Morgenblatt am 28.02.2023

Innerer Monolog zum Thema Alltag

von  franky

Stehe kurz entschlossen auf den letzten Sprossen,

um nicht abzustürzen, rat ich abzukürzen.

Wellblechlyrik.

 

Bin Produkt von zwei eineiigen Zwillingen.

Zwinge mich nicht, die Abkürzung zu nehmen,

sie reißt Wunden auf, die schon verheilt waren.

Unerträgliches Motzen und Klotzen, vermiest die gute Stimmung.

Es kostet Mühe, den Unrat zwischen den Zähnen hervorzugrübeln,

Wortparasiten schleichen sich ein, werden für Erpressung geduldet. 

Fleißige Hände rütteln aufgeregt an seltenen Ausnahmen.

Offensichtlich wurde das Fenster als Fluchtweg ausgeschlossen,

der Täter muss sich noch im Raum befinden.

Tat und Täter tummeln sich im Bierkeller,

Rohrknochen trommeln auf mein Trommelfell,

finde Einlass in längst vergessene Per und Verse.

 

Ungeduld steht mir ins Gesicht geschrieben.

Ein Trotzkopf rollt über das Massengrab,

dünnflüssige Glasperlen wollen sich binden,

Halsstarre behauptet sich und schnürt ein.

 

Hauchdünn lauscht der Jäger hinter dem Feldstecher,

minus Zehn grad zieht die Bronchien zusammen

„Der Hochsitz ist auch nicht mehr das was er war.“ 

Einsparung führten zum Stopp der Sitzheizung. 

So sitzt er kalten Arsches in luftiger Höhe.

 

Ein Spatz spaziert Spöttisch durch Pfützen,

es wird ihm nichts nützen, der Teich ist über Nacht zugefroren.

Die tägliche Dusche muss er sich wohl abschminken.

Was bleibt ihm übrig? Er muss passen.

 

Morbide Fingernägel machen mich total verrückt,

sie spalten und splitten in alle Richtungen,

Nehme schon Monate lang täglich Kieselerde, ohne sichtlichen Erfolg.

Auch Nagelhärter sind nur teilweise hilfreich.

 

Ramme eine, auf der Flucht befindliche Mumie, 

sie biegt unbeirrt scharf nach rechts ab und nickt mit dem Kopf ohne Hut.

Bin stark beeindruckt, von dem Tempo, welches heutzutage vorgelegt wird. 

Unablässig gehen Nachrichten ein, dass ungebetene Gäste reiß aus nehmen.

 

Unwirsch bläßt der Jäger zur Pirsch und blinzelt zum Hirsch, er soll doch das Weite suchen.

Dem Jäger plagen Wadenkrämpfe, sie tragen ihn auf einer Sänfte,

Zum goldenen Hirsch, auf einen Kirsch.

 

Redaktionsschluss um 15:15 PS. Ich weiß es ist schon ziemlich späte;-)



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Kommentare zu diesem Text


 AlmaMarieSchneider (28.02.23, 20:22)
Als ich bin immer wieder über Deine Bilder überrascht, lieber Franky.
Einfach toll, das muss auch mal gesagt werden.

Herzliche Abendgrüße
Alma Marie

 AchterZwerg (01.03.23, 07:16)
Hallo Franky,
dein Gedicht bebildert den Vorgang des Schreibens und zeigt die vielen Gedankenfetzen, die einem/r dabei durch den Kopf stürzen können.
Mein Favorit ist folgende Versgruppe:

Ungeduld steht mir ins Gesicht geschrieben.
Ein Trotzkopf rollt über das Massengrab,
dünnflüssige Glasperlen wollen sich binden,
Halsstarre behauptet sich und schnürt ein.
Lächelnde Grüße

der8.

 TassoTuwas (01.03.23, 12:09)
Hallo Franky,

ein großartiges Kaleidoskop, ein Feuerwerk an Gedankenblitzen  :) !

Herzliche Grüße
TT
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