Furcht verbindet

Fabel zum Thema Betrachtung

von  EkkehartMittelberg

Im Schatten einer Eiche stand eine Margerite. Ein Marienkäferchen kletterte an ihrem Stengel empor, um ihr vertraulich etwas  zuzuflüstern. Auf halbem Wege wurde ihm schwindlig, und es rief hinauf. „Mir wird erst jetzt bewusst, wie furchterregend groß du bist!“

„Tröste dich, das dachte ich auch gerade, als ich in die Krone der Eiche empor blickte“, entgegnete die Margerite.

Die Eiche hatte ein feines Gehör, und es war ihr nicht entgangen, was sich zu ihren Füßen abspielte.
So raunten ihre Blätter nach unten: „Freunde, wer von uns ist ohne Furcht? Sie befällt auch mich, wenn am Himmel Blitze zucken.“

Anmerkung: Februar 2014

Quelle: Ekkehart Mittelberg: Fabeln. Lehrhaft witzig amüsant. Verlagsbaus Schlosser 2021. ISBN 978-3-96200-466-8 Preis: 9,90€



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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (06.02.23, 07:35)
Lieber Ekki,
von Knaben, die ausziehen das Fürchten zu lernen, hört man in letzter Zeit eher selten.
Vielleicht weil es sich herumgesprochen hat, dass die Auslöser der Furcht vielfältig sind und zu Manipulationen einladen.

Herzlichst
Piccola

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 06.02.23 um 09:08:
Merci, Piccola, so ist es. Die Auslöser der Furcht sind so vielfältig, dass kaum jemand verschont bleibt.

Herzlichst
Ekki

 Augustus antwortete darauf am 06.02.23 um 10:44:
Furcht als Schutzfunktion dient dem Überlebenstrieb. Furchtlos zu sein, einer Situation gegenüber, die sonst Flucht auslösen würde, zeichnet den Helden aus. 

Tyrannen erzeugen bei der Bevölkerung Furcht. Sie flüchten vor Angst in ihrer Häuser, ducken sich unter seiner Herrschaft. 

Das Gebot eines Königs sein Volk vor Gefahren zu schützen, wenn der König selbst eine Gefahr für das Volk darstellt, widerspricht sich. Diesen wiederspruch spürt das Volk, und wird selbst zum König, die die Gefahr beseitigen will, den Tyrannen.

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 06.02.23 um 12:14:
Gracias, Augustus.
 Furcht hat im Vergleich zur diffusen Angst tatsächlich eine Schutzfunktion. Sie hat nämlich ein Objekt, das der Fürchtende bekämpfen kann.
Deine Aussagen über Furcht und Tyrannen teile ich.

 TassoTuwas (06.02.23, 11:55)
Hallo Ekki,

wenn man alles glaubt, was so erzählt wird, kann einem Angst und Banke werden!

Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 06.02.23 um 12:36:
Merci, Tasso,

Gerüchte können eine trübe Quelle für schlimme Ängste sein.

Herzliche Grüße
Ekki

 GastIltis (06.02.23, 12:37)
Hallo Ekki,
weil es offenbar darüber noch immer Unklarheiten gibt:
„Furcht ist Furcht vor etwas, Angst ist Angst vor nichts!“ habe ich vor mehr als zwanzig Jahren in der Wirtschaftswoche gelesen. Die war damals noch seriös! Ob es heute noch so ist, wer weiß? Dein Text lässt dies genauso erkennen, einige Kommentare weichen davon ab!
Sei herzlich gegrüßt von Gil.

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 06.02.23 um 12:41:
Vielen Dank für die Richtigstellung, Gil

Herzliche Grüße
Ekki
Taina (39)
(06.02.23, 12:56)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 06.02.23 um 14:56:
Gracias, Taina,

ein kleiner, aber feiner Unterschied, den du da erkannt hast.

Liebe Grüße
Ekki

 Saira (06.02.23, 18:46)
Hallo lieber Ekki,
 
was dem einen vertraut erscheint, kann bei jemand anderen Furcht auslösen. Über den Austausch der Fürchtenden untereinander kann nicht nur eine Verbindung zueinander geschaffen, sondern auch die Furcht gemindert werden.
 
Nach dem Motto: „Geteilte Furcht ist halbe Furcht“.


Herzliche Grüße
Sigi

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 06.02.23 um 21:25:
Liebe Sigi,

vielen Dank für die kreative Umsetzung der Aussage "Furcht verbindet" zu "Geteilte Furcht ist halbe Furcht".

Herzliche Grüße
Ekki
Agnete (66)
(06.02.23, 19:17)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 06.02.23 um 21:27:
Vielen Dank, Monika, so sehe ich es auch.

Liebe Grüße
Ekki
Teolein (70)
(06.02.23, 20:50)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 06.02.23 um 21:31:
Besten Dank, Teo,
genau das macht den Unterschied reflektierter Furcht gegenüber diffuser Angst aus.

Liebe Grüße
Ekki

 plotzn (07.02.23, 09:15)
Servus Ekki,

die Frucht der Furcht heißt Überleben.

Liebe Grüße
Stefan
Taina (39) meinte dazu am 07.02.23 um 09:34:
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 LotharAtzert meinte dazu am 07.02.23 um 10:44:
... und dann kommt ein Tsunami.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.02.23 um 11:27:
Merci, Stefan, kontrollierte Furcht kann tatsächlich zum Überleben beitragen.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.02.23 um 12:30:
@Taina und Lothar Atzert: Man kann aus Furcht besonnen Vorsorge treffen, aber auch kopflos von einer Furcht in die andere stolpern.

 harzgebirgler (07.02.23, 11:30)
die gottesfurcht hat viele einst verbunden
was namen ja wie 'fürchtegott' bekunden
wofür gellert als beispiel dienen kann
schrieb recht bekannte fabeln einst der mann.

lg
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.02.23 um 12:35:
Besten Dank, Henning,

die Furcht des Herrn hat viele einst vereint,
die heute überholt erscheint.

LG
Ekki

 AZU20 (07.02.23, 13:07)
Diese Verbindung ist deutlich zu spüren. LG
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