Elysion

Text

von  Pearl

Ich bekomme Spam Mails, Nachrichten von Netflix oder Gastro News in Wien... Aber deine Stimme ist nur noch ein Echo vergangener Tage. Es ist, seit geraumer Zeit schon, aus. Keine SMS. Kein Anruf. Keine selbst zubereitete Suppe, die du mir vorbei bringst. Weil diese verflixte Erkältungsgrippe einfach nicht vorbei geht. Bei dir fühlte ich mich wohl. Beschützt. Ich hatte viel weniger Angst. Und war, auch ohne Alkohol, ausgelassen. Fröhlich.
Glücklich.
Du hast mich nächtelang durchgehend im Arm gehalten, während wir schliefen. Das halten die Wenigsten aus. Doch ich brauchte das. Und du hast mir das gegeben. Du hast viel gegeben. Ich hoffe, ich ebenso. Ich will nicht immer nur nehmen und nehmen, nur weil ich ein Mal zusammengebrochen bin, und mit mir mein Leben. Denn das Leben ist ein Kartenhaus. Kippt eine, kippen sie alle.
Bei dir vergaß ich es. Dass ich eine psychische Krankheit habe. Aber nicht so wie heute, wo ich es einfach verdränge. Ich war einfach zu glücklich um mich daran zu erinnern.
Doch bei Corona kamen wir auf keinen grünen Zweig. Du, auf jeder Demo. Ich und mein Telefonat bei der Polizei, ob ich dich noch treffen dürfe. Natürlich sagten sie nein. Und ich weigerte mich für einen Monat dich zu sehen.
Du, der Naturbursche und Sonnenanbeter. Ich. Die mit der Nesselsucht auf Armen und Beinen, nach ein bisschen Sonnenschein samt Penicillin.
Du, das Picknick. Der Park. Die Freunde. Ich, die ewig Imbettliegende, am liebsten neben dir. Weil wir ineinanderschmolzen, wie Honig in Tee. Symbiotisch waren, wie S. es nannte.
Und auch wenn du sagtest, dass die Gesunde und Starke von uns beiden ich sei, warst es du. Mein zersplittertes Ich machte damals einfach Pause.
Als du Schluss machtest, am Telefon, war das nicht das Aus einer Beziehung. Dafür sind wir nicht tief genug gegangen. Es war wie das Ende von monatelangen Flitterwochen. Einer unbeschwerten Zeit. Einer Insel der Seligen, die ich für Kranke wie mich unerreichbar hielt. Die Monate mit dir waren Elysion, während die Welt um uns ein kleines Stückchen unterging.



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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (14.02.23, 13:46)
Du, auf jeder Demo. Ich und mein Telefonat bei der Polizei, ob ich dich noch treffen dürfe. Natürlich sagten sie nein. Und ich weigerte mich für einen Monat dich zu sehen.

Das ist hart! Welche Liebe hält das aus?

 Pearl meinte dazu am 14.02.23 um 14:10:
Unsere nicht, also auf Dauer. Danke, Graeculus!

 Artname (14.02.23, 14:31)
Habe mit Interesse bis zum Schluss gelesen. Am stärksten prägte sich  mir die Verhaftung ein. Neben euren Schlafritual, das ich kenne. 

Nun habe ich das Gefühl, dass weniger mehr wäre. Das LI will mE getröstet werden. Wer hat ihm was angetan? 
Ich hätte da gleich mehrere Ansätze. Aber es ist dein Text!

 Pearl antwortete darauf am 14.02.23 um 15:03:
Oh, nein es will nicht getröstet werden, es zeigt nur Schwäche.
Der Text ist Trost genug. Das ist, was Schreiben mir gibt. Und darum schreibe ich wahrscheinlich.

Danke für dein Interesse.
Dieser Text ist spontan entstanden und ich möchte ihn so unperfekt lassen.

LG

Antwort geändert am 14.02.2023 um 15:12 Uhr

 Artname schrieb daraufhin am 14.02.23 um 16:14:



Dieser Text ist spontan entstanden und ich möchte ihn so unperfekt lassen.
Das lyrische Ich will von der Autorin getröstet werden? Eine ehrliche Antwort. Genauso so ehrlich wie der Wunsch, nichts zu ändern, den ich (mit leisem Bedauern) voll akzeptiere!


Ich wiederum finde noch mehr Trost in Varianten, die nachträglich verschiedene andere Wege aufzeigen. Quasi als Wegweiser für die Zukunft.

Tausend Menschen = tausend Welten

Antwort geändert am 14.02.2023 um 16:15 Uhr

Antwort geändert am 14.02.2023 um 16:16 Uhr

 Pearl äußerte darauf am 14.02.23 um 17:34:
Danke für den netten Re - Kommentar!
Wegweiser für die Zukunft finde ich schön und wichtig. Manchmal finde und oft brauche ich sie.
Dies hier ist ein bisschen ein Emo Text. Aber gerade brauche ich das :) Und was ich an ihm mag, ist, dass er ein Gefühl ausdrückt.

Deine Beschäftigung mit dem Text hat mich gefreut.
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