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Brief zum Thema Abschied
von Mondscheinsonate
Kommentare zu diesem Text
Ich liebe dich für das davor. Für das, was ich heute geworden bin. Wäre es nach meiner Mutter gegangen, wäre ich heute Rassistin, Antisemitin, ein wahres Arschloch, das sich nur für sich interessiert. Du hast mir den Kopf geöffnet und mich mit Bildung gefüttert. Du und mein Großvater. Daher, liebe ich dich.
So erklärt, ist der Aspekt der Liebe nachvollziehbar, zumindest für mich.
Eine Frage:
Selbstverständlich prägen Eltern (sagen wir hier: die Mutter) ihr Kind. Sie können das aber auf zwei Weisen tun: einmal, indem die Kinder so werden wie die Mutter, aber auch so, daß sie - aus Ekel oder Trotz - gerade das Gegenteil werden. Eine Alkoholikerin kann also eine Alkoholikerin als Tochter hervorbringen oder eine Anti-Alkoholikerin, eine Rassistin eine Rassistin oder eine Anti-Rassistin.
Bist Du Dir sicher, daß Du ohne den Einfluß von R. eine Rassistin etc. geworden wärst?
So rundum enttäuschend, wie Deine Mutter für Dich war, traue ich Dir auch das Gegenteil zu.
Das kann ich dir nicht beantworten.
Und doch hast Du mit Deiner Antwort genau das getan: nein, Du bist Dir nicht sicher. Ich selbstverständlich ebensowenig.
Man weiß es nicht. So, wie Du gegangen bist, war es ein Weg, nicht so zu werden.
Man weiß es nicht. So, wie Du gegangen bist, war es ein Weg, nicht so zu werden.