Quotengeil, amoralisch und nur am großen Geld interessiert, macht sich die Presse den Hype des brutalen Geschehens zu Nutze. Wer ist hier also schlimmer? - ’Heute Morgen wurden in einem Döner- Imbiss in ... drei männliche Leichen ...’
“Der Isidor
Der Isidor
Der Held
Der hält“
„Siehst du!“
„Welcome home.“
’- there's a shadow just behind me,
shrouding every step i take - ’
„Was du tust, frisst du auch – irgendwie.“
„Die Realität sieht sicher besser aus als die Fotos“, sagt Grace. Und deutet auf das Handy mit den Bildern der drei. Toten. Ich sage nichts, denn ich liebe sie. Zudem wir die gleichen Antidepressiva nehmen. Immer schon. Die wir uns pünktlich um 17 Uhr gegenseitig in den Mund schieben. So schweißt uns die Zeit in die Pillen. Tritt der eben erlebte Tag in den Hintergrund. Freuen wir uns auf morgen.
„Einen Hund zu haben wäre nicht schlecht!“
„Kein Kind?“
„Ein Hund lebt nicht so lange. - Sollten sie uns mal kriegen.“
„Du meinst, das Leben ist dann vorbei?“
„Du nicht?“
„Ich werde darüber nachdenken.“ Über die Leere. Das Nichts. Die Tage mit Vorwürfen an die Nacht. Die ich mit gutem Grund im Schweigen vor mir gewarnt habe. Ich habe es sicher nicht laut gesagt. Sicher nicht. Ich habe es ’nur’ angedacht. Heimlich: Selbstmord! Weil ich meinen eigenen Geruch hasse. Auch jetzt noch. Nach 3 Jahren Therapie. Denn in Therapie war ich schon längst tot. Ich konnte die einander zudrängenden Seelen nicht ab. Die aus dem Kasten kommen. Und die in den Kasten gehen. Wenn die Luft explodiert. Und sie mich verlässt. Dabei vögeln wir echt gut miteinander. Doch vielleicht ist es das nicht. Und wir sind verdammt - handeln und zusehen gleichzeitig. Lieben und Verlassen. Das Wort und die Tat. Um dann alt und einsam (in sich) zu sein. Der laute Schrei in einem stillen Gebet. Mann! - Wenn ich das mal könnte.
„Soll ich dir mal was sagen, ja? Die miesesten Schweine werden uralt, Grace.“
„Ich weiß“, sagt sie, „wie mein Vater - von dem ich schon als Kind sexuell belästigt worden bin. - Der wird der nächste sein!“
„Bist du sicher?“
„Hundert pro!“
Während ich am Laptop die Aktien von ’Bullen starken’ Ölschlämmen vergleiche. „Okay. Ich mach’s!“ Gibt es auf der Erde schon wieder die Pest. Den schwarzen Tod. Auf Madagaskar. 40 Opfer in 2 Tagen schon. Und es wird. Denn die Pest wird durch Flöhe auf Nagetieren verbreitet. Heißt: Pharmaaktien kaufen. Somit also bullige Aussichten für Bullen. Wer hätte das heute Morgen gedacht. Dazu noch Ebola in Afrika. Auch damit rosige Aussichten am Markt. Also lacht man an der Börse, - müsste dabei aber weinen oder kotzen, weil es nicht zum Lachen ist.
„Ich hätte ihm gleich Rot zeigen müssen, sagte mir Jahre später meine Mutter - als ich ihr vorwarf davon gewusst zu haben. - Doch wie sollte ich den Alten stoppen? Ich war acht!“
„Und?“
„Ich überlege noch.“
„Sie ist deine Mutter.“
„Was du nicht sagst.“
Ans Bein gepisst.
„Auf meinen Vater hätte ich verzichten können“, sagt Grace.
„Weil Hunde unrein sind?“
„Wenn es das mal wäre!“ Wo doch hinter dem Sichtbaren das Schweigen beginnt. Das Unnahbare. Stille. Eine Zeit an die man sich kaum erinnern kann oder will. So wie es mal war. Die Geräusche damals. Die Gerüche. Wie Fliegen am Fänger. Zappelt die Wachheit der Bilder. Dann seine Schritte vor der Tür. Vater. Die tastenden Hände. Fordernd. Sein dunkles Gesicht - mit dem gewaltigen Bart. Festhalten von Armen - das spreizen der Beine. Die Schmerzen. Diese unsagbaren Schmerzen. Bis heute. Und Mutter. In der Nähe der Tür. Ängstlich. Und doch. Ein U- Bahn- Zug. Er. Rein und raus. Der Ausschlag eines Uhrenpendels. Die Hoden. Und er ohne ein Wort. Schwitzend. Von wegen späterhin Aspirin. Die sich auf dem Nachtisch stapeln. Wie seine Geschenke. CDs. Kopfhörer. Bücher. Strandblaue Fotos. Schäumende Wellen. Die zyklische Dünung, - sein heiseres Stöhnen. Mutter mit Kopftuch, als multikulturelle Mischung. Wenn er einströmt. Abströmt. Mir seine Befehle als Wunsch übermittelt. Strandgut. Liegengelassen. Die Lippen blutig gebissen. Dressiert wie ein Hund. Gehorsam. Lautlos. Die Augen Brombeeren. Glatt und schwarz das Haar. Hände, die späterhin Pflastersteine werfen. Die Autoreifen seines Mercedes zerstechen. Und die Wut längst nicht mehr im Zaum halten. Wie alt bist du, Vater. Ist es nicht Zeit? In zehn Minuten, sagte Vater. Über Jahre hin. Und du? Ich? Ein Herz wie ein Vogelflügel. Bis heute. Wo er keine Rolle mehr spielt. Eine vergehende Rauchwolke ist. Mit zusammengekniffenen Augen. Die Zigarettenschachtel in der Hand. Wie lange noch?
„Ich bin kein Dämon, ich bin nicht dein Vater. Beruhig dich, Grace. - Alles klar?"
Sorry!“ Sagt Grace. „Ich habe wohl Mist geträumt.“
„Schon gut!“ - Die 3 Arten Querschnittlähmung.