Diskriminierung

Text zum Thema Achtung/Missachtung

von  Mondscheinsonate

Nein, eigentlich müsste ich mein Alter nicht in meinem Lebenslauf preisgeben, das ist gesetzlich nicht vorgeschrieben, ganz im Gegenteil, es wird empfohlen, es wegzulassen.

Dennoch, ich habe es stehen und es ist interessant und würde es nicht um mein Geld gehen und um das Leben an sich, schließlich braucht man eine Arbeitsstelle, damit man Leben kann, dann würde es mich fast schon amüsieren, was gerade passiert. 

Im Mai 2022 war ich noch 45 Jahre alt. Ich hatte 10-12 Bewerbungsgespräche in der Woche. Im Juni 2022 bekam ich eine Zusage für einen Job. Dass der unsäglich werden würde, das konnte ich nicht ahnen. Die Unsäglichkeit steigerte sich ins Unerträgliche, ging bereits auf die Psyche und ich kündigte, bzw. bat um eine einvernehmliche Auflösung, Ende November. 

Ich bin seit Juni 2022 46 Jahre alt. Ich schreibe dieselben Sätze wie vor einem halben Jahr und hatte seitdem drei Bewerbungsgespräche. "Ich entspreche nicht dem Anforderungsprofil". Ja, es ist das Alter, nichts anderes. 


Eine Firma schreibt seit Monaten einen leicht handzuhabenden Job aus, mich haben sie abgelehnt, ich entspreche nicht den Anforderungen. Ja, weil ich nicht mehr für 1800 Brutto arbeiten will und möchte. Eigentlich wäre hier ein Punkt. 

Aber, wir können die Probe machen, ich werde das Alter aus dem Lebenslauf entfernen, ich wette, es kommen wieder Einladungen. Ich sehe noch relativ jung aus, bin diesbezüglich gesegnet und das Foto zeigt eine lächelnde Frau. 

Deren Gesichter möchte ich sehen. Ja, ich werde es machen. 


Nein, ich bin mein ganzes Leben nicht diskriminiert worden. Jetzt werde ich es und man kann nicht einmal etwas tun dagegen, da sich Firmen hüten, die Wahrheit zu schreiben. Einer Firma schrieb ich auf eine Absage zurück: 

"Sehr geehrte Damen und Herren, Sie schreiben, ich entspräche nicht Ihrem Anforderungsprofil. Da ich ... (Ausbildungen) habe, würde ich gerne wissen, was mir gefehlt hat, damit ich mich persönlich weiterentwickeln kann."

Es kam keine Antwort. 


Wenn es nicht so traurig wäre, wäre es fast schon lustig. Ich sehe mich schon als Küchenhilfe Kartoffeln schälen, denn das Arbeitsamt gibt nach ein paar Monaten Stellen aus, die nicht deiner Ausbildung entsprechen. Auch kann es passieren, dass man plötzlich in einem anderen Bundesland arbeiten müsste. Ich sehe mit Entsetzen meiner arbeitstechnischen Zukunft entgegen und alles nur, wegen dem Geburtsjahr 1976, nicht 1977. 


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Kommentare zu diesem Text


 DanceWith1Life (18.01.23, 13:00)
eine Diskussion zu diesem Thema halte ich für wünschenswert, nur es wird nicht viel bringen, da es ja bereits damit beginnt, sich für Geld verbiegen zu müssen_(sagt man das noch, verbiegen, war mal ein ziemliches Modewort.) schon beim Vorstellungsgespräch, da darf ich nicht mal darüber nachdenken, in meinem Alter.
Wird sich diese seltsame, zeig was Du hast, auch wenn Du garnichts hast Mentalität ändern, wohl kaum.
Und ja, da scheint extrem hauchdünne Übergänge zu geben, die einem oft nicht klar sind. Also persönlich nehmen, glaube nicht.
Die meisten zuständigen Bearbeiter wollen nur den meist unausgegorenen Richtlinien der der Firma entsprechen. Ein echter Schubladendenksalat.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 18.01.23 um 13:10:
Sowieso.

 Graeculus (18.01.23, 19:27)
Was ist denn da los? Du hast Qualifikationen ... und bis um ein Jahr zu alt? Dabei werden in Deutschland händeringend Fachkräfte gesucht.

Es wird Dich vielleicht interessieren, daß ich momentan eine Zweitkarriere plane, nämlich in der Werbung. Vor der Kamera "Bei Blasenschwäche Granufink" sagen, das werde ich wohl noch hinbekommen.

 Mondscheinsonate antwortete darauf am 18.01.23 um 19:31:
Haha, bald kann ich das auch!

 AngelWings schrieb daraufhin am 18.01.23 um 19:47:
Ah, 🤣! Ja, wenn du keine Bewerbung schreibst,, es müssen in 30 Bewerbung vom Amt, der Dummheit sein. Ich darauf gesagt wer bezahlt dann meine Stromrechnung und mein 
Internet Gebühren, dass ich ja von Hartz-IV bezahlen muss. Dann machen sie Mündlich, ja ich habe keine Auto. 🤣 Und Betrieb die in Stadt gibt mit Bus, die dann um. 9:00 erst fahren brauch ich gar nicht zu bewerben. Weil meisten schon um 7:00 Beginnen. Und dem Auto Führerschein verlangen. 

Ja, als Strafe bekam ich Hartz-IV Kürzung. 
Ja, somit habe ich darauf gesagt, dass dann keine Bewerbung mehr schreib, ich möchte bezahlt werden weil eine Büro arbeitete ist, das ich fasst 8. Stunden dem PCs bediene🤣. Also du ich als für Amt des dämlichkeit Schwarzarbeit. 

Wie schnell ich das Geld wieder Konto hat. 

Also lass euch nicht verbiegen und verbieten, wir sind Menschen.

Antwort geändert am 18.01.2023 um 19:48 Uhr

 AlmaMarieSchneider (18.01.23, 20:27)
Ältere Arbeitskräfte sind den Firmen zu teuer. Die Grenze in den Personalbüros liegt bei 45 Jahren, danach bist Du auf dem Arbeitsmarkt "Schrott". Arbeitskräftemangel wird schon ausgewiesen, wenn auf eine ausgeschriebene Stelle nicht mindestens 50 Bewerbungen eingehen. Manager stellen gern im Frühjahr ein und bauen im Herbst als ausgewiesene "Einsparung und Erfolg" wieder ab. Dafür gibt es Prämien.
Man kann versuchen in einem gesunden Konzern eine Stelle zu finden und sich dann intern weiter zu bewerben. Dafür muss die Firma Möglichkeiten bieten. Dazu ist es leichter sich von einer Stelle auf eine Wunschstelle zu bewerben als vom Arbeitsamt weg. Das ist immer der schlechteste Weg. Qualifikation allein nützt nichts, auch die Berufserfahrung muss da sein. Am Besten ist einfach eine Bewerbung initiativ senden. 20 Jahre alt und 30 Jahre Berufserfahrung kann nicht jede/r bieten. Auch in den Personalbüros herrscht ein Kaufhaus.- und Konsumverhalten. Das Haar in der Suppe wird sich immer finden.
Nur Mut, nicht locker lassen und wenn dann auch durch die Hintertüre.

 Mondscheinsonate äußerte darauf am 18.01.23 um 20:39:
Schrott. Deine Worte tun weh, aber ich lass mich nicht entmutigen von der Wirtschaft. Hab ja derweil mein Studium.

 AlmaMarieSchneider ergänzte dazu am 18.01.23 um 22:59:
Ich musste das selbst erleben. Doch manchmal öffnet sich dann doch eine Tür.

 Teolein (18.01.23, 23:13)
Hallöchen,
das sind durchaus die Erfahrungen, die ich am Ende meines Arbeitslebens noch machen durfte. Sicher,  Arbeitskräftemangel...hier geht um Personal, das unter 30 sein darf, genügsam , bescheiden, anpassungsfähig und hochqualifiziert.
Von unwahren Altersangaben möchte ich abraten. Bei genauer Durchsicht der Personalakte fällt es eh auf. Alma hat es benannt...es ist auch eine Kostenfrage.
30 Jahre Berufserfahrung sollten sich schon im Gehaltswunsch niederschlagen. Wie dem auch sei...ich habe das rettende Rentenufer erreicht, und freue mich für jeden, der es geschafft hat.
Gute Wünsche
Teo

 Mondscheinsonate meinte dazu am 18.01.23 um 23:17:
Danke, dir auch! Traurig.
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