Yuval Noah Harari: Eine kurze Geschichte der Menschheit

Tweet zum Thema Veränderung

von  Terminator

Harari ist, wie Hegel, zu intelligent für die Fakten. Umso schlimmer für die Fakten? Nicht, wenn Hegel Realphilosophie betreiben will und Harari brillante aber falsche Schlussfolgerungen über empirische Tatsachen präsentiert.


Das Buch ist Big History at its best, die immer noch beste kurze Universalgeschichte. Ich las es 2017 und war begeistert. Aber seitdem finden Einzelwissenschaftler immer wieder Fehler. Etwa, dass der Weizen keineswegs den Menschen domestiziert hat; der Mensch ist durch einen jahrtausendelangen Prozess vom Jäger und Sammler zum Bauer geworden. Einige Jahrtausende lang haben Jäger und Sammler Landwirtschaft nebenbei praktiziert, Sesshaftigkeit war nicht per se alternativlos. Als es immer mehr Menschen gab, konnte sich die Landwirtschaft als bessere Produktionsweise behaupten, indem sie streng hierarchisch organisierte kriegerische Gesellschaften besser satt machte als die Jagd und das Pilzesuchen.


Doch landwirtschaftliche Gesellschaften erwiesen sich wiederum als Beta-Versorger für noch kriegerischere Nomadengesellschaften, die bis in die Neuzeit gegenüber den Agrarstaaten das waren, was Alphas und Sigmas gegenüber Betas sind. Für diesen Vergleich bin wiederum ich selbst zu kritisieren: interdisziplinäres Denken missachtet oft wichtige Details und tätigt Übertragungen von Metaphern auf Bereiche, in denen sie durch den anderen Kontext bis zur Ungültigkeit verzerrt werden. Und dennoch ist Hararis Große Erzählung besser als einzelwissenschaftliche Ansammlungen gesicherter Fakten. Manche Aussagen werden noch von der Wissenschaft korrigiert, aber Hararis Entwurf ist und bleibt ein großer Wurf.


Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram