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Brief zum Thema Abschied
von Mondscheinsonate
Liebster gutriechender Nachbar!
Im Sachverhalt, kurz SV, stand ernsthaft dreimal AGB mit s, stell dir vor, das mit s! Allgemeine Geschäftsbedingungen, wo soll da das s sein? Das bläut man uns schon im ersten Semester ein, dass das nicht geht! Und dann schreiben sie es selber.
Natürlich kam ein Schadenersatzfall, gleich mit x-fachen Ansprüchen.
Na, ich werde dir das morgen persönlich erzählen!
Weißt du, ich wollte dir immer schreiben, immer, aber es lief auf "Mach ich morgen" hinaus, das darf man nicht machen.
Nach der Klausur rief ich D. an und fragte sie, ob sie mir dein Sterben erzählen kann, ich war soweit, dass ich es ertragen kann, dass ich es akzeptiere.
Man stirbt nicht an deiner Krankheit, nein, sondern in einer Kombination. Dein Herz war schwach und deine Leber kaputt. Am Schluss konntest du dich nicht einmal mehr bewegen, hattest kein Gefühl, die Nerven waren kaputt.
Wären meine Tränen nicht eingefroren gewesen, hätte ich hemmungslos geweint, aber ich habe den Schmerz in meiner Brust gespürt. Er breitete sich aus.
Sie sagte, du konntest nichts mehr halten, es kam überall heraus. Ich sagte: "Genug."
Gut so. Gut, dass der Spuk ein Ende fand.
Gehen wir gemeinsam zurück, ja?
"Kleine, elende Beutelratte, wie stellst du dir deine Zukunft vor?"
"Ich heirate dich, du hast viel Geld!"
"Du kleines 15-jähriges Krötchen willst von einem Mann abhängig sein?"
"Von dir, ist doch schön!"
"Im Ernst jetzt!"
"Ja!"
"Nein."
"Wieso nicht? Wenn ich 20 bin, dann heiraten wir und alle schauen, dass du dir so einen jungen Hasen geangelt hast. Da bist du der Held und wir lachen uns eines!"
"Nein, wir schauen, dass aus dir etwas Anständiges wird."
"Eine Abfuhr."
"Sozusagen."
Unsere Gespräche fand ich gestern in den alten Tagebüchern wieder. Ich war entzückt über meine Akribie!"
Zwischen Namen, in die ich verliebt war, um Himmels Willen, fand ich ein "uns", das aber aufhörte, denn ab 16 führte ich keine Tagebücher mehr. Weißt du warum?
Oma erzählte mir, dass die Kusine immer hineinschrieb, mit wem sie ihren Freund betrogen hatte und der las das. Oma sagte: "Eine Katastrophe!"
"Was passierte?"
"Der hat sich da'schoss'n!"
"Nein!"
Das war ein Schock. Ein unrühmliches Familienereignis.
Nein, ich schrieb dann kein Tagebuch mehr, nie wieder.
Ich habe Situationen im Kopf, ob sie so waren, ist zweifelhaft. Fakt ist jedoch, dass du so getan hast, als ob dir alles egal war, aber nichts war dir egal. Du hast dem C. ordentlich die Meinung gesagt, als er mich schwängerte und nicht dazu stand. Er hat es mir erzählt, beinahe vorwurfsvoll gesagt: "Wieso hetzt du mir den R. an den Hals?"
"Ich?!"
Nein.
Du hast auf mich aufgepasst und deine Behauptung, ich wäre eifersüchtig auf deine Damen (beinahe hätte ich Weiber geschrieben, aber das widerstrebt mir heute!) war nur ein Angriff, weil DU eifersüchtig warst, denn ich sagte nie etwas.
Ja, weil ich die Einzige war, die dich ablehnte. Du sagtest C., dass wir nicht im Kindergarten sind und er soll gefälligst zu seinen Taten stehen!
Du bist so lieb gewesen!
Deshalb verstehe ich unser Finale bis heute nicht, obwohl es hat sich abgezeichnet, irgendwie wurdest du Abfälliger zu mir.
Ja, Liebe und Abfuhr konntest du nicht ertragen. Da warst du hilflos.
Ich glaube gar nicht, dass es jemals diese 22-jährige gab, deine "Sklavin", warum hast du mir so einen Blödsinn erzählt?
"Aber, wir heiraten schon?"
"Wieso sollte ich dich heiraten, du bist ein Kind!"
"Aber, ich bleibe ja keines."
"Für mich schon."
Ich habe dich zerstört. Endgültig. Ich sah es. Es war wirklich eindeutig. Du warst verfallen, ich nicht. Damals nicht.
Dachte ich zumindest.
D. sagte: "Du hättest bleiben sollen."
Sie weiß irgendetwas, was sie nicht sagt. Ich sagte: "Nein."
Ich werde nicht erfahren, was du mit einer blaßgrünen Männerhandschrift in dein Tagebuch geschrieben hast.
Wir hätten uns niemals verziehen, wäre ich geblieben. Das wäre unerträglich gewesen. Deine Schritte über mir, ich hörte sie noch ein paar Wochen danach, die waren nicht zu ertragen.
Jetzt ist es leise.
Heute habe ich mich verliebt, es kam unerwartet und plötzlich. Aber, wir tauschten keine Nummern aus. Er ist 40, das weiß ich, mein Studienkollege, das weiß ich auch und Umweltrecht machte er auch. Ich sehe ihn am 11.1.2023 wieder, dann in Linz. Ich frage nach seiner Telefonnummer, das mache ich.
"Endlich, elende Beutelratte!"
"Ich bin keine Beutelratte mehr, das war ich mit 17 schon nicht mehr. Ich wünschte, ich wäre eine geblieben, dann wäre ich noch die Kleine, auf die man aufpassen muss und kein Objekt, auf das man geil ist, nicht wahr?"
"Ich bin auch nur ein Mann gewesen."
Trotzdem.
Bis morgen, auf ein sinnloses Gespräch, vor dir bringe ich nie was Gescheites raus. Vielleicht, weil ich nicht gerne mit einer braunen Steinplatte debattiere.
Ich muss mich erst daran gewöhnen.
Waren wir jemals einer Meinung?
Doch. Einmal. Wir hatten uns beide gleichzeitig lieb.