Schwarzwälder Kirsch II

Wahlrede zum Thema Abendstimmung

von  LotharAtzert

Gerne wird auch an Bequemlichkeitverheißendem gehaftet. Je mehr, umso mehr müssen oder sollen es  andere bezahlen: 5 Tassen Kaffe, um besser zu schreiben,- das Herz bezahlt es; Tiere, denn wir haften an fleischlicher Nahrung; die Erde, wir haften an Rohstoffen, welche weitere Bequemlichkeit ermöglichen sollen; an Religionen: du mußt nur an Gott glauben, so einfach ist der Bequema-Univers, aber glaube auch an die ent-sprechende Hölle, wenn du vom wahren Glauben abfällst, wie Ketzer und Häretiker; auch wenn du Aufputschmittel nimmst, manipulierst und so weiter und so fort.

Es geht immer noch um Anhaftung, die nunmal ewig-hungrig verzehrt, was sie vorfindet. Haftet die Kartoffelkruste an der Pfanne, ist der Genuß beeinträchtigt. Es ist dem Haftenden egal, ob du Akademiker bist und an Teilchenforschung haftest, oder Sozialhilfeempfänger, egal, ob du glaubst oder „den Quatsch“ ablehnst,  ungläubig bist, dich Skeptiker nennst, oder schöngeistiger Jüngling auf der Suche nach dem vollkommenen Yin – Kuan Yin.

 

So ein Mist! -ich hafte an Spiritualität. Der Mist im Stall ist ein Bildangebot zur Meditation: Wo die Gestalt mißlang und statt Mensch eine Milchkuh herauskommt, steht diese im Stall und nicht auf dem Catwalk. Die menschliche Milchkuh ist dagegen sozial engagiert und will viele Kinder.

 

Hier der Stall mit der Unfreiheit für die Bewohner - dort die Gestalt, das Gewachsensein von der Schicksalsnlage bis zur Vollkommenheit und, beim Jupiter, das trifft es!

 

Wenn man nicht anhaftet, das wissen die meisten gar nicht mehr, kann man dasselbe tun, wie die Anhafter. Nur wenn du keinen Bock mehr hast, oder es entreißt dir einer was, dann nimmst du das als Lehre hin, es beim nächstenmal besser zu machen, während die Anhafter sich (oft paarweise) an den Haftgrund klammern und mit ihm, wenn dessen Zeit gekommen ist, untergehen.

Es sei denn, man opfert andere als Stellvertreter, oder wird geopfert.

 

Jetzt kommen die Moralisten mit ihrem Widerspruchskatalog, man kennt ja seine Pappenheimer. Dem sei geantwortet: Karma – was du dir verdient hast, das wirst du im Guten, wie im Schlechten ernten, so oder so.  Und wirst auch immer von der Gegenwart aus weiter müssen, oder keine mehr haben. Ein Ersatzstart ist nicht vorgesehen.

 

Die Gegenwart ist gegen Warten.

 

Wir wissen alle nicht, was wir in der weiteren Vergangenheiten getan haben, doch wir bekommen rhythmisch das, was immer kommen wird und es ist töricht, sich gegen alles mögliche zu versichern, zu impfen, zu was weiß ich.

Aber auch ich glaube etwas, nämlich daß Mitgefühl niemals zu groß sein kann, aber leider oft zu gering.

 

Feuer als Element ist völlig neutral, dh es ist nicht dafür verantwortlich zu machen, was im Stoffgrund Lebende mit ihm und aus ihm machen, welche Arten von Mißbrauch sie treiben. Die es nutzen, um ihre maßlose Gier zu befriedigen - und von da kostenpflichtige Befriedigung der Gier Anderer  - weil sie an Reichtum haften, das ist doch klar, gehen sie an ihrer Maßlosigkeit zugrunde, bevor Befriedigung erlangt werden kann.

 

Die Auswirkung kollektiver Gier-Haß-Unwissenheit ist unvorstellbar. Sie zu erfahren kostet viele den Verstand und noch mehr das Leben.

Die unlösbaren Widersprüche von Mitgefühl und Waffengewalt.



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Kommentare zu diesem Text


 AlmaMarieSchneider (27.01.23, 22:07)
Ein komplexer, komplizierter Text lieber Lothar. Den muss ich mir etwas zerlegen. 


Die Gegenwart ist gegen Warten. 
Sie kann es gar nicht.

Bin noch drüber

Herzlichst
Alma Marie

 LotharAtzert meinte dazu am 28.01.23 um 10:22:
Liebe Alma Marie,
Ein komplexer, komplizierter Text
Umso mehr freuen mich Kommentar und Empfehlung. Es ist ja leider so, daß die einfacheren Werkchen mehr und eher "konsumiert" werden.


Vielen Dank und ein schönes Wochenende wünsche ich dir.
Lothar

 IngeWrobel (27.01.23, 23:48)
Mir gefällt, wie aufmerksam Du mit der Sprache und ihren Widersprüchlichkeiten umgehst! Und zwar bei allen Texten, die ich bisher von Dir las. 
Lothar, Du bist nicht "mainstream", und das ist ein Kompliment. 
Herzliche Grüße 
Inge

 LotharAtzert antwortete darauf am 28.01.23 um 10:32:
Oh Inge, du machst mich verlegen. Da will ich dir auch nicht meine Unsicherheit bezüglich der Texte vorenthalten. Die ist Segen und Fluch zugleich. Segen, weil sie tiefe Zusammenhänge instinktiv aufspürt - und Fluch, weil ich mich oft nicht getraue, sie, ob des "nicht mainstream" zu veröffentlichen.

Aber wer das erkennt, muß ähnlich sein, dh. muß gelitten haben an den Unzulänglichkeiten des Daseins. Und genau das motiviert zum weiterschreiben!

Vielen Dank und sei auch herzlich gegrüßt.
Lothat

 Augustus (28.01.23, 11:53)
liest sich nach Weltschmerz an.

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 28.01.23 um 13:17:
Bitte um Begründung.

 Augustus äußerte darauf am 28.01.23 um 14:12:
Haften an Reichtum erzeugt Maßlosigkeit.

 LotharAtzert ergänzte dazu am 28.01.23 um 14:27:
Ein Feuer haftet nunmal an Brennbarem.
Die Brenn Bar, da laufen Mädels rum, du glaubst es nicht. Was aber daran jetzt Weltschmerz ist - es ist, wie es ist.

Jetzt brennt mir grad wieder die Kehle nach m Tempranillo. ..

Antwort geändert am 28.01.2023 um 15:02 Uhr
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