Was tun mit der Wurst im Altersheim?

Groteske zum Thema Absurdes

von uwesch

Dieser Text ist Teil der Serie LEBENSUNWÄGBARKEITEN (Prosa)

Heute Morgen ist Dienstag. Gestern war Donnerstag.

Im Nachtschrank liegt immer noch die Wurst vom letzten Monat. Plötzlich haut der Blitz in meinen Kopf. Ich glaube es war gestern. Ich versuchte den Rasierpinsel mit meinem Rasiermesser zu kürzen. Jetzt ist das Messer stumpf. Ich habe Hunger und bekomme die Wurst nicht geteilt. Sie bleibt lang. Ist inzwischen steinhart. Was nun mit ihr machen?

Ach, ich werde sie der dämlichen Pflegerin über den Kopf hauen. Damit sie nicht mehr meckern kann. Wegen meiner Inkontinenz und der Weigerung Windeln zu tragen. Wie heißt die bloß noch mal? … Egal.

Gute Idee. Hoffentlich vergesse ich das nicht bis zu ihrer Schicht nächste Woche. Glaub ich jedenfalls. Oder hat sie etwa Urlaub? Dieser verdammte Alzheimer. Im Anfangsstadium hat der Arzt gesagt: Alles muss ich aufschreiben. Mein Gesicht kann ich auch nicht mehr aufpeppen. Für die Inge aus dem zweiten Stock. Wegen dem stumpfen Messer und dem ruinierten Rasierpinsel.

Endlich ist Sonntag mit dem Schichtwechsel. Oder doch erst Samstag? Wo liegt bloß der verdammte Zettel mit meinem Plan?

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Kommentare zu diesem Text

AchterZwerg (17.02.23, 07:26)

Hier geht es um die Wurst.
Zwar um eine steinalte, doch sie schmiegt sich perfekt in ihre Umgebung.

Der8. (welcher Gattung gehöre ich nochmal ...)

Muckelchen (70) meinte dazu am 17.02.23 um 10:29:

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uwesch antwortete darauf am 17.02.23 um 11:04:

Na ja, wollen wir denn ewig leben? Ich werde schon mal so eine Hartwurst zurücklegen, sichtbar in der Küche aufhängen - sozusagen griffbereit falls ich zwangsweise in so ein Altersheim eingeliefert werden soll.
Achter Zwerg: Da ist was dran - Satire im Altersheim hält wach

Tja Muckelchen, auch uns bleibt das Ende - wie auch immer - nicht erspart. Aber solange wir noch regelmäßig lachen können gibt´s wenigstens keinen Bauch-Muskelkater

Liebe Grüße Euch beiden und Dank für die Empfehlungen von Uwe

^{Antwort geändert am 17.02.2023 um 11:05 Uhr}

AvaLiam (18.02.23, 23:48)

Wer keine Berührung bisher hatte - ob als Angehöriger oder Betroffener - vermag nicht zu erfassen, WIE schlimm diese Anfangsphase ist.
Sich selbst zuzuschauen, wie man langsam zerfällt..

Aber ich bin mir sicher - für Inge spielt das keine Rolle