januar, früher sonntagmorgen, bottrop

Lyrischer Prosatext

von  Redux

am frühen sonntagmorgen ist es hier wie dort

früh, urweltlich früh, eine stadt wie ein stadtteil

von einem unbekannten ganzen, unter einer

feinen schneeschicht, kaum zu unterscheiden

von schwerem winterregen, drahtseil der

aggregatzustände, ich habe die falschen

schuhe an, denke ich, als ich durch die

zechensiedlung gehe, ein fremder in dieser stadt,

in diesem stadtteil, in den ich mich vor jahren verliebte,

jetzt ist er fast fremd, wie die uhrzeit, wie die neuen

häuser, die alles verwischen wie der leichte griesel

des schnees, kaum menschen, nur hier und dort

ein rentner mit einem hund an der leine, beide

wie erstarrt, als überlegten sie, ihren gang an einem

anderen tag zu gehen, wie jeder tag zu dieser

stunde ein ungeöffnetes schreiben, ich werde es

nicht öffnen und auch nicht lesen, weil ich weiß,

es enthält kein versprechen;

schwere schwarze schwärme der dohlen

kreisen durch den winterhimmel, die dönerbuden

sind verschlossen und ohne licht, die mülltonnen

davor quellen über, irgend jemand steht am

offenen fenster und schnippt eine kippe hinaus,

unsere liebe ist geronnen, denke ich so bei mir,

als ich wieder die autobahn befahre, sunday morning,

velvet underground über spotify


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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (24.01.23, 11:06)
Die Melancholie der Stimmungsmalerei gefällt.

LG
Ekki

 AchterZwerg meinte dazu am 25.01.23 um 07:20:
Mir auch. Wie verrückt!

 Redux antwortete darauf am 25.01.23 um 16:36:
Vielen Dank für eure Worte. Es freut mich sehr!
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