Happy birthday, Alice!

Text zum Thema Achtung/Missachtung

von  Mondscheinsonate

Wenn ich denke, wie unbeschwert wir Mädchen doch in den 1990 waren! Wir kauten ungeniert Kaugummi, zogen an, was wir wollten, suchten uns Plätzchen für ein Stelldichein aus, kamen und gingen und durften lernen, was wir wollten. 

Doch, Moment, da war doch noch was!?

Auf den Straßen sah man nur Polizisten, Frauen waren höchstens Politessen und regelten den Verkehr, die Wiener Philharmoniker stellten nur Männer ein und die Wäsche gab man der Mutti.

Darüber machten wir uns nie Gedanken, dass unsere Freiheit hart erkämpft wurde und dass noch lange nichts so war, wie es sein sollte. 

Und im Grunde lief auch bei uns alles auf ein Ziel hinaus: Dem männlichen Geschlecht zu gefallen. Wir machten uns für die Jungs schön, aber nicht für uns selbst.

Interessant war ein Satz von R., der doch die Generation 1968 war und mit Gitarre, bekifft, langhaarig im VW-Bus gammelte: "Du bist ein interessantes Wesen, einmal kommst du, da bleibt einem der Atem stehen, so schön bist du und dann wieder unscheinbar und langweilig."

Er meinte natürlich damit, wenn ich geschminkt und hergerichtet war, aber das ist ein Schlüsselsatz gewesen. Frau war schön, wenn sie sich weiblich zeigte und Weiblichkeit entsprach dem alten Rollenbild: sexy. Sexy hieß geschminkt sein und aufreizend gekleidet. 

Und heute ist es noch immer so. Mädchen verbiegen sich vor Spiegeln, um lasziv Selfies zu machen, natürlich um zu gefallen. Ich sah in Dating-Apps Frauen über 50, die sich in Hündchenstellung und mit Weichzeichner zum Narren machten. Und ewig lockt das Weib.

Bist du nicht schön, bleibst du über, aber das tust du auch, wenn du sagst: "Mit mir nicht mehr! Ich richte mich für mich schön her, bin gepflegt, aber nicht für dich!"

Einer schrieb: "Du gehörst zu Tode gefickt, bis es dir aus den Ohren rausspritzt!" Der Mann, nackter beleibter Oberkörper, behaart, fett sitzend im Gartenstuhl, um die 55.

Mutti kocht noch immer oder neue Mutti, die Frau, er liest inzwischen die Zeitung. Kein Klischee, 2022.


Dennoch, obwohl die Modezeitschriften noch immer suggerieren, dass Frau das schöne Vollweib sein muss und Designer die Frauen in einheitliche Kostümierungen stecken, erst gestern dachte ich mir am Weg zum Friedhof, dass alle gleich aussehen, hat sich viel getan. Und, das verdanken wir Menschen wie Alice oder bei uns Frau Dohnal und vielen anderen, die man nicht nennt. Die den Mut hatten auf den Tisch zu hauen.

Es gibt noch viel Arbeit und ich hoffe, ihr beschert man noch ein langes Leben. Wir brauchen mutige Frauen, die aufstehen für uns alle. Auch für die Männer, denn es geht um Gleichberechtigung.

Alles Gute, Frau Schwarzer.



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Kommentare zu diesem Text


 AngelWings (03.12.22, 17:13)
Nicht ganz auch in 1990 gab es stimmt Grenzen. Bloß wir Jugendliche hat das nicht Interessiert, weil wir frei sein wollten. Ich erinnert mich, sehr gut das wir Seher viel Mist gemacht haben, bis Polizei uns Kopf gewaschen hat. Natürlich war das nicht so wie heute der zeit, jetzt wird auf Jugendliche einschlagen. Mal nach zu gehen warum heute Jugendliche so sind.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 03.12.22 um 17:17:
Auch sie schlagen zurück, weil der Polizist, das Hl.Wesen von damals, gibt es nicht mehr und es steckt viel Wut in den Jungen, was ich wieder nachvollziehen kann. Wir waren komplett wutlos. Absolut. Seltsam.

 Lluviagata (04.12.22, 07:07)
Liebe Mondscheinsonate,

ich sah den Film an ihrem Geburtstag, eine Hommage an Alice. Wunderbar. 

Ich wünsche Dir einen wunderbaren 2. Advent!

Liebe Grüße
Llu ♥

 Mondscheinsonate antwortete darauf am 05.12.22 um 20:14:
❤❤❤
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