Sei froh!

Brief zum Thema Abschied

von  Mondscheinsonate

Lieber Verstorbener,


Sei froh, dass du tot bist, ein Hiniger, wie wir in Wien so schön sagen, es ist kaum noch auszuhalten. Wir steuern schon wieder blauen, rechten Zeiten entgegen. Gestern kam das Urteil im Terrorprozess, Freisprüche und Lebenslang wegen Beihilfe zum Mord. Interessanterweise sagte einer, dass er beim Munitionskauf nicht dabei war, der Munitionsverkäufer sagte, er war dabei. Schön, dass er sich Gesichter vier Jahre lang merkt, sein Gedächtnis ist wunderbar oder er hat nur wenig Kunden. Ich schreibe aus juristischer Perspektive, was ich persönlich denke, das bleibt irrelevant. Auch plädierte der Staatsanwalt mit "Angriff auf den Rechtsstaat!", ganz dramatisch, wohl dachte ich, es geht um Mord an einzelnen Personen, das sind nämlich zwei Paar Schuhe. Man muss immer Fälle voneinander trennen, das heißt Sachverhalte auseinanderhalten. Die Angeklagten hatten keine Chance, nicht einmal einen Hauch, sie waren beim Attentat nicht dabei. Die Geschworenen waren gegen sie.

Ich verurteile die Tat zutiefst, aber ich werde Juristin, ich muss einen kühlen Kopf bewahren.

Erinnerst du dich, einmal lockte ein Stiefvater seine Stieftochter in den Keller, vergewaltigte die Vierjährige und brachte sie um. Der bekam für aktives Tun fünf Jahre, nur Totschlag. Bankräuber bekommen 9- 13 Jahre, zum Vergleich. 

Nun, schreit das blau-braune Volk unter dem Artikel, dass sie "in solchen Fällen für die Todesstrafe wären". Ganz gefährliches Gedankengut. Wollen wir Beihilfe zum Mord mit Mord vergelten, besonders und weil die Täter Ausländer sind? Bei Österreichern hätten sie das nicht geschrieben, ganz und gar nicht. Das weißt du, das weiß ich und gerade du hast dich immer für Multikulti eingesetzt, hast gepostet "Fühlt ihr euch schon besser, weil es den Flüchtlingen schlechter geht?"

R., wir haben Missstände, ja, aber Hass schürt immer Hass, das zeigte bereits die Geschichte. 

In Vorarlberg wurde einer verurteilt, der Babys sexuell misshandelte, allein das zu schreiben, das ist so grausam. Medial wurde das nicht aufgeplustert, das war am Montag. Der Prozess (morgen) gegen Teichtmann wird seit drei Wochen kommentiert, hängt ihn höher. Da siehst du das Kranke in unserem Land, der X, vielleicht ein Handwerker oder kaufmännisch Angestellte, darf das machen, kräht kein Hahn danach, der T., ein Schauspieler, ist interessanter, angeblich hat er keine Kinder angegriffen. Willkommen in Österreich. Nein, ich verteidige den nicht und ich würde auch keine Kinderschänder verteidigen, auch keinen Missbrauch, keine Aufgeilung, es geht rein darum, dass die Zahlen seit Jahren steigen, das war komplett egal. Der T. ist einer von 50% der Sexualstraftaten der letzten Jahre und jeder Fall sollte laut hinausgeschrien werden.

Zurück, für mich war der Prozess eine Erinnerung an schreckliche Zeiten, an ein Regime, wo keiner vor Gericht eine Chance hatte. Das nimmt mir keiner weg und wenn die Akten im RIS sind (Rechtsinformationssystem), werde ich sie mir ganz genau durchlesen. Auf Berichterstattungen kann man gar nichts mehr geben. 

Braune Scheiße quillt aus den Tastaturen und die Ratten werden immer mehr, dagegen könntest du auch nicht mehr reden, vergiss es, mich ekelt es auch schon so sehr. 

Mord mit Mord vergelten, zurück in alte, primitive Zeiten. Sind eh nur "Tschuschen"! Was? Nicht? Egal, woher sie kommen, sind alles "Tschuschen, G'sindl, Dreck!" 

Ich kann gar nicht soviel essen wie ich kotzen möchte. Mir ist nur noch schlecht. Weißt du, was das Schlimme ist? Zumeist quillt die Dummheit aus Frauenmündern. Immer mehr. Da stehen's beim Herd und sehnen sich nach den 50' zurück, die armseligen Gestalten, da war die Welt noch in Ordnung, da durfte man noch Neger sagen. Das ist ein G'sindl, der größte Dreck in meinen Augen. 

Ja, wir werden weniger, es wird in den nächsten zehn Jahren scheppern, du kannst es nicht mehr erleben, sei froh.


Trauriges Bussi.



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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (02.02.23, 14:50)
Aber ist es nicht gerade die FPÖ, die härtere Strafen für Sexualstraftäter fordert?

Der Text ist eine Brandrede, die so zwischen den Themen mäandert, meist Aktuelles und dazu Empörung gestellt. Das sei die unbenommen, aber handwerklich-literarische Wert ist gering.

P.S.:
Essen -> essen

 Mondscheinsonate meinte dazu am 02.02.23 um 14:53:
Und, was bringen höhere Strafen, löst es das Problem?

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 02.02.23 um 15:08:
Eine Alternative nennst Du im Text nicht.

Aber mir geht es eher um die Qualität des Textes.

 Mondscheinsonate schrieb daraufhin am 02.02.23 um 15:09:
Mir nicht. Es ist ein Brief. Normal denkend kann man sich Therapie dazudenken.

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 02.02.23 um 15:19:
Nun ja, jeder muss sich mal auskotzen...

 Mondscheinsonate ergänzte dazu am 02.02.23 um 15:27:
Richtig.

 Graeculus (02.02.23, 14:59)
Wie steht es eigentlich in Österreich mit der Aufarbeitung des Nationalsozialismus in der Schule? In Deutschland kommt das im Geschichts-, Deutsch- und Religionsunterricht vor, so daß man schon von einer Überfütterung sprechen kann. Dreifach hält besser? Eher nicht. Das Ergebnis kann man ja bei deutschen Rechten beobachten, die durch deutsche Schulen gegangen sind.

Aber über Österreich sagt man ja, es habe zwei große Erfolge in der Vergangenheitsbewältigung erreicht: der Welt klarzumachen, daß Mozart ein Österreicher und Hitler ein Deutscher war.

Adolf Hitler
Ernst Kaltenbrunner
Arthur Seyß-Inquart
Odilo Globocnik
KL Mauthausen

Was sagt den jungen Österreichern das?

 Mondscheinsonate meinte dazu am 02.02.23 um 15:03:
Hahaha. So viel dazu. Alles war grauenvoll, nächstes Thema. Ich verfasste eine Arbeit über Euthansie im Dritten Reich. Auf das Thema wurde im Abi nicht eingegangen, nur auf Publikationen. Ich habe mich täglich ein halbes Jahr damit beschäftigt...Publikationen, musst dir mal vorstellen. Die Jungen sagen:"Was interessiert mich das, das waren andere, nicht ich."

 Graeculus meinte dazu am 02.02.23 um 15:11:
Wenn es Vermögen zu erben gibt, dann sagt man: "Das waren meine Vorfahren!"
Wenn es Schuld(en) zu erben gibt, dann heißt es: "Was schert mich das? Das waren andere, nicht ich!"

 Mondscheinsonate meinte dazu am 02.02.23 um 21:53:
So ist der Mensch!

 DanceWith1Life (02.02.23, 16:18)
Hiniger?

 Graeculus meinte dazu am 02.02.23 um 16:50:
Hiniger = Hingegangener

 Mondscheinsonate meinte dazu am 02.02.23 um 17:04:
Sprich: Hinicha.

 DanceWith1Life meinte dazu am 02.02.23 um 17:16:
klingt ja fast himmlisch, im Gegensatz zur höllisch aktuellen Gesamtaussage des Briefes.
Ich suche seit Jahren nach einer Möglichkeit, eine Aussage von Martin Luther King zu entschnörkeln, soll heißen, sie auf dem Boden der Tatsachen so zu formulieren wie es ohne Weihwasser und Räucherstäbchen gesagt werden muss.
Hate cannot drive out hate, only Love can do that.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 02.02.23 um 17:18:
Vergiss es. Es geht nicht einmal mehr damit. Martin ist niedergeschossen worden. Menschen mögen keine Wahrheit und Harmonie.

Antwort geändert am 02.02.2023 um 17:21 Uhr

 DanceWith1Life meinte dazu am 02.02.23 um 17:28:
Mach Dir keine Sorgen um mich, vergessen tu ich das die ganze Zeit, und mir ist die Situation auf unserem Planeten einigermaßen bewusst.
Menschen mögen keine Misserfolge, soll heißen, dass sie Wahrheit und "Harmonie" für unerreichbar halten.
Das ist nicht das Gleiche. wie beides nicht mögen.
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