Nein, keine Angst, niemanden erzähle ich von der F-VG, dem FAG 2017 oder der BAO, das hätte länderübergreifend wenig Sinn, was man aber erzählen kann, das ist über den Moment der Ablenkung. So sah ich gerade drei Stunden Vorlesung, ja, das hörte nie wieder auf, so fühlte es sich an, aber diese drei Stunden waren wohltuend für mein Limbisches System, das auch für die Gedächtnisleistung zuständig ist, das hielt ich mit komplexen Themen auf Trab und nicht nur in einem Versinken in längst Vergangenem. Die Rechtswissenschaften retten mich immer wieder auf das Neue, das ist wirklich wahr, haben mich gedanklich weitergebracht und halten mich auf Trab.
Als ich das letzte Mal mir ansah, was B. so treibt, es ist jetzt Monate her, dachte ich, dass dieses primitive Gerede, meist handelte es sich um Antifeminismus, Ausländerfeindlichkeit, Homosexuellenausgrenzung und sonstige verblödete Dinge, derartig abstoßend war, dass es mir beinahe das längst Zerkaute, fast Verdaute hochkommen ließ und ich schämte mich, dass ich sowas Letztklassiges in meinen Körper ließ. Wir machen alle Fehler, sonst wäre es langweilig im Leben.
Aber, durch die Komplexität der Materien, lernte ich anders zu denken, entwickelte mich weiter, sehe Dinge kritischer, entwickelte eine Liebe für das Zerlegen von Sachverhalten, doch im Endeffekt, um es in politisch inkorrekter Sprache meiner Oma beim Namen zu nennen: "Das ist auch nur ein armer Narr!"
Um das geht es, sich weiterzuentwickeln und trotzdem das Alte zu bewahren, nicht stehenbleiben. Er ist noch genauso wie vor fast 10 Jahren, ist stehengeblieben, geht rückwärts, das wird auf Dauer mühsam und langweilig.
Wenn ich etwas erzähle, dann erzähle ich es mit meinen jetzigen Gedankengängen und nicht den von früher. Manchmal versuche ich es bewusst so zu gestalten, als ob damals jetzt wäre, aber das ist in Wahrheit zum Scheitern verurteilt, weil man, im Normalfall längst ein anderer Mensch geworden ist und das ist gut so.
Deshalb schrieb ich, eigentlich sehr verzweifelt, dass ich jetzt gerne als 17-jährige die Gespräche führen würde wollen, was nicht mehr möglich ist.
Es gibt eine schöne Serie, ich erwähnte sie schon einmal, die ist schon älter, heißt "Being Erica", wo sie, mit ihrem Kopf als 30-jährige in Situationen ihrer Pubertät zurückdarf, um "Dinge klarzustellen" oder "nochmals anders zu machen", außer den Tod ihres Bruders den darf sie nicht verhindern.
Das würde mir gefallen, nein, ich würde nichts ändern wollen, würde es aber durch eine andere Gesprächsbasis tun, vermutlich.
Doch, würde ich schon. Ich würde mit 16 bei R. sitzen, um ein Blatt Papier und einen Kugelschreiber bitten und einen Plan machen, wie mein weiterer schulischer Verlauf sein würde. Ich würde wieder in die Schule gehen wollen, das hätte, vermutlich, mein ganzes Leben verändert. Dann wäre ich bei seinem Schreibtisch gesessen und anstatt mit ihm Links Pro zu spielen, ja, wir golften, seine Hole-in-one's" ignorieren wir jetzt mal, die ärgerten mich, hätte ich meine Aufgaben gemacht und er hätte gesagt: "Cori, gang und gäbe schreibt man klein!" Schließlich war er fertiger Grundschullehrer, zumindest am Papier.
Ja, das würde ich ändern, dann hätte ich mir jetzt drei Stunden Finanzverfassung gespart, nach dem ganzen Tag Arbeit, hätte es bereits mit spätestens 20 gehört. Ich war ein Wildfang oder dumm oder beides.
Es war mir, andererseits, als Kind nicht möglich, mich konzentrieren zu dürfen, denn die Mutter führte sich vor jeder Schularbeit auf, sie war der Meinung: "Kannst eh nix!"
Aber, später, ja, hätte ich bei ihm lernen können. Dann wäre ich eventuell das "Schulmädchen" geblieben, einfach unantastbar.
Drei Stunden komplexe Materie, nicht uninteressant, ich mag das Öffentliche Recht gerne. Ich habe bald Klausur, ich habe bald alle Klausuren und in Wahrheit habe ich bald alles, auch 2500 Seiten zu wissen. Das ist schön, dann fange ich schon mal an.