Licht und Schatten

Essay zum Thema Bewusstsein

von  Regina

Es muss erkannt werden, dass ein Zugang zur Zwischensphäre, zu Schichten des Bewusstseins unter der Oberfläche der Tagesform nicht ohne weiteres eine spirituelle Höherentwicklung bedeutet. Hellsehen, schwarze, graue und weiße Magie sowie vielerlei weitere energetische Aktivitäten sind unter diesem Gesichtspunkt zu betrachten. Häufig angebotene Rituale führen unter Umständen zur Bewusstseinsspaltung. Es entsteht eine Persönlichkeit mit zwei Gesichtern, die sich während der Rituale im Unterbewusstsein aufhält und im normalen Tagesbewusstsein wie alle Menschen außerhalb dieser Sphäre. Wo Streben nach Macht involviert ist, kann der Einfluss auf andere durch solche Techniken sehr manipulativ ausfallen. Es ist z.B. sogar gesetzlich verboten, eine Person mit energetischen Mitteln als Liebessklaven zu halten, was diese sehr leiden lässt, weil sie gegen ihren Willen festgehalten wird. Vom Strafverfolger sind solche Okkultvergehen äußerst schwierig zu beweisen. Darüber hinaus führt die pauschal ablehnende und ungläubige Haltung mancher wissenschaftlich Orientierter zur Vernachlässigung der Erkenntnis, dass es auf dem Gebiet der sogenannten Esoterik nicht nur harmlose Spinnereien und Einbildungen, sondern auch gefährliche Experimente und Machenschaften gibt. Auch wenn eine Technik sehr schnelle Ergebnisse hervorbringt, ist das ein Warnzeichen.

Eine spirituelle Schulung, die mit Geduld verfolgt wird und niemals die Bildung des Charakters außen vor lässt, beschäftigt sich ebenfalls damit, Energien bewusst zu machen, nicht aber sie allzu eilig mit den unvollkommenen Mitteln der Persönlichkeit anzuwenden und zu missbrauchen. Zunächst einmal geht es um die Beobachtung derjenigen Kräfte, die von der eigenen Person ausgehen, dann aber auch um die, welche aufgenommen werden. Später schließen sich Naturbetrachtung, Beobachtung der Menschen und der Gesetzmäßigkeiten des Kosmos an. Um eine intellektuelle Auseinandersetzung in Form von Rechthaberei über Reinkarnation und Gottesglauben geht es überhaupt nicht. Auch die Hybris, sich wegen ein paar lächerlicher Meditationsübungen sogleich über dem Niveau der Mitmenschen zu wähnen, bedeutet eine Fehlentwicklung, die nicht im Sinne des Meisters liegt. Schließlich muss der Brahmane die Hausfrau um eine Tasse Reis anbetteln, um überleben zu können. Eurohinduistische und eurobuddhistische Bestrebungen aber scheitern oft am beinharten Ego des Adepten, weil der Individualismus und die Selbstbehauptung in der westlichen Kultur mit der Muttermilch eingeflößt werden, was allerdings nicht nur Nachteile aufweist.

Energieaustausch manifestiert sich auf vielfältige Weise durch Bewegung, sexuelle Anziehung, Ernährung, Blutkreislauf und Stoffwechsel, Arbeit und Kunst, Sprache, Herztätigkeit und Reaktionen des Denkens. Indische Lehren weisen auf das Chakrensystem hin, auf Energiezentren der feinstofflichen Körperorganisation, die den Körper durchdringt und die die Lebensfunktionen am Laufen hält, im Tod aber ihre Tätigkeit sukzessive einstellt. Teilweise werden diese Geschehnisse von außerhalb des menschlichen Bewusstseins gelenkt, teilweise sind es willentlich ausgeführte Tätigkeiten. Augen, Ohren, das Gehirn, die Beine, und die Hände führen die letzteren aus, während Herztätigkeit, Kreislauf, Schwangerschaft, Stoffwechsel und weitere Funktionen der Organe nicht von der Person gesteuert werden. Es gilt zunächst einmal, hinter den willkürlichen Handlungen die eigenen Motivationen zu durchschauen. Die zehn Gebote, das Hohelied der Liebe und weitere Jesusworte gehören in der westlichen Kultur zu den spirituellen Axiomen, die zwar oft auch von Kirchen übertreten werden, aber nicht verhandelbar sind.



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Kommentare zu diesem Text


 Naja (25.12.22, 08:24)
Die Empfehlung bekommt dieses schöne und für mich wertvolle Stück für das Erklären, ohne zu werten. Der Leser muss durchdenken, um sich ihm anzunähern. Das erste Lesen lasse ich erstmal sacken ... die Annäherung klappt bei mir nicht mit einem Mal lesen und ich komme wieder.
Lieben Gruß von Naja

 Regina meinte dazu am 25.12.22 um 10:15:
Oh, vielen Dank für das exzellente Lob.

 Dieter_Rotmund (25.12.22, 13:57)
Das ist mir zu unwissenschaftlich-esoterisch.

 Regina antwortete darauf am 25.12.22 um 15:44:
Dieser Kommentar von dir, Dieter, war vorhersehbar, ganz ohne Hellsicht.

 uwesch (25.12.22, 14:12)
Eine ausgezeichnete Darstellung vieler Aspekte zur Esoterik, z.B. dem (Irr-)Glauben an dieses und jenes - ein weites Feld, das allerdings für alle Religionen gilt. Man glaubt halt dran oder nicht.
LG Uwe

 Regina schrieb daraufhin am 25.12.22 um 15:45:
Danke für deinen Kommentar. Nicht immer ist es der Glaube, der da im Spiel ist.

Antwort geändert am 25.12.2022 um 15:49 Uhr

 Terminator (25.12.22, 21:54)
Eurohinduistische und eurobuddhistische Bestrebungen aber scheitern oft am beinharten Ego des Adepten, weil der Individualismus und die Selbstbehauptung in der westlichen Kultur mit der Muttermilch eingeflößt werden
Die überindividuelle Entität Brahman=Atman wird halt auf das atomistische Ego bezogen.
was allerdings nicht nur Nachteile aufweist
insofern, dass ein Narzisst oder Soziopath in dieser Gesellschaft mehr Erfolg hat? Aber hat ein Egonaut ohne Esoterik im Kopf nicht noch mehr Erfolg?

 Regina äußerte darauf am 25.12.22 um 22:23:
Abgesehen von krankhaften Entwicklungen muss das Individuum letzten Endes die Selbstverantwortung für die eigene Entwicklung übernehmen, was unter Umständen dem in einem kollektiv wahrnehmenden Zusammenhang Erzogenen schwer fallen kann, weil da Verantwortung leichter auf andere abgeschoben werden kann. In jedem Fall aber existieren zwei Seiten derselben Medaille.

Antwort geändert am 25.12.2022 um 22:24 Uhr
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