Die Beifallo-Kratie

Glosse zum Thema Gesellschaftskritik

von  eiskimo

Oben agieren die Macher, die wollten immer schon auf die Bühne, ihr Ding machen. Sie haben auch ihre Fans mitgebracht. Dann läuft es ein bisschen wie im Talentschuppen. Scheinwerfer und Mikros an, und los geht die Präsentation.

Im Saal ist anfangs freundliche Popcorn-Stimmung, man quatscht und will es nett haben. Aber dann kommt der gestalterische Teil, die Performance - auch Politik genannt. Probleme werden aufgetischt, Dringlichkeiten erklärt, Rollen zugewiesen. Oh, es wird kompliziert

Manche der Akteure können es gut, treffen sofort den Ton, sind geeignet für das Format. Andere kommen einfach nicht so rüber, finden keine einfachen Formeln oder haben auch schon das falsche Outfit für so eine Show.  

Die Leute im Saal werden schnell ungeduldig. Sie wollen was sehen für ihr Geld. Vor allem wollen sie ihre Erwartungen erfüllt haben, ihre ganz speziellen. Und wenn es in die falsche Richtung läuft, wenn  einer da oben Lösungen fabriziert, die tatsächlich Nachteile brächten – oha, dann kollektive Abstrafung, shitstorm, nieder mit ihm. Der Kandidat wird förmlich weg gebuht.

Kommt aber etwas Gefälliges, haben die Kandidaten Hochglanz-Ideen mit neuem Wohlstand, mehr Mobilität, mit visionärer Lebensqualität und blühenden Landschaften, dann jubeln die Fans und der Applaus wogt hoch und höher.

Die Möchtegern-Macher haben diese Mechanik natürlich längst durchschaut. Sie trainieren vorher ihre Auftritte, sie testen ihre Botschaften, sie gehen in sogenannte Talk-Shows und verfeinern ihre Rhetorik – das Feedback über die Medien wird dann Teil ihrer nächsten Performance.  So liefern sie prompt, was in den Sälen gewünscht wird.




Anmerkung von eiskimo:

Die Zwillingsschwester der Beifallo-Kratie heißt übrigens Demos-Kopie

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