Football ist halt auch nur (irgend)ein Game (Teil 2).

Text

von  theatralisch

Dieser Text ist quasi eine Fortsetzung des Textes „Football ist halt auch nur (irgend)ein Game“ vom 14.11.2022. Im Grunde ist das Thema Freitod / Suizid (Ich favorisiere Freitod – siehe Text „Football...“ – also verwende ich diesen Begriff im Folgenden auch.) nicht nur einfach interessant, sondern auch keine große Sache, außer natürlich, es geht schief. Eindrücklich sind vor allem die letzten Sätze von Menschen – ob nun durch Freitod aus dem Leben geschieden oder irgendwie sonst, aber in dem Bewusstsein darüber. Hans Halter, Autor und Arzt, hat ein Buch darüber geschrieben: „Ich habe meine Sache hier getan“ – Albert Einsteins letzte Worte.

Halter schrieb, dass die letzten Worte häufig das ganze Leben eines Menschen auf den Punkt brächten. Hier fielen Worte wie:

„Jesus, ich liebe Dich.“ (Mutter Teresa über ihr Lebensziel.)

„Ich springe heut einen Einzelstern.“ (Möllemann – Suizident – auf die Frage seiner Sportkameraden, ob er mit diesen einen Sechserstern bilden würde.)

„Non, Monsieur, ich danke Ihnen.“ (Mata Hari, lächelnd, auf die Frage hin, ob sie als zum Tode Verurteilte gefesselt werden wolle oder eine Augenbinde wünsche.)

„Schieß mir in die Brust.“ (Mussolini an seinen Mörder – leider traf keiner der neun Schüsse ausgerechnet in die Brust.)

Und schließlich beflügelnd: „Das ist leicht, das habe ich vorher nicht gewusst.“ (von Heisenberg)

Über „die letzten Worte“ findet man so einiges. Ich denke, so ja auch Halters Erkenntnis, dass sie gleichermaßen mit den Worten „dazwischen“ gleichzusetzen sind: Was uns dazwischen beschäftigt und wir ggf. da noch ausschweifend kundtun, weil Zeit und Muße, bringen wir am Ende auf den Punkt. Deshalb: Zeit ist unser größter Feind. Es verhält sich damit aber wie mit allem im Leben: Komprimiert ausdrücken können wir uns erst dann, wenn es schon (fast) zu spät ist. Eine wirklich bahnbrechende Erkenntnis, wie ich finde. Mehr müssten wir und gleichermaßen Andere über unser und ihr Leben gar nicht erst wissen.

Ich bin deshalb der Überzeugung, dass das primäre Lebensziel das sein sollte, sich gebündelt seiner selbst bewusst zu sein. Also müsste jeder sich irgendwie die Pistole sonst wohin setzen lassen und sich erdenken, was er nun noch einmal abschließend sagen wollte. Mehr als eine Zeile bleibt dir nicht und nie. Überlege also gut, wenn du dazu im Begriffe bist, (unnötigerweise) zu diskutieren, dein Kind zu schimpfen etc. pp. oder gar den Moralapostel zu spielen. Vielleicht solltest du also einfach mal fünfe gerade sein lassen und deine Konzentration auf den Zusammenfluss von Bewegung und Atmung lenken.

Was bedeutet das eigentlich alles wirklich? Dass das Leben abseits des auf den Punkt gebrachten (letzten) Satzes ein Irrtum / Schauspiel ist? Ja, genau. Genau das heißt es. Ich würde euch darum bitten, einmal darüber nachzudenken.

 

P.S. Das ist immer noch eine Autorenseite. Früher war das leider klarer als heute, denn in den letzten Wochen wurde es hier auffallend persönlich. Habt ihr schon das neue Buch von Bret Easton Ellis bestellt? Es heißt „The Shards“ und ist ziemlich mörderisch. Fitzek hat übrigens mal (zu Ina Müller) gesagt, dass gerade ein Thriller-Autor empathisch sein müsse, sonst könne er sich gar nicht in seine Protagonisten hineinversetzen. Das unterschreibe ich nun nicht gerade, da es ziemlich eindimensional daher kommt. Immerhin kann der Mensch ganz gewaltig lügen. Etwas anderes zu konstatieren, bedeutete nur, ziemlich naiv zu sein. Aber gewissermaßen könnte man das fast glauben: Wir alle können fiktiverweise sagen und lassen, was wir wollen – wir könnten dennoch alle liebe Menschen sein. Usw. usf.




Anmerkung von theatralisch:

Textreihe. Wunsch der Fortsetzung entstand erst bei Teil 2.
Teil 1:  https://keinverlag.de/465102.text
Teil 3:  https://keinverlag.de/479350.text

Siehe P.S. Ich würde es mir echt wünschen.

Und was wären vielleicht eure letzten Worte?
Meine vielleicht: Ich bleibe authentisch. -> Hä? Nein, nach ein wenig mehr Nachdenken, kam ich zum Schluss, dass unzweifelhaft "Less than Zero" mein letzter Satz / meine letzten Worten sein würden. Wegen Bret Easton Ellis' Buch mit gleichem Titel respektive des Inhaltes. Mir gehen die Worte und Taten aller so auf den Sack, dass ich ihnen echt nur noch "Less than Zero" ins Gesicht donnern wollte. Weil es halt auch so ist: Was die sagen, denken, tun ist "weniger als nichts / null". Haha. Das Necplusultra aller Nonplusultras: Das gleiche also. Einer sagte mal sinngemäß, dass "necplusultra" ein cooles Wort wäre, er gar nicht wüsste, dass es sowas gäbe. Ja, eben: Das gibt es halt auch nur...nur, weil es schon was anderes gibt. Und wieder was anderes. Zu viel anderes. Deshalb seid ihr immer noch nicht still, deshalb sprecht und macht ihr. Wenn ich ins Wirtshaus gehe und die Türe aufmache, sehe ich in Gesichter: Eure werden irgendwann mal dabei (gewesen) sein. Und manchmal wisst ihr das noch nicht mal mehr. Weil: Weniger als Null - ihr, wir, alles. 

Vieles ist nämlich überflüssig - etwa, sich permanent dafür zu entschuldigen, was man getan oder gelassen hat. 1. interessiert das oft niemanden und 2. ist das im Allgemeinen uninteressant / unästhetisch / ungebildet und eben unauthentisch. Es ist meistens halt einfach ein Ausdruck des Temperaments, wie einer sich verhält, was er macht und all das. Je mehr einer also darauf eingeht / sich permanent entschuldigt, desto mehr leugnet er nicht nur seine Wesensart, sondern auch die der anderen Menschen: Denn wie sind die dann überhaupt?

Deshalb, kurzum: Letzten Satz überlegen, einüben, behalten!


P.P.S.
Ich weiß nun nicht, wem ich antworten soll, also mal hier. Es geht hier ja darum, eben nichts erklären zu wollen und in der Kürze der Zeit einen Satz rauszuhauen, der für das steht, wie oder was man so gelebt hat.

Früher hab ich exzessiv geschrieben und auch in den letzten Jahren, Monaten, Wochen noch hin und wieder. Aber es nimmt sukzessive ab. Wegen der Bedeutung des einen Satzes halt.

Bei mir ist es so, dass ich wahrscheinlich keine Depression habe, denn Depressive waren meiner Auffassung nach oft Menschen, denen es mal anders ging hahaha. Ich war schon immer in Watte gepackt. Als Kind hatte ich keinen Bock auf Menschen - änderte sich nie. Ich machte schon immer sehr viel Sport, aber hatte null Gespür fürs Aufhören, weil ich nichts spürte, nie aus der Puste kam und all das.

Auch heute gehe ich jeden Tag ins Fittnesstudio, habe null Schmerzen, bin einigermaßen gewissenhaft und vor allem sehr schnell: Insgesamt schnell. Ich will nie stehenbleiben, will, dass es fließt - Bewegungen mit der Atmung. Wie auch schon im Text beschrieben.

Und ich seh keinen Sinn. Wirklich keinen. Als zum Beispiel meine Tochter vor ein paar Jahren auf die Welt kam, war ich damit beschäftigt, einer Ärztin während der ohne Narkose (mein Wunsch) stattfindenden 45-minütigen Nähprozedur zu sagen, wie schlimm das alles ist. Weil es schlimm war. Sie nähte falsch - wie mir im Nachhinein gesagt wurde. Aber zu dem Zeitpunkt war es wegen dieser kack Art von der schlimm. 

Ich seh halt keinen Sinn und sah den nie, irgendwas zu verschleiern. Dabei bin ich in Watte gepackt. Nach einem Unfall realisierte ich das zum allerersten Mal so richtig, da  ich mich nicht mehr so gut bewegen konnte und der Fluss stoppte. Da bekam ich es mit der Angst zu tun, mir war ständig schwindelig. Doch heute umso weniger. Ich mache, mache, mache - bis ans Ende der Welt. 

Oft laufe ich stundenlang auf und ab oder im Kreis. Weil da sonst nichts ist: Kein Wort, kein Mensch,...was auch immer es für andere Menschen geben mag, das was auslöst, sie weitermachen lässt.

Das ist keine Depression. Und es ist auch sonst nichts. Das ist so ein Urknall, den keiner sonst mitbekommen hat.

Daraus ergibt sich eine Mischung aus Momenten, die jeder Arzt für eine bipolare Störung halten würde und für noch viel mehr. Krass ist, dass ich weiß, dass es Revolutionen geben müsste, dass nichts von alledem, was Menschen so an den Tag legen, irgendwas bedeutet.

Deshalb bin ich einfach erfolgreich. Deshalb leg ich alles akribisch und schnell zusammen. Deshalb hab ich so ein gutes Gedächtnis. Deshalb mach ich ständig Sport. Deshalb dreh ich keine Filme oder mach nur irgendwas mit Kunst im Umkreis. Deshalb hab ich kaum Leute um mich und will das auch nicht, aber behaupte es manchmal.

Klar: Wenn einer käme jetzt und mir einer Knarre an den Kopf hielte oder noch schlimmer - ein Messer: Ich würde...versuchen zu entkommen. Da bin ich mir fast sicher. Aber echt nur fast. Vielleicht könnte ich mich besinnen und einfach abwarten oder sagen: "Das ist jetzt voll die gute Idee."

Dann wäre das der letzte Satz. Weil es manchmal voll die gute Idee ist, voll die gute Idee zu sagen. Das macht überhaupt keinen Sinn. Oder ist das ironisch gemeint?

Keine Ahnung.

Ich könnte weitermachen. Einfach weitermachen. Morgen heiraten. Noch ein Kind bekommen. Und trotzdem extrem erfolgreich werden. Bücher schreiben. Filme drehen. Alles. Ich könnte schon auch alles tun. Und jeder sein. Also ungefähr. 

Aber ich will nicht. Weil da weniger als nichts ist. Wie Bret Easton Ellis' Buch: Less than Zero. Erst heute weiß ich, dass genau Bret Easton Ellis mein absoluter Lieblingsschriftsteller ist. David Foster Wallace usw. schon auch irgendwie, aber Bret Easton Ellis hat nicht umsonst so ein Buch mit dem Titel "Unter Null" geschrieben. Da geht's rund, völlig grundlos. Würde das im Kino hier in der Provinz gezeigt werden, würden die Leute im Kollektiv mehr lachen denn angeekelt sein. Die würden vor Entsetzen und Scham lachen. Wegen dieser ganzen Scheiße.

So. So könnte ich ewig weitermachen. Aber ich bin keine 16 mehr, auch wenn ich mich wie 14 fühle. Schwachsinn.

Was wünscht ihr euch? Wer auch immer das liest. Du bekommst es von mir.

P.P.P.S.
Früher habe ich erklärt, warum ich meine Text verteidige bzw. deren ekelhafte Inhalte. Dann habe ich eine Auszeit de facto von keinverlag genommen, weil ich wenigstens 2 Wochen mal denken wollte, dass kein potentieller irgendwer dort draußen was von mir lesen / erfahren könnte, das ekelerregend ist. Aber: Less than Zero. Da ist nichts und wird auch nie was sein. Keiner wird irgendwas genug von dem sein, was man dazu bräuchte, um...Es ist vorbei: Der Kuchen wird nie leer. Es ist vorbei. Der Kuchen wird immer mehr. Vorbei. 

P.P.P.P.S. Was für ein Kuchen? Irgendeiner. Wahrscheinlich Sandkuchen. 

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Kommentare zu diesem Text


 Augustus (24.01.23, 12:45)
Der Freitod ist heutzutage verpönt. Die katholische Kirche hat ja durch die Einführung der Hölle im 6 Jahrhundert den Freitod als ketzerische Haltung verurteilt. Der polygottische Einwohner, der Heide, konnte unbestraft zu seinen Göttern nach dem Freitod. Für die japanischen samurais war es sogar eine große Ehre, wenn sie sich selbst das Leben nehmen dürften, wenn sie ihr Gesicht verloren haben, undicht fortleben und Schande bedeutete. Die katholische Kirche hat also dem mündigen Menschen versklavt und ihm die Freiheit zum Suizid genommen. Nimmt man somit das frei aus dem Freitod weg, verbleibt bloß der Tod. 

Der letzte Satz am Sterbebett ist deshalb so bedeutend, weil es der letzte Satz ist, den ein sterbender aushaucht. 
Es könnte auch lauten; Ötzi ist der beste oder ich glaube nicht an UFOs oder Bayern München wird wieder Meister. 
Ein Schmunzeln huscht über die Lippen der anwesende ob seines Witzes, während der Abgeschiedene die Welt verlässt. 
Sicherlich geht es auch ernster und tiefgründiger beim ableben.

 theatralisch meinte dazu am 24.01.23 um 13:00:
Erst einmal muss einer (siehe Teil 1 des genannten Textes) differenzieren zwischen den Bezeichnungen: Suizid, Freitod..
Freitod ist nichts Gängiges. Wenn ich aber die Bezeichnung nicht vertreten würde, wie geschrieben, hätte ich sie nicht gewählt.
Dazu empfehle ich immer wieder als das für mich insgesamt wichtigste Buch: Hand an sich legen von Jean Amery (Apostroph irgendwo).

Und nein, wie geschrieben ist der letzte Satz weder unbedeutend noch beliebig. Er bringt auf den Punkt, wer wir (eigentlich) waren.

Aber ja, letztlich ist ohnehin alles irrelevant. Würde man jedwedes Gefühl oder gar die Unfähigkeit zum Gefühl außer Acht lassen. Dann, ja, dann...

 Judas (24.01.23, 12:55)
Tja, famous last words.
Wenn es dich dann doch trifft, hast du sie nicht parat, egal, wie wohl du es dir überlegt hast!
Vor Jahren (2007/8) machte ich ein FKJ (Freies Kulturelles Jahr). Auf den einwöchigen Seminaren, die es dann immer mal gab, spielten wir ein Spiel namens "Mörderspiel". Das ist wie Werwolf nur in groß und geht 'ne ganze Woche. Gab immer 2-3 Mörder, die durften mit den Worten "du bist tot" jemanden "umbringen", der alleine unterwegs war (oder von bereits Toten umgeben). Starb man, musste man seine letzten Worte, Todesdatum und Uhrzeit an einer Tafel hinterlassen, um quasi den Lebenden einen Hinweis zu hinterlassen. Morgens beim Frühstück durften dann die Lebenden immer versuchen, einen der Mörder zu identifizieren.
Long story short:
ich hatte so brilliante Ideen, was meine letzten Worte sein würden, wenn es mich denn mal trifft. Als es mich dann aber traf, waren meine letzten Worte: "verdammt!"
Tja.

 theatralisch antwortete darauf am 24.01.23 um 13:04:
Ich denke, darüber hinaus, dass, wenn du mal ein Kind bekommen hast, kannst du dir mit einem Mal mehr vorstellen. Das ist so ein Villon-/Mutterschoß-Moment.

Am natürlichsten wäre es wohl, würde jeder einfach nur nach seiner Mutter rufen - scheißegal, welches Verhältnis.

Verdammt: Passt doch auch. Ist halt dann so - was auch immer das dann in der Rückschau heißt.

 Judas schrieb daraufhin am 24.01.23 um 13:18:
Gut, dass Kinder bei mir nicht in Frage kommen.

Jaaaa. Ich meine: I guess. Aber irgendwie denkt man halt, man sagt was Cooles, was Inspirierendes, irgendwas, was theatralisch dann eventuell in einem Text mal zitieren kann. Und dann war's halt nur "verdammt". Aber immerhin dying with dignity, schätz ich, und nicht irgendwie weinend.

 theatralisch äußerte darauf am 24.01.23 um 14:38:
Bist du denn ne biologische Frau und all das? Hätte ich jetzt spontan angezweifelt.
Anyhow. Ist ja tatsächlich egal, was man sagt, da ohnehin nur ein Satz. Jeder ist bald vergessen. Ich sofort.

 Judas ergänzte dazu am 24.01.23 um 15:13:
Offiziell bin ich wohl weiblich, ja. Nicht, dass das von Relevanz für die Kinderfrage wäre, oder? 

Jo, stimmt. There's no curtain call after the show. Aber vielleicht schaffe ich es ja mal zu dubioser Berühmtheit und was, wenn jemand dann meine letzten Worte googlet weil er/sie/es das als Anfangszitat seiner Masterarbeit setzen will und dann ist es nur Unsinn, oh die Enttäuschung.

 theatralisch meinte dazu am 24.01.23 um 15:28:
" Kind bekommen hast" - > zur Welt gebracht hast.

Dunno. Nothing. 

 Graeculus (24.01.23, 13:38)
Das ist ein interessantes Thema mit den letzten Worten. Von Sokrates sind gleich zwei überliefert (was zeigt, daß sie gelegentlich mythisch sind):

„Kriton, wir schulden dem Asklepios einen Hahn. Opfert ihm den und versäumt es nicht.“ („Ὦ Κρίτων“, ἔφη, „τῷ Ἀσκληπιῷ ὀφείλομεν ἀλεκτρυόνα. ἀλλὰ ἀπόδοτε καὶ μὴ ἀμελήσητε.“) [so Platon]

Ohne sein Gesicht oder seine Farbe zu verändern, nahm er in größter Heiterkeit und Gelassenheit (μάλα ἱλαρῶς τε καὶ εὐκόλως) den Becher und trank ihn aus; zuletzt schleuderte er noch einige Tropfen auf die Erde und sagte dabei: „Das ist für den schönen Alkibiades (Ἀλκιβιάδῃ τῷ καλῷ).“ [so Teles]

Die haben einen ganz unterschiedlichen Sinn: 1. Das Leben ist die Krankheit, der Tod die Heilung. 2. Ein letztes Mal Kottabos spielen und dabei des Geliebten gedenken.
Beide Versionen sind mir sehr sympathisch.
Aber ob ich mit einem Zitat sterben möchte?

 theatralisch meinte dazu am 24.01.23 um 14:51:
Ja, ganz unterhaltsam, über sowas nachzudenken. Weil es wie gesagt auch so viel über das Leben aussagt. Letztlich sind Worte und auch / vor allem Leistung aber tatsächlich irrelevant. Es ist halt das Schauspiel der Populären / Angesehenen. Was die nun tatsächlich tun... Anyhow. Für mich ist Leben schon immer ad absurdum geführt, einfach ein Haufen Watte um viel Wasser, Eiweiß, Mineralstoffe, Fette..

 theatralisch meinte dazu am 24.01.23 um 16:53:
Ich weiß nun nicht, wem ich antworten soll, also mal hier. Es geht hier ja darum, eben nichts erklären zu wollen und in der Kürze der Zeit einen Satz rauszuhauen, der für das steht, wie oder was man so gelebt hat.

Früher hab ich exzessiv geschrieben und auch in den letzten Jahren, Monaten, Wochen noch hin und wieder. Aber es nimmt sukzessive ab. Wegen der Bedeutung des einen Satzes halt.

Bei mir ist es so, dass ich wahrscheinlich keine Depression habe, denn Depressive waren meiner Auffassung nach oft Menschen, denen es mal anders ging hahaha. Ich war schon immer in Watte gepackt. Als Kind hatte ich keinen Bock auf Menschen - änderte sich nie. Ich machte schon immer sehr viel Sport, aber hatte null Gespür fürs Aufhören, weil ich nichts spürte, nie aus der Puste kam und all das.

Auch heute gehe ich jeden Tag ins Fittnesstudio, habe null Schmerzen, bin einigermaßen gewissenheit und vor allem sehr schnell: Insgesamt schnell. Ich will nie stehenbleiben, will, dass es fließt - Bewegungen mit der Atmung. Wie auch schon im Text beschrieben.

Und ich seh keinen Sinn. Wirklich keinen. Als zum Beispiel meine Tochter vor ein paar Jahren auf die Welt kam, war ich damit beschäftigt, einer Ärztin während der ohne Narkose (mein Wunsch) stattfindenden 45-minütigen Nähprozedur zu sagen, wie schlimm das alles ist. Weil es schlimm war. Sie nähte falsch - wie mir im Nachhinein gesagt wurde. Aber zu dem Zeitpunkt war es wegen dieser kack Art von der schlimm. 

Ich seh halt keinen Sinn und sah den nie, irgendwas zu verschleiern. Dabei bin ich in Watte gepackt. Nach einem Unfall realisierte ich das zum allerersten Mal so richtig, da  ich mich nicht mehr so gut bewegen konnte und der Fluss stoppte. Da bekam ich es mit der Angst zu tun, mir war ständig schwindelig. Doch heute umso weniger. Ich mache, mache, mache - bis ans Ende der Welt. 

Oft laufe ich stundenlang auf und ab oder im Kreis. Weil da sonst nichts ist: Kein Wort, kein Mensch,...was auch immer es für andere Menschen geben mag, das was auslöst, sie weitermachen lässt.

Das ist keine Depression. Und es ist auch sonst nichts. Das ist so ein Urknall, den keiner sonst mitbekommen hat.

Daraus ergibt sich eine Mischung aus Momenten, die jeder Arzt für eine bipolare Störung halten würde und für noch viel mehr. Krass ist, dass ich weiß, dass es Revolutionen geben müsste, dass nichts von alledem, was Menschen so an den Tag legen, irgendwas bedeutet.

Deshalb bin ich einfach erfolgreich. Deshalb leg ich alles akribisch und schnell zusammen. Deshalb hab ich so ein gutes Gedächtnis. Deshalb mach ich ständig Sport. Deshalb dreh ich keine Filme oder mach nur irgendwas mit Kunst im Umkreis. Deshalb hab ich kaum Leute um mich und will das auch nicht, aber behaupte es manchmal.

Klar: Wenn einer käme jetzt und mir einer Knarre an den Kopf hielte oder noch schlimmer - ein Messer: Ich würde...versuchen zu entkommen. Da bin ich mir fast sicher. Aber echt nur fast. Vielleicht könnte ich mich besinnen und einfach abwarten oder sagen: "Das ist jetzt voll die gute Idee."

Dann wäre das der letzte Satz. Weil es manchmal voll die gute Idee ist, voll die gute Idee zu sagen. Das macht überhaupt keinen Sinn. Oder ist das ironisch gemeint?

Keine Ahnung.

Ich könnte weitermachen. Einfach weitermachen. Morgen heiraten. Noch ein Kind bekommen. Und trotzdem extrem erfolgreich werden. Bücher schreiben. Filme drehen. Alles. Ich könnte schon auch alles tun. Und jeder sein. Also ungefähr. 

Aber ich will nicht. Weil da weniger als nichts ist. Wie Bret Easton Ellis' Buch: Less than Zero. Erst heute weiß ich, dass genau Bret Easton Ellis mein absoluter Lieblingsschriftsteller ist. David Foster Wallace usw. schon auch irgendwie, aber Bret Easton Ellis hat nicht umsonst so ein Buch mit dem Titel "Unter Null" geschrieben. Da geht's rund, völlig grundlos. Würde das im Kino hier in der Provinz gezeigt werden, würden die Leute im Kollektiv mehr lachen denn angeekelt sein. Die würden vor Entsetzen und Scham lachen. Wegen dieser ganzen Scheiße.

So. So könnte ich ewig weitermachen. Aber ich bin keine 16 mehr, auch wenn ich mich wie 14 fühle. Schwachsinn.

Was wünscht ihr euch? Wer auch immer das liest. Du bekommst es von mir.

Antwort geändert am 24.01.2023 um 16:57 Uhr

 Judas meinte dazu am 25.01.23 um 11:34:
Ich weiß es auch nicht.
Wir sind doch alle nur geduldet.
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