Kurz vor dem Müllraum

Text zum Thema Abendstimmung

von  Mondscheinsonate

Eigentlich wollte ich gerade den Müllraum aufsperren, da war ich plötzlich gerührt von der nächtlichen Stille, den Schneeflocken und ich stellte den Sack am Boden, stand in Jeans und meinem Norwegerpulli, wie damals, vor vielen vielen Jahren, vielleicht war ich 16, im Hof und blickte in den Himmel, ließ die Flocken in mein Gesicht fallen und war glücklich. Das Gefühl strömte durch mich hindurch. Kälte spürte ich nicht, nur Liebe.

Mir fiel plötzlich ein, dass das erleuchtete Fenster im fünften Stockwerk Zuhause bedeutete. Ich war temporär behütet. Ich sah es plötzlich vor mir, es schneite und ich hatte diese Idee vom Nachhausekommen im Kopf. 

Durch den Hof gehen, als Erste die Schritte im Schnee hinterlassen, das Knirschen im Ohr, die Stiegen hinaufgehen. 

Ich sah in den Himmel und lächelte. Danach sperrte ich den Müllraum auf und weinte bitterlich.



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Kommentare zu diesem Text


 juttavon (16.12.22, 21:29)
Die Stimmung finde ich sehr nachvollziehbar und gut getroffen.

(Dem Schnee im vorletzten Absatz fehlt ein "n".)

Den Schluss würde ich offener lassen. Dann wird es weniger Tagebuch-Eintrag und mehr literarisch, nach meinem Empfinden.
Vielleicht so:
"Danach sperrte ich den Müllraum auf. Und weinte bitterlich."

 Mondscheinsonate meinte dazu am 16.12.22 um 21:37:
Stimmt. Danke.
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