Zitater Unbekannt?!: Dieser Haubitzen- Text ist keine 99 Mal erschienen. Er hat wenige Leserinnen und Leser interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.

Tagebuch zum Thema Alles und Nichts...

von  alter79

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Anmerkung von alter79:

Ich bin dein laufender Untergang in Kürze – und auch sonst
Ich bin die Erziehung ohne Worte.
Lernbehindert und koste 3Mark67 am Tag.
Ich schlafe mich in hundert Schlafzimmern in einer Nacht wach.
Ich liege atemlos unter hundert Betten an einem Tag.
Ich bin aussortiert für ein Leben weit weg von normalen Menschen.
Ich bin der neue Krieg im Westen und der alte Sack im Osten.
Ich sitze gefesselt auf einem Toilettenstuhl mit einem Löffel in der Hand und esse, und kann nicht weg.
Ich bin die Stimme aber nicht dein Ohr, wenn ich um Hilfe rufe.
Ich bin der Mund, der Schlund im Hals, die Speiseröhre die das Essen schluckt.
Ich bin das Auge und sehe.
Keinerlei Hilfe.
Ich registriere das Flackern vom Bildschirm.
Dass ich mir die Ader aufgebissen habe, bis Blut läuft.
Ich bin das dritte Auge und weiß, es ist schon fast ein Liter.
Ich bin die schlimme Hand auf der sie mit einem Lineal schlagen, bis es bricht.
Ich breche.
Rot.
Essen.
Sterbe.
Aber nicht mich.
Ich bin das verbotene Gesicht wie im ersten Kapitel von meinem Buch.
Ich schreibe von Schlafsälen die mit Betten an Bett vollgestellt.
Wo Menschen an Zimmerdecken gehangen leben.
Ich bin entmündigt und schlackere über die Zustände hier mit dem Kopf.
Ich renne breitseits mit den Ohren gegen die Wand.
Ich bekomme Spritzen und Pillen und werde mein eigener Pflegefall.
Ich stelle mich taub und irre durch die Buchstaben.
Ich stehe nackt und komme nicht zu Wort.
Ich bin ein Zaun, ein Gitter, eine wegschließe.
Ich bin ein Prozess hinter Anstaltsmauern.
Auf Zeit.
Ich werde wach als schrill das Telefon klingelt und Munk fragt, warum ich seit Stunden nicht zu erreichen bin.
Ich sage ihm, dass das Telefon nicht geklingelt hat.
Und auch sonst.

„Als ich sie fand, hat sie noch gezuckt!“
„Wer?“
„Meine Mutter“, sagt der Typ mit Paco Rabanne Borsalino,  Mercedes- Sonnenbrille, Vollbart a la Udo Walz, Polohemd topp Gucci, weiße Leinenhose von Dag Slam, violette Schlangenlederschuhe aus handgemachter Davidoff.

„Ihre Mutter?“ Lasse ich den Heidsieck Brut pur Champagner aufschäumen.
„Ihre Nachbarin...“
„Dann sind Sie...“
„Max Adolf Müller“, stellt er sich vor.
„Oh, ja, - ich kenne ihr Gesicht!“
„Acht Monate auf Bewährung!“ Stöhnt er. „Steht in sämtlichen, miesen Zeitungen.“
„Ein Sauurteil!“ Stimme ich ihm zu. „Und erst die Kommentare im Fernsehen!“
„Und der Maserati ist auch weg!“
„Der rote?“
„Genau der!“
„Hat den die Treberhilfe bekommen?“
„Eben nicht“, flucht Max Adolf, „der ist an den Staat gegangen.“
„Sind Sie nicht der Staat?“
„Was weiß ich“, sagt Max Adolf, „auf jedem Fall bin ich in Berufung. Schließlich muss man als Boss der Treberhilfe doch auch was repräsentieren können. Wo kommen sonst all die öffentlichen Hilfen her?“
„Und erst die privaten Spenden!“
„Genau. – Sie sollten mal sehen wie stolz die Leute sind, wenn ich die im Maserati zum Flaschensammeln bringe...“
„Das glaube ich Ihnen aufs Wort!“
„Und jetzt noch meine Mutter...“
„Wie das denn?“
„Umgebracht. Die Taube war’s!“
„Welche Taube?“
„Die auf dem Dach.“
„Das ist Orwell. Der ist ganz friedlich.“
„Das ist ein Taube. – Ich werde doch wohl noch eine Taube erkennen!“
„Die auf dem Dach?“
„Auf die habe ich 2mal geschossen“, prahlt Max Adolf.
„Warum?“
„Weil Mutter nicht schlafen konnte. Sie glauben ja nicht, was für einen Krach so Viecher machen. Und dann scheißen die auch noch endlos...“
„Und deswegen haben Sie geschossen?“
„Hat aber nichts gebracht. – Mutter hat dann Gift ausgelegt. Blausäure auf Kekstückchen, - selbst gebacken.“

Eine Religion ohne Gott ist wie ein Krieg ohne Waffen.
Ein Krieg ohne Waffen ist ein warm gewordenes Sahneeis, dass mir von Orwells Rotoren verblasen schräg auf die ’gute’ Hose tropft.

„Da hast du aber Glück, dass es kein Schoko ist, Junge. Das sieht nämlich dann echt Scheiße aus!“ Freut sich ein Flaschensammler, die picklige Fresse halb im Abfallkorb.
„Das sieht auch so scheiße aus!“
Und schon rattert Orwell in Shit- Storm- Manier und macht auf beleidigt.
„Ganz unschuldig bist du aber daran nun wirklich nicht!“ Sage ich. Wozu er in Hochtönen kreischt, sich bei Munk über mich zu beschweren.
„Komm“, beruhige ich ihn, „ist ja nichts weiter passiert – und auf dem Rüdi ist Weinfest. Da sind bestimmt ein paar schicke Frauen: lass und hin!?“
Nur wenn du zahlst.
„Abgemacht!“

Schon von Weitem sehe ich Rauch. Rieche die Reinheit des Feuers. Neben dem einige Leute verstümmelt liegen. Ihre Körper seltsam verdreht. Fragmente. Die von Gliedmaßen entblößt. Wie Heu auf einer Wiese zum trocknen. Am Himmel Wolken mit Trauerband. Aus denen Blitze zucken. Schüsse fallen. ’Hoch auf dem gelben Wagen’ höre ich. Und sehe den Schwager vorn. Einen Typen wie Saladin, im Kampf um die redliche Religion. Hoch gewachsen. Schlang. AK 47. Über schwarzem Umhang. PLO- Tuch aus Baumwollmischgewebe in Violett/Weiß von El Batul zum Sonderpreis während einer Ramadan Aktion gekauft.

„Das Flugzeug ist abgeschossen worden!“ Fordert er in irgendwelche Kameras hinein die Welt zum Tanz. Die Russen, die Amis und die Mutti. Die gleich den World- Gamer raushängen lässt. Während ich an 9/11 denke. An meine persönliche Messlatte von Wahr und Unwahr. Zu der auch die Mondlandung gehört. NSA, Facebook, die Medienmafia und zig andere Honks. 

Ich will fremde Träume träumen. Denke dabei an Munk.
An grünes Gras im schottischen Hochland, Blumen - um darin Falter zu sein.
Wie Munk an einer schmuddeligen Straße auf der Erde hockt. Die Fixe leer, eine Tüte in hohler Hand.
An gesunde Hochlandrinder. Denen fett die Milch aus dem Titt tropft, dass man einen Kaffeepott drunter halten möchte.

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