aus-flug

Gedicht zum Thema Existenz

von  Tula

plötzlich brach
sich Licht hindurch
die Nähte platzten auf
und dann befreite sie uns endlich, die große
Metamorphose –
aus unserer ausgedienten Puppenstube

zum ersten Mal im Leben: freier Flug!

die Gärten warteten bereits auf uns
mit Engelstrompeten und Sonnentau
Farben krachten im Wirbel der Essenzen
mit Sonderblüten an jeder Hecke

schon bald arkadisch veilchenblau
flogen wir durch kühle Schatten
stracks hinein in Hängematten, kurzerbein
umgarnt von einer passionierten Weberin

die uns bis heut so überzogen liebt, wir dürfen
bleiben bis sie abends mahlt

derweil lauschen wir gespannt
der Stille im Gespinst
nur hin und wieder
zappelt wer


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Kommentare zu diesem Text

Taina (39)
(02.10.22, 05:18)
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 Tula meinte dazu am 02.10.22 um 22:14:
Danke Taina  :)
LG Tula

 AchterZwerg (02.10.22, 07:55)
"Der Traum ist aus", so sang man sich in den 70ern.
Ebenso erging es uns immer wieder: Die Ausflüge blieben kurz, die frenetische Freude darüber Erinnerung.

Die Weberin lebt und beschaut ihr zappelndes Opfer.

Liebe Grüße
der8.
Agnete (66) antwortete darauf am 02.10.22 um 11:23:
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 Tula schrieb daraufhin am 02.10.22 um 22:20:
Hallo mein lieber 8er
Ja, der Kult-Song, den höre ich bis heute gern. Das Thema im Kern durchaus dasselbe, die Perspektive und das Schmetterlings-Gleichnis sicher weniger. Aber in der Tat, die Botschaft war auch politisch gemeint. Keine Freiheit ohne Netze und deren Weberinnen. Wenn man nicht mehr atmen kann, ist es in der Regel zu spät.

LG
Tula

 Tula äußerte darauf am 02.10.22 um 22:24:
Hallo Agnete
Da stimme ich dir gern zu. Selbst das sogenannte Aussteigen bringt am Ende nur andere Abhängigkeiten. Am besten man fliegt so frei wie möglich und hütet sich vor jeder Art von Netzen, gerade wenn sie silbrig glitzern.

LG
Tula

Antwort geändert am 02.10.2022 um 22:24 Uhr

 Lluviagata (02.10.22, 13:07)
Eine tagtägliche Jagd, die sich bis zum ersten Frost zieht, bis die Jägerin selbst erstarrt - toll beschrieben in einer wunderbaren Sprache! Danke dafür, Tula! 

Liebe Grüße
Llu ♥

 Tula ergänzte dazu am 02.10.22 um 22:28:
Hallo Llu
in der Tat, doch wohnt ja jedem Sterben auch neues Leben inne. Und mit diesem die unbekümmerte Seligkeit der ersten Flüge. Hach, noch einmal jung sein! 

LG
Tula

 harzgebirgler (02.10.22, 17:06)
hallo tula,

sehr schönes gedicht
aus entpuppungssicht -
altweibersommer stammt zudem vom weben
der spinnennetze die im herbstlicht schweben.

lg
harzgebirgler

 Tula meinte dazu am 02.10.22 um 22:37:
Hallo harzgebirgler
die alten Weiber spinnen gern,
die jungen aber, halt dich fern(!)
die weben dich ins Netz hinein,
du lebst, doch ohne frei zu sein  :D

LG
Tula
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