2012. Eckart Förster: Die 25 Jahre der Philosophie

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von  Terminator

Nach Kant gab es keine Philosophie vor Kant. Nach Hegel gab es keine Philosophie nach Hegel. Die Kritik der reinen Vernunft (1781), und nicht die Philosophie der Vorsokratiker, soll also der Anfang der Philosophie gewesen sein. Mit der Phänomenologie des Geistes (1806) ist die Philosophie derselben Logik nach zu Ende, denn das Werk endet bekannt- oder unbekanntlich mit dem absoluten Wissen.


Försters Buch ist somit die kürzeste Philosophiegeschichte, die ja nur 25 Jahre dauerte. Diese 25 Jahre waren wahrscheinlich die produktivsten Jahre dieser Wissenschaft überhaupt, und Förster zeichnet den Weg von Kant zu Hegel, den Übergang, der das Entscheidende gewesen ist, denn kennt man nur Kant und nur Hegel, ohne nachzuvollziehen, warum Kant dort endet wo er endet und wo Hegel seinen Anfang nimmt, nachdem Kant alle weiteren Anfänge für unmöglich erklärte, indem er dem Denken mehrere Grenzen setzte, so versteht man nur Hannover Hauptbahnhof.


Der Schlüssel ist Kants Kritik der Urteilskraft. Hier ist der Schnellweg über Kant hinaus, den Fichte, Schelling und später Hegel gegangen sind. Fichte setzte sich auf den ICE mit enttäuschend-überraschender Endstation Berlin: er behauptete erstmal, nicht Kant (1781), sondern er selbst (1794) sei der Anfang der Philosophie, denn vorher wurde nur räsonniert, aber er, Fichte, wolle nun endlich philosophieren, und großzügigerweise das Wort Philosophie den Dummschwätzern überlassen und die Philosophie selbst, seine Philosophie, fortan Wissenschaftslehre nennen. Fichte bediente sich der intellektuellen Anschauung.


Schelling bestieg einen noch schnelleren runaway train, der ihn erfolgreich ins Nirgendwo brachte. Hegel aber, und da bringt Förster den Philosophen Goethe ins Spiel, wartete geduldig am Gleis, bis der Zug nach Athen kam. Und gleich einer Eule, nahm er den Zug des intuitiven Verstandes, und fuhr, ja flog, nach Athen.


Der Weg von Kant zu Hegel, die Hilfe Goethes und der Geist Spinozas: das ist Försters spannende Geschichte des Deutschen Idealismus. Den diskursiven Weg hält Förster für gegangen, den Fortschritt der Philosophie als intuitive Wissenschaft hält er weiterhin für möglich.



Anmerkung von Terminator:

Buch des Jahres 2012

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