Einen Bären aufbinden

Fabel zum Thema Täuschung

von  EkkehartMittelberg

Auf einem Kongress der Tiere versuchten einige sich ins rechte Licht zu setzen. Der Hase machte den Anfang. „Wenn Menschen glauben, die Ursache von etwas gefunden zu haben, zitieren sie mich: „‚Da liegt also der Hase im Pfeffer.‘“

Das kann auch ich von mir behaupten“, entgegnete der Hund. „Sie sagen auch: ‚Da liegt der Hund begraben.‘“

Selbst mich und meine spitzen Zähne erwähnen sie, wenn etwas nicht zu ändern ist: „Da beißt die Maus keinen Faden ab“, piepste die Maus.

Auch die Eule wollte sich ins Gespräch bringen und merkte nicht, dass sie ein Selbsttor schoss: “Wenn die Menschen etwas für überflüssig halten, sagen sie: ‘Eulen nach Athen tragen.‘“

Lasst euch keinen Bären aufbinden“, brummte Meister Petz. „Sie zitieren uns zwar großzügig in ihren Redensarten, aber sie nutzen uns aus oder jagen uns und haben keinen wirklichen Respekt vor uns. Selbst unseren König, den Löwen, stellen sie im Zoo als Schauobjekt aus.“



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Kommentare zu diesem Text


 Regina (10.03.23, 00:44)
Da stehe ich jetzt wie der Ochse vor dem Berg und frage mich, ob man die Zoos nicht schließen sollte, obwohl meine Kindheitserinnerungen dagegen sprechen.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.03.23 um 01:04:
Merci, Regina, ich gestehe, dass ich auch zwiespältig empfinde. Einerseits kenne ich das Rilke-Gedicht "Der Panther", andererseits habe auch ich schöne Kindheitserinnerungen von Zoo-Besuchen.

 AlmaMarieSchneider antwortete darauf am 10.03.23 um 01:16:
Ich stimme Meister Petz zu. Eine wahre Fabel. Doch es gibt auch Zoos, die einigermaßen tiergerecht sind.

Herzlichst
Alma Marie

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 10.03.23 um 09:00:
Grazie, Alma Marie. Es gibt bestimmt einigermaßen tiergerechte Zoos. Aber vergessen wir bitte nicht, dass Ausnutzung und Jagd die Hauptaspekte des Schlusses sind.

Herzlichst
Ekki

 FrankReich (10.03.23, 05:44)
Ich habe einen Großteil meiner Kindheit in einem "Kaff" verbracht, dass damals neben einer riesigen Kieskuhle und angrenzenden geräumigen Waldstücken, Wiesen und Feldern besonders durch seine Bauernhöfe hervorstach, Zoo oder Zirkus habe ich nie vermisst. In meiner Jugendzeit erst habe ich diverse Zoos wie den Allwetterzoo Münster oder den Safaripark Stukenbrock kennengelernt, von schönen Erinnerungen kann ich da aber nicht sprechen, es kam mir eher unwirklich vor.

Ciao, Frank

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 10.03.23 um 11:06:
Merci Frank,
auch mein erster Zoo-Besuch fand in Münster statt. Ich war als Zehnjähriger zu kritischer Distanz noch nicht in der Lage,
aber heute kann ich nachempfinden, was du mit "unwirklich" meinst.

LG Ekki

 AchterZwerg (10.03.23, 07:28)
Selbst unseren König, den Löwen, stellen sie im Zoo als Schauobjekt aus.“
Klammheimlich ziehe ich hier Parallelen, lieber Ekki!
Ob das wohl auch für Sternzeichen und liebenswerte Germanisten gilt?

Hoffentlich nicht! Und falls doch, sollte nur in einem großzügigen, beheizbaren Freigehege ausgestellt werden!  8-)

fordert
deine Piccola

Kommentar geändert am 10.03.2023 um 07:29 Uhr

 Regina ergänzte dazu am 10.03.23 um 10:00:
Menschenzoos hat es in der Kolonialzeit in der Tat auch gegeben, mit Afrikanern, die dort ihre Lebensweise zeigen mussten.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.03.23 um 11:17:
Grazie, Piccola, wir schätzen eine vernünftige Einstellung, die weder Ausstellung noch Freistellung mag.
Merci, Regina, heute kaum vorstellbar, dass es Menschenzoos gegeben hat. Aber wie leicht sind mit geschickter Propaganda Rückfälle möglich.
Liebe Grüße euch beiden
Ekki
Teolein (70)
(10.03.23, 09:13)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.03.23 um 11:36:
Vielen Dank, Teo,
dein Kommentar zeigt, dass Zoos nicht einfach zu beurteilen sind nach dem Motto: junger Löwe - freie Wildbahn, alter Löwe-schützender Käfig.
Mir fällt gerade ein, dass man mal die Löwinnen befragen müsste.
Freies Bier für freie Löwen
Ekki

 Saira (10.03.23, 09:37)
Lieber Ekki,
 
in deiner Fabel beschäftigst du dich mit einem Thema, über das es so viel zu schreiben gäbe. Gestern erst habe ich mit Wilma im Wald mindestens sieben Hasen getroffen. Sie spielten ausgelassen und freuen sich, nachdem sie im Januar/ Februar Hochzeit feierten, auf ihre Jungen.
 
Wildkaninchen, Wildschweine und ihre Frischlinge dürfen sogar das ganze Jahr über erlegt werden. (Rotwild von August bis Januar, Rehböcken von Mai bis Mitte Oktober). Es heißt, die Bestände seien sehr groß, aber wenn ich höre und lese, wieviel Freude die Jäger bei der Jagd haben und wieviel Geld sie damit verdienen, dann wage ich zu bezweifeln, ob die Richtlinien wirklich immer eingehalten werden.

Im Zoo werde ich traurig. Wildtiere gehören nicht in ein Gehege, aber ihr Raum in der Natur wird ihnen ja leider immer mehr genommen bzw. zerstört. Täglich sterben etwa 150 Tierarten . 
 
Es gibt sie, die ehrliche Tierliebe, aber es gibt auch den Profit, der vorherrscht. Leider  :(
 
Herzliche Grüße
Sigi


Kommentar geändert am 10.03.2023 um 09:39 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.03.23 um 11:40:
Gracias, Sigi,
vielen Dank für deinen aspektreichen Kommentar, der dem differenzierten Thema gerecht wird.

Herzliche Grüße
Ekki
Taina (39) meinte dazu am 10.03.23 um 11:59:
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 Saira meinte dazu am 10.03.23 um 17:35:
@Taina
Liebe Taina,
 
sehr gerne mach ich das. Brauche aber zunächst noch Zeit für andere Projekte. Über deine Nachfrage freue ich mich :)
 
Liebe Grüße
Sigi

 harzgebirgler (10.03.23, 09:47)
den russischen bär'n wollt' putin uns aufbinden -
würd' ihn gern hinter gitterstäben finden! :D 

lg
henning

 lugarex meinte dazu am 10.03.23 um 11:12:
@henning harzer
Lass Putin das Gedicht
war sonnenklar dass er das anficht
Bären aufbinden wollt er nie
sei es denn er hiesse Selinski 
ihn und seine Horde packen würde er am Kragen
in nächsten Zoo sie tragen
die ganze Meute
zur Freude Besucher die im Garten gaffen
was für Monster sind Leute
und nicht die armen Affen

Wochenendgrüsse Luga


Antwort geändert am 10.03.2023 um 11:19 Uhr
Taina (39) meinte dazu am 10.03.23 um 11:20:
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 harzgebirgler meinte dazu am 10.03.23 um 11:26:
@Taina
:) :D <3

 Jorge (10.03.23, 11:33)
Auf dem Kongress der Tiere gibt es sicher auch kluge Zeitgenossen, die uns Menschen bedauern, weil wir uns immer wieder hinters Licht führen lassen und Kriege anzetteln oder unterstützen und sinnlos Tausende Menschen ermorden und ganze Städte dem Erdboden gleichmachen.
Mir gefällt deine Fabel.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.03.23 um 11:53:
@Henning: du bist sicher einverstanden, dass wir den russischen Bären laufen lassen, wenn Putin hinter Gitter kommt.
LG
Ekki

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.03.23 um 11:57:
@Jorge: Gracias, aus ethischer Sicht kann man wirklich bezweifeln, ob der Mensch die Krone der Schöpfung ist.
LG
Ekki

 uwesch (10.03.23, 16:06)
Ich wohnte nah bei Hagenbecks Tierpark und war natürlich oft da. Die Tiere haben sich allerdings voneinander entfernt in ihren Gehegen befunden. Da war nix mit Unterhaltung :P   LG Uwe

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.03.23 um 17:16:
Hallo Uwe,
es ist interessant, wie viele von uns Erfahrungen mit Zoos haben. Das liegt wohl daran, dass sie in unserer Jugend nicht kritisch gesehen wurden.

LG
Ekki

 plotzn meinte dazu am 11.03.23 um 10:18:
Servus Ekki,

die Vermenschlichung von Tieren führt auch dazu, dass mit Haustieren nicht artgerecht umgegangen wird. Was aber noch harmlos im Vergleich zu den Leiden in der Massentierhaltung ist.

Ob die Tiere wohl auch über uns Menschen "Redensarten" haben? Etwa "Lass Dir keinen Zweibeiner anhängen"...

Liebe Grße
Stefan

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.03.23 um 17:36:
Merci, Stefan, ich spinne gerade so ein bisschen vor mich hin.
Wenn auch die Tiere über uns Menschen Redensarten hätten, wäre das eine Vertierung der Menschen. Du hast einen sehr interessanten Anfang gemacht.

Liebe Grüße
Ekki

 lugarex (11.03.23, 10:43)
viele von uns Erfahrungen mit Zoos haben
Ich habe sogar ein Zoo gebaut! Und dabei rauchen gelernt. Seit dem ich Nichtraucher gezwungenermassen geworden bin, gehe ich in den Zoo nie, aber über täglich neben dem Zoo wieder Laufen... ;)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.03.23 um 17:39:
Gracias, Luga,
das ist ja wahnsinnig interessant. Teilst du uns bitte mit, worauf du bei den Bauplänen besonders geachtet hast.

Neugierige Grüße
Ekki
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