TRAUMPFADE
Der Mühen müd
werf ich aufs Bett mich
nieder
Nun hat der Leib
sein Tagewerk getan
und finden Ruh
die wandermatten Glieder:
dann fängt mein Geist
das Wandern an
Er will auf Pilgerfahrt:
er ist bereit
Ihr fern
zieht es ihn hin
zu ihr geschwind
Nur Dunkelheit
mein Auge sieht
als wäre es
vollkommen blind
Doch da erscheint
mir wie im Traum
wenn ich mit meiner
Seele schau
dein Hologramm
als ein Juwel
funkelnd im nächtlich
dunklen Grau
Ich kann dich sehn ,
das Schwarz wird schön,
die Nacht wirkt
neu und heil
Sieh doch,
wie tags mein Leib
und nachts mein Geist
um dich und mich
sich martert
und zerreißt ...
… der sich nun aufmacht
jede Nacht …
als sehnsüchtiger
Wandersmann
und sucht
bis er dich finden kann
in deinem kleinen Kämmerlein
wo du schlummerst
so einsam und allein
so selig und süß
im Traumparadies
Er findet die Straße
Er findet das Haus
huscht nun die Treppe hoch
und öffnet sacht die Tür
Ich bin bei dir
und trete lautlos ein
Wie kann`s bloß sein ?
Du ist nicht hier
Dein Bett ist leer
und leer ist auch
das Zimmer !
Aber
es kommt noch schlimmer:
Das Fenster steht weit offen …
und ich kann nicht mehr hoffen
daß du bist zur Toilette
weil ich sonst deine Hausschuh
nicht gesehen hätte,
die unter dem offenen Fenster
stehn …
ein Horrorbild für meinen Geist
denn ich muß davon ausgehn,
daß meine Liebste
aus Herzeleid und Gram
aus diesem offenen Fenster sprang
und sich so das Leben nahm
Mein Geist sich weit aus dem Fenster lehnt
und sich dabei streckt und dehnt
und blickt hinab
in einen Garten
Doch der ist still und friedlich
romantisch und gemütlich
und ruht im hellen Mondlicht:
eine Leiche sieht er nicht
Dann schaut er nach oben
wo Silberwölklein fliegen
in dieser schönen Maiennacht
ob der holden Frühlingspracht
Beruhigt will er das Fenster schließen
und wirft noch einen letzten Blick
auf den Mond , das Dach , den Giebel
Dann kotzt er sich :
ihm ist speiübel
Ein altes Weib
mit Dreck beschmiert
mit Scheiße überzogen
den Federwisch
in den Arsch geklemmt
kommt übers Dach geflogen
und steuert
auf das Fenster zu :
Mein Geist ist zurück
im nu
und läßt künftig
das nächtliche Wandern
Und ich armer Tropf
schlug sie mir aus dem Kopf
Neulich sah ich sie tagsüber
Arm in Arm mit einem andern
Er zog das Bein leicht nach …
Woran es wohl lag ?
Hat er einen Hinkefuß ,
einen Klumpfuß,
Bockfuß gar ?
Sei es wie es wolle
Sei es wie es war :
Ich will es gar nicht wissen
Ist`s besser , es bleibt unklar …