Louvre - I

Skizze zum Thema Kunst/ Künstler/ Kitsch

von  Augustus

Die Gegend um Louvre ist teuer. Ein Cappuccino kostet 5,50 €. Nur Touristen oder betuchte Franzosen können sich den Kaffee leisten. Die Einheimischen meiden die Läden. Dennoch sind die Läden gut besucht. Louvre ist nicht weit. Nur wenige Schritte vom Bahnhofsausgang. Auch hier eine Menschenschlange, die langsam sich bewegt Richtung Eingang. Zwei Aufseher winken die Besucher mit Karten bei. Sie können direkt zur Kontrolle weitergehen. Mitten im Zentrum des Louvre verkehren hunderte an Menschen aus aller Welt. Gern besucht ist das Restaurant, ebenso gern besucht ist der Raum, in dem die Kleider in einen Schließfach eingesperrt werden. Doch bald danach, darf der Besucher in die unglaubliche Welt der Kunst und Geschichte eintauchen. Die ungebildete Masse, die weder Kunstsinn noch Geschichte kennt, läuft stracks zu dem berühmten Bild von Leonardo Da Vinci, der „Mona Lisa“. Die meisten sind sowieso nur deshalb in Louvre damit sie Zuhause ihren Freunden und Bekannten davon erzählen können. Nur wenige von den Besuchern verbringen den ganzen Tag in Louvre und die aller wenigsten widmen jedem Werk, der Statue, jedem Bild die gebührende Achtung und Interesse. Die Masse läuft innerhalb von 4 Stunden durchs Louvre, um alles zu sehen und wieder alles zu vergessen, während tausend Bilder den Handyspeicher an die Grenze der Kapazität bringen, weil tausende an Bildern schon existieren. Nur die wenigsten wissen, dass ein ganzer Tag nicht ausreichen wird Louvre in Gänze zu würdigen. Und wiederum die aller wenigsten wissen, dass ein ganzer Tag nur für eine Ebene von Louvre ausreicht. Und nur Vereinzelte wissen, dass selbst ein ganzer Tag selbst für eine Ebene sportlich ist.

Nur ein Beispiel. Die Masse durchfliegt in wenigen Minuten den Raum der antiken Statuen, die die jeweiligen griechischen-römischen-hellenistischen Götter darstellen, während Kunst- und Geschichtsvernarrten Stunden in dem antiken Raum von etwa 40 Stauten verbringen können. Jede Statue hatte eine Geschichte zu erzählen. Jede Staute bestand aus Teilen, die in verschiedenen Epochen zusammengeführt wurden. Der Kopf einer Aphrodite (aus grauen Marmor) wurde bspw. im 16 Jahrhundert in der Türkei gefunden und auf einen in Paris erstellten Körper (weißen Marmor), der die Antike nachahmte, aufgestellt und im Louvre dann präsentiert. Kaum eine Skulptur wurde ganz und intakt aufgefunden. Genauer gesehen sieht der Beobachter die feinen Verklebungen von Rissen in jeder einzelnen Skulptur. Oftmals fehlen Zeigefinger an der Hand von Statuen. Füße sind nach dem antiken Stil geformt. Ganz kleiner Hinterzeh ist das Markenzeichen der antiken Götter, der kein Verhältnis zu den restlichen Zehen besitzt. An einer Skulptur der Aphrodite und Cupido fehlt der Bogen in der Hand der Aphrodite, die den Cupido in der Szene neckt, der wiederum wie ein Kleinkind sich benimmt und ausruft: gib mir meinen Bogen wieder zurück, während sein Gesicht jene typische quengelnde Geste eines Kindes darstellt, wenn einem Kind sein unbedingtes Verlangen nach etwas nicht nachgegeben wird; hier im Fall, dem Verlangen nach dem Bogen. Aphrodite ist hier viel mehr nicht nur schön, sie ist auch keck und verspielt. Während Cupido als Kleinkind seine Liebepfeile ohne tieferes Verständnis der Liebe verschießt, sie mögen auch die Falschen treffen. Scheint es doch so, als ob Aphrodite genau wüsste, wer die Liebe verdient und wer zu wem genau dazugehört. Aphrodite entreißt Cupido den Bogen, weil sie sieht, dass Cupido mit dem Bogen mehr Schaden als Sinn stiftet. Doch scheint der Bogen zunächst eine Art Spielzeug der Götter zu sein, die sie an den Cupido verschenkt haben, damit dieser nicht mehr quengelt und aufhört die Ruhe und den Frieden auf dem Olymp mit jenem ohrenbetäubenden Kindergeschrei zu stören. Das Spielzeug in Form eines Bogens, der Liebespfeile verschießt, ist eine Lust für den Cupido. Sein Schreien hört promot auf, die Götter genießen wieder die ersehnte Ruhe. Nur die Menschen müssen drunter leiden. Liebende kommen zusammen, die nicht zusammengehören. Sie treffen Liebespfeile ohne Sinn und Verstand. Und zum ersten Mal entdeckt der Beobachter, dass es zwei Arten der Liebe gibt, die eine nämlich, die durch die Aphrodite und die andere, die durch den Cupido verursacht wird.



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