Grauer Star

Tagebuch zum Thema Krankheit/ Heilung

von  AlmaMarieSchneider

Die Operation


Nach meiner jährlichen Augenuntersuchung riet mir mein Augenarzt zur Operation meiner grauen Starerkrankung. „Sie schreitet rasch voran“, meinte er „und wir sollten zeitnah operieren“. „Sie können sonst nicht mehr Autofahren“. Für mich eine glatte Katastrophe.

Eine medikamentöse Behandlung ist bei dieser Linsentrübung nicht möglich. Operativ wird die trübe Linse entfernt und durch eine Kunststofflinse ersetzt. Ich willigte ein und es wurden alle notwendigen Voruntersuchungen eingeplant. Dazu gehörte ein Blutbild, ein EKG, Medikamentenplan und ein umfangreicher Fragebogen, der vom Hausarzt ausgefüllt werden musste.

Letzte Vermessungen und das Aussuchen der Linse, dann konnte es los gehen.


Am 10.01.23 um 7 Uhr 30 meldete ich mich zaghaft und etwas ängstlich zur OP am Empfang. Sofort wurde ich von einer Schwester abgeholt und in den Warteraum begleitet. Da saß bereits ein etwas älterer Herr, leicht nervös blätterte er in einer Zeitschrift und meinte zu mir: „ Noch ein bisschen Lesen, soweit es noch möglich ist“. Ich horchte auf und musste, wie immer, wenn ich aufgeregt bin, auf die Toilette.

Als ich wieder zurück kam, war er schon abgeholt. Ich schnappte mir auch eine Zeitschrift und dachte dabei an seine etwas sarkastische Bemerkung.

Kurze Zeit später wurde auch ich abgeholt, bekam das übliche Kittelchen und Häubchen ausgehändigt. Über meine Schuhe wurde ein Plastiküberzug gezogen. Ein OP-Helfer half mir auf eine bequeme Liege und der Anästhesist legte mir einen Zugang (bei meinen Venen ein etwas abenteuerliches Unterfangen). Meinen Port rührten sie dafür nicht an. Wer legt sich auch schon mit einer Uni-Klinik an. Aufgrund meiner Krebserkrankung verfüge ich über solch einen „Komfort-Zugang“. Nur was nützt er mir? Wieder musste ich die Venensuche aushalten und natürlich wurde wieder die schmerzhafteste Stelle ausgesucht.


Die OP wurde unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Dazu wurde ich vollständig abgedeckt, nur das zu operierende Auge wurde frei gelassen.

In 20 Minuten sind wir fertig“, beruhigte mich Dr. J. Ich lag ganz still und getraute mich kaum zu atmen, geschweige denn etwas zu sagen. Könnte ja fatale Folgen haben. Plötzlich hatte ich die furchtbare Vorstellung niesen zu müssen.

Über mir entbrannte gleichzeitig eine heiße Diskussion. Panzer für die Ukraine oder nicht?


Ich hatte ständig das Lied „Bird on a Wire“ in meinem Kopf. Rita Coolidge hat es wunderschön gesungen und im Prinzip war ich mein ganzes Leben lang so ein Bird on a Wire, beruflich wie als Mensch.

Die Diskussion über mir wechselte das Thema. Krypto – Währungen waren im Gespräch. Dazu hatte ich, meine Lage völlig vergessend, auch etwas zu sagen.

Kaum meldete ich mich, wurde mir sofort mitgeteilt, dass Patienten während der OP still zu sein hatten. Das war mir zwar neu, aber in meiner Lage sah ich das doch schnell ein. Sollten sie doch finanziell ins Messer laufen, diese eitlen Kerle.

Ich sehe diese Sache eher positiv,




Nach 20 Minuten wurde mir dann tatsächlich die Abdeckung abgenommen. Das operierte Auge trug eine Klappe mit Verband. Ich bekam wunschgemäß eine Brezel und meinen Cappuccino.

Wieder spukte das Lied: Bird on a Wire“ in meinem Kopf herum, diesmal von Joe Cocker gesungen und ich fragte mich, wann denn der Vogel endlich fliegen kann.




https://www.youtube.com/watch?v=SY3AvSEs5dE




Anmerkung von AlmaMarieSchneider:

Bird on a Wire ist von Leonard Cohen

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Kommentare zu diesem Text


 Quoth (08.02.23, 17:05)
Darf ich die Tatsache, dass Du hier schreibst, so deuten, dass die Operation gelungen ist und Du mit dem operierten Augen gut sehen kannst? Vielleicht auch wieder sicher Auto fahren? Dann meinen herzlichen Glückwunsch - und möge es beim anderen Auge genauso gut laufen! Ein angenehm detaillierter Bericht, der mich darauf vorbereitet, dass ich im Herbst auch dran bin ... Danke! Quoth

 AlmaMarieSchneider meinte dazu am 08.02.23 um 18:40:
Lieber Quoth,
alles Zittern war umsonst. Keine Schmerzen und ich sehe wieder sehr gut. Während Deiner OP einfach schöne Gedanken machen und danach gut "tropfen" . Ich schreibe noch darüber. Dir auch alles Gute.
Danke für Deinen Kommentar und Deine Empfehlung.

Herzlichst
Alma Marie

 franky (08.02.23, 17:07)
Hi liebe AlmaMarie
 
Kam eine laserbehandlung nicht in Frage?
 
Grüße von Franky

 Drita antwortete darauf am 08.02.23 um 17:12:
Liebe Alma Marie, 

schön, jetzt ist alles vorbei. Gute Besserung.

Liebe Grüsse
Drita

 FrankReich schrieb daraufhin am 08.02.23 um 17:35:
@Franky
Der graue Star lässt sich nicht lasern, die Trübung der Linse würde dennoch weiter voranschreiten, ohne OP ist da leider nichts zu machen.

Ciao, Frank

 AlmaMarieSchneider äußerte darauf am 08.02.23 um 18:47:
@ Franky
Frank sagt es bereits. Der sogenannte Katarakt ist eine altersbedingte Trübung und kann nur durch Entfernen heilen.
Danke für Deine Empfehlung und Lieblingstext Ich freue mich und sende liebe Grüße
Alma Marie

@Drita
Danke liebe Drita. Auch für Deine Empfehlung und Wünsche.

Von Herzen grüßt Dich
Alma Marie


@Frank
Auch Dir herzlichen Dank für Deine Empfehlung.

Liebe Grüße
Alma Marie

Antwort geändert am 08.02.2023 um 18:54 Uhr

 FrankReich (08.02.23, 17:55)
Warum darf ein Patient während einer OP nicht reden? Weil die Ärzte sich dann nicht mehr auf ihr Gequatsche konzentrieren können. 🤔

Ciao, Frank

 AlmaMarieSchneider ergänzte dazu am 08.02.23 um 18:48:
:D      :D     :D

Womöglich?
Lachend grüßt
Alma Marie

 FrankReich (08.02.23, 17:55)
Sorry, doppelt gemoppelt. 👋🙃

Kommentar geändert am 08.02.2023 um 18:07 Uhr

 harzgebirgler (08.02.23, 17:57)
hallo alma marie,

in dem vogelsong geht's ja darum, dass man versucht frei zu sein, aber dennoch fehler macht --
 du bist jetzt, dank der geglückten op, frei vom grauen star und hättest statt dieser mit lasern einen fehler gemacht --
 die ukraine wollte auch frei von unterdrückung sein und machte einst den fehler, ihr atomwaffenarsenal vertrauensvoll an russland gegen eine scheinheilige sicherheitsgarantie abzugeben...

lg
harzgebirgler

 AlmaMarieSchneider meinte dazu am 08.02.23 um 18:59:
Lieber harzgebirgler,

ja, die OP musste sein. Ich war schon sehr erstaunt darüber wie schnell der Graue Star voran kam.
Mein Wunsch wäre halt die nächsten Jahre keine Ärzte mehr zu sehen oder besser sehen zu müssen. Dann könnte der Vogel wohl fliegen.

Herzlichen Dank auch für Deine Empfehlung und Lieblingstext

Alma Marie

 TassoTuwas (09.02.23, 02:06)
Liebe AlmaMarie,
ich hab es auch hinter mir, beide Augen im Abstand von sechs Wochen. Es war genau so, wie man es mir geschildert hatte, die Beruhigungsspritze wirkte und nur das Klappern der Instrumente störte ein wenig.
Als ich beim zweiten Auge am Tag nach der OP die Augenklappe abnahm, bekam ich einen Schreck. Mein Gedanke, die haben es versaut. Das Lid hing auf halber Höhe und ließ sich kaum bewegen.
Der Arzt war nicht beeindruckt. Tatsächlich war es eine Folge der Narkose, die mit jedem Tag schwächer wurde und nach einer Woche war alles wieder normal.
Es ist halt doch ein Routinevorgang aber die Ungewissheit spielt  immer mit.
Liebe Grüße
TT

 AlmaMarieSchneider meinte dazu am 09.02.23 um 04:08:
Lieber TassoTuwas,

da sagst Du mir was. Ich bekam schon am nächsten Tag die Augenklappe ab und der Schreck war auch bei mir groß. Ich sah Doppelgesichter und mein Gleichgewichtsorgan setzte voll aus. Aber ich war gut drauf, so gut, dass ich unsere Ordnungshüter schallend auslachte als ich mich am Verkehrsschild mangels Gleichgewicht festklammerte und sie mir unterstellten zu tief ins Glas geschaut zu haben. 
Die Augenlider sind auch schon operiert. Ich war da wohl etwas voreilig. Jetzt aber lebenslange Garantie. Da hängt nix mehr.

Herzlichst
Alma Marie
Teolein (70)
(09.02.23, 10:49)
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 Redux (11.02.23, 20:48)
Deine Gedankengänge sind wunderbar nachvollziehbar. Du hast diese Situation sehr empathisch beschrieben.

 AlmaMarieSchneider meinte dazu am 12.02.23 um 17:07:
Danke Redux. Ich freue mich über Deinen Kommentar und Deine Empfehlung.

Liebe Grüße
Alma Marie
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