Der Brief

Kurzgeschichte zum Thema Chaos

von  Koreapeitsche

Brief an einen toten Punk

 

Du warst der beliebteste Punk der Stadt, allerdings auch einer der kaputtesten. Du hattest schwarzen und entlarvenden Humor und deshalb szeneübergreifend viele Freunde. Du hattest eine super Plattensammlung. Deine Devise war “Live fast, die young“. Dementsprechend warst Du schon mit 24 tot.

Selbst ein Punk wie Du wollte nicht frühzeitig sterben. Dafür liebtest Du Punk, das Leben und den Spaß zu sehr. Du liebtest aber genauso die Selbstzerstörung, und darin bestand der Widerspruch und die Gefahr.

Dein Hass auf Rocker und Motorradfahrer war, fast ebenso groß wie Dein Hass auf die Polizei. Deshalb hattest Du nicht nur Freunde, sondern auch Feinde. Ebenso war Deine Abneigung gegenüber allen Uniformträgern sehr groß.

Du warst sehr tolerant. Sogar, als ich Skinhead war, unterhieltest Du Dich noch mit mir und gabst mir sogar Plattentipps.

 

  R.I.P. 

 



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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (20.01.23, 15:18)
Empfahl er dem Erzähler Bands wie "Volkshetzer", "Legion 88" oder gar die "Zillertaler Türkenjäger"? Wie muss ich mir das vorstellen? "Kennst Du schon die neuste Scheibe von ENDLÖSER? 1a Rassismus vom feinsten!"

(alle Bandnamen 1:1 aus einer Wikipedia-Liste entnommen)

 Koreapeitsche meinte dazu am 24.01.23 um 02:17:
So einen Dreck gab es 1984 noch nicht.

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 24.01.23 um 17:06:
Achso? Dann hat also die rechtsextreme Szene die Musik- und Konzertkultur der linksextremen Szene aufgriffen und ihrerseits mit anderen Inhalten gefüllt?

Lustig im Text: "Hass auf Motorradfahrer" - Heutzutage quasi undenkbar.
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