Pffffftundsechzig

Mit Schwung den Tag beginnen ist ein Märchen,
wenn das Gerüst fast ein Jahrhundert steht.
So ein, zwei Kapseln nimmt man schon paar Jährchen,
nun sind es neun, damit der Schmerz vergeht.

Am Morgen ächzt der Grimm in deinen Gliedern,
sie seufzen schmerzerfüllt: Nicht mit Gewalt!
Alsbald wird auch dein Ischias erwidern:
Was war das gestern, Mensch, du bist doch alt!

Zu Mittag ruft dein Hintern nach Bewegung.
Derweil die Leber sich von Herzen freut,
durchsuchst du dein Gedächtnis, die Belegung
des Pillenspenders stimmt, du schluckst erneut

Und schwebst im Tänzelgang zu deinem Wagen
und drückst den Busen raus trotz ekler Pein.
Hör bloß nicht auf der Wirbelsäule Klagen,
dein Nachbar steht auf dich, da muss das sein.

Am Abend, dein Senk-Spreizfuß wird beim Tanzen
mit Fußreflexeinlage wohlverwöhnt,
schlägt dir ein Vino schon so auf den Ranzen,
dass selbst der Darm, trotz Vollsedierung, dröhnt.

Und nachts dann, wenn die Wirbel Hilfe! schreien,
der Alte schnarcht gefühllos, denkst du nach.
Du nimmst dir vor, dich morgen zu kasteien
mit Jogging, doch dein Herz erschrickt: Gemach!!

So siehst du ein: Der ganze Bau ist rettungslos marode.
Man altert sich ab fünfundsechzig regelrecht zu Tode.