Reiches vom ersten mächtigen Shanyu Mao-Tun (auf Türkisch Mete, bei diesem Namen bleiben wir) zum letzten souveränen Shanyu Udadikhaeou.


Als Hannibal durch Italien zog, schickte Metes Vater Touman, Shanyu dem Titel nach, aber kein großer Herrscher der Xiongnu, seinen ungeliebten Sohn als Geisel zu den Yuezhi, einem anderen Nomadenvolk auf dem Gebiet der heutigen Mongolei. Obwohl der Prinz als Geisel die Friedensabsicht des Shanyu symbolisieren sollte, griff der Shanyu Touman die Yuezhi an, und nahm nicht nur billigend in Kauf, dass sie seinen Sohn töten würden, sondern wünschte es sich: das war sein Plan, er wollte Mete loswerden, wahrscheinlich weil er Angst vor ihm hatte. Doch Mete erkannte die Absicht des Vaters und wurde nach seiner spektakulären Flucht von seinem Stamm als Held begrüßt. Touman, der schon fast seinen anderen, geliebten Sohn, zum Kronprinzen gemacht hatte, musste nun Mete die Herrschaft über 10000 Familien übertragen und ihn zu einem Fürsten machen, der ein eigenes Heer befehligte.


Mete begann, sein Heer zu trainieren. Er erfand einen pfeifenden Pfeil, und verpflichtete seine Krieger, ihre Pfeile ihm nach zu schießen. Einmal schoss er auf seinen Lieblingsadler, und viele trauten sich nicht, zu schießen. Er ließ sie köpfen. Einmal schoss er auf sein Lieblingspferd. Wer ihm nicht nachschoss, war am nächsten Tag einen Kopf kürzer. Dann schoss er den pfeifenden Pfeil auf seine Lieblingsfrau. Wer ihm nicht nachtat, wurde enthauptet. Schließlich, als er seinen Vater wieder sah, schoss er auf ihn, und kein Krieger traute sich, nicht zu schießen. Der alte Shanyu verwandelte sich in wenigen Sekunden in einen Igel. Und sein ungeliebter Sohn wurde der neue Shanyu der Xiognu.


Östlich von den Xiongnu lebten die Donghu, die von dem jungen Herrscher Tribut forderten. Sie wollten Pferde haben. Metes Berater zürnten: "Wir geben ihnen nicht unsere Pferde!" Doch Mete sagte: "Es sind nicht die Pferde, die einen Staat ausmachen", und ließ die uneinsichtigen Berater hinrichten. Dann forderten die Donghu Frauen. Und wieder ließ Mete diesen Tribut zahlen und die Empörten dekapitieren. Dann forderten die Donghu ein leeres Stück Land, eine Wüste im Grenzgebiet. "Sollen sie es haben, ist doch nur leeres Land!" sagten die Berater, doch Mete sprach: "Land ist, was einen Staat ausmacht", und ließ sie töten. Er sammelte sein Heer und schlug die Donghu. Dann schlug er die Yezhi und viele andere Völker, einschließlich Han-Chinesen, deren Bevölkerung hundertmal größer war als die der Xiongnu. Und doch nannte der erste Han-Imperator Liu Ban Mete einen Bruder und zeigte damit, dass er das Reich der Xiongnu dem Reich der Mitte ebenbürtig sah.


Laoshan, der Sohn von Mete, vergrößerte weiter das Reich der Xiongnu. Als die Römer Karthago eroberten, erstreckte sich von Nordkasachstan bis zur Mandschurei ein riesiges nomadisches Reich, das erste der Geschichte.


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