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Herbstleben

Lyrischer Prosatext zum Thema Reinkarnation

von  Regina

Sinkende Sonne beleuchtet ein gelbrot gemaltes Ahornblatt, das schließlich die Verbindung mit dem Baum aufgeben und zur Erde fallen wird.

Nur das Blatt stirbt den Wintertod, noch lange nicht der ganze Baum.

Er trägt die Erinnerung an ein Frühjahr in sich und weiß, dass frische Blätter und das

Blütenkleid wie Brautschleier im Frühjahr auferstehen werden.

Welk fällt das malerische Blatt zur Erde, vertrocknend wie alternde Haut.

Doch die Schneedecke auf der erkalteten Erde bleibt nicht für immer.

Die Natur offenbart sich in Zyklen.

Sollte sich nicht auch die menschliche Natur in Zyklen offenbaren,

die Erinnerung an Jugend und Lebenssommer durch den Tod tragen,

um abermals geboren zu werden zur Wiederholung des Erdenlebens, 
Auffrischung einer Lebenserfahrung,
einer neuen Möglichkeit,
gegeben, solange die Sonne besteht und alles Leben in ihre magnetischen Kreise einbezieht?

Wem erscheint eine solche Analogie nicht plausibel?



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Kommentare zu diesem Text


 Jedermann (03.11.22, 10:47)
Ich denke, etwas von uns könnte durch unsere Kinder weiter getragen werden - aber es gibt auch da keine Garantie. Reinkarnation wäre für den Einzelnen etwas Angenehmes, aber ich denke es würde die Entwicklung hemmen.

Zum Gang im eigenen Leben möchte ich zwei Texte zitieren.
Adalbert v. Chamisso schreibt am Ende seiner Reise um die Welt: "Die Verwandlungen des Insektes lassen sich auch an dem Menschen nachweisen, nur in umgekehrter Reihenfolge. Er hat in seiner Jugendperiode Flügel, die er später ablegt, um als Raupe vom Blatte zu zehren, auf welches er beschränkt wird."

Und, eines meiner Lieblingsgedichte zum Thema von Hesse, dass du mit Bestimmtheit kennst, ist Stufen.

                                                         Stufen
Hermann Hesse
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden ...
        Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

 Regina meinte dazu am 03.11.22 um 12:55:
Danke, ja, das Hessegedicht sagt mir was.

 EkkehartMittelberg (03.11.22, 11:21)
ja, sie ist plausibel und schenkt Hoffnung. Ich halte mich offen.

LG
Ekki

 Regina antwortete darauf am 03.11.22 um 12:55:
Vielen Dank.

 AZU20 (03.11.22, 11:41)
Ich wäre sehr dafür. L

 AZU20 (03.11.22, 11:42)
Ich wäre seh dafür. LG

 Regina schrieb daraufhin am 03.11.22 um 12:55:
Ja, gut. Danke fürs Empfehlen.

 Saira (03.11.22, 13:40)
Es ist das letzte Geheimnis, das der Mensch mit in den Tod nimmt und eine Glaubenssache, ob die Seele "danach" in einen neuen Körper wandert bzw. eine Art von Wiedergeburt erlebt oder ein Nichts folgt.

Ich persönlich kann mir vorstellen, dass es den Zirkel, wie du ihn sehr schön beschreibst, gibt, aber ich glaube nicht, dass der Mensch aus den vorigen Leben lernt und die Erfahrungen sich positiv auf das neue Leben auswirkt. Wie sollte es sonst erklärbar sein, dass der Mensch seit Menschengedenken nicht dazuzulernen scheint?

Die Menschheit steuert auf ein Endzeitszenario zu bzw. wir stecken im Grunde mittendrin ...

LG
Sigrun

 Regina äußerte darauf am 03.11.22 um 16:51:
Danke für deinen Kommentar hier, wo du deine Sicht der Dinge folgerichtig darlegst. Ja, wir stecken in einem Endzeitszenario, liebe Sigrun

 Graeculus ergänzte dazu am 03.11.22 um 18:37:
Da hat einmal jemand sämtliche Endzeitszenarien und Weltuntergangsprophezeiungen der letzten 2000 Jahre gesammelt: es waren über 1000. Macht das nicht skeptisch gegenüber der 1001.?

 Regina meinte dazu am 04.11.22 um 08:41:
Da geht es aber mehr um den Ist-Zustand der gegenwärtigen Welt, nicht um Prophezeiungen.

 Graeculus meinte dazu am 04.11.22 um 10:06:
Endzeit ist keine Prophezeiung? Die Zeit der Menschheit steuert auf ihr Ende zu, so habe ich es verstanden. Daß sie bereits zuende ist, kann man ja nicht gut behaupten, solange es uns noch gibt.

 Graeculus (03.11.22, 18:35)
Daß auch das menschliche Leben in Zyklen (besser als "Zirkel") verlaufe, ist ein in der Antike gängiger Standpunkt. Hegel hat dagegen eingewendet, daß dies am Wesen des Geistes vorbeigehe, der das Vergangene bewahrt und sich auf diese Weise weiterentwickelt.

Der neugeborene Maikäfer ist eben nur die Wiederholung eines Maikäfers, das sprießende Veilchen die eines Veilchens - wir geistigen Wesen hingegen bauen auf dem Vergangenen Neues auf. Der Geist ist nicht zyklisch, Quantenphysik und Internet sind nicht bloß die Wiederholung eines Früheren. Wir Menschen, so sagt man, stehen auf den Schultern von Riesen.

 Tula meinte dazu am 03.11.22 um 23:58:
Hallo Graeculus
So ist es. Und es braucht ohnehin keine Reinkarnation. Wir haben 'Kultur', einschließlich ihrer eher negativen Auswüchse. 

Unsere Beiträge hier werden schnell vergessen sein, auch die literarisch besten von ihnen. Später werden andere schreiben, 'Ähnliches', obwohl sie uns nie gelesen haben. Dennoch keine Wiederholung. Wir schreiben fürs jetzt und für uns, geben uns weiter, gedanklich und rein künstlerisch, Tag für Tag. Ein nicht enden wollender Zyklus von Zyklen von Zyklen ... insgesamt weben sie nach und nach und immer höher die Schultern des Riesens - Kultur.

LG
Tula

Antwort geändert am 03.11.2022 um 23:59 Uhr
Teolein (70)
(03.11.22, 18:45)
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 Regina meinte dazu am 04.11.22 um 03:12:
So ist es. die Weltlage ist die Realität, nicht die Prophezeiungen.

 Naja (22.12.22, 09:51)
Mir scheint es plausibel, je länger ich lebe, um so mehr. Liebe Grüße :)
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