Der beste Spiegel ist die Selbstkritik

Fabel zum Thema Selbsterkenntnis

von  EkkehartMittelberg

Der Löwe schaute täglich in den Spiegel, doch er war mit seinem Gesicht nicht mehr zufrieden. Früher wirkte es ehrfurchtgebietend und markant. Jetzt schien es ihm verschwommen. Er beschloss den Fuchs als seinen intimen Ratgeber zu befragen: „Was meinst du, Reineke, sollte ich mir einen anderen Glaser besorgen?" Der scharfsinnige Berater hätte am liebsten geantwortet: „Der beste Spiegel ist die Selbstkritik.“ Doch er hatte sich nur einmal den Mund verbrannt und dafür schwer gebüßt.“ So antwortete er: „Ich besorge Euer Durchlaucht einen Hofmaler. Der blickt viel tiefer und genauer als jeder Spiegel es könnte.“

Der Löwe war es zufrieden und dachte: Schmeichlern diktiert man die Preise.



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Kommentare zu diesem Text


 AlmaMarieSchneider (13.03.23, 13:05)



Der Löwe war es zufrieden und dachte, dass er Schmeichlern die Preise diktieren konnte.






Das könnte fast ein Aphorismus sein.
Ich liebe Fabeln.
Liebe Grüße
Alma Marie



 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.03.23 um 13:20:
Merci, Alma Marie. Ich habe den Schluss ein wenig abgeändert. Vielleicht ist er jetzt wirklich ein Aphorismus.
Was meinst du?

 AlmaMarieSchneider antwortete darauf am 13.03.23 um 13:46:
Ja, das wäre jetzt einer und er gefällt mir, weil er wahr ist.

 Aron Manfeld (13.03.23, 17:39)
Selbstkritik ist Selbstschmeichelei.

Zumindest im bürgerlichen Rahmen.

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 13.03.23 um 18:08:
@ Aron: Genau. Dazu wollte sich der Monarch nicht herablassen. :)

 Moja (13.03.23, 17:48)
Der Fuchs hat aber auch immer einen Ausweg parat, Ekki, ein geschickter Manipulierer. Der letzte Satz gefällt mir außerordentlich. 

Schmunzelnd grüßt Moja

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 13.03.23 um 18:11:
Vielen Dank, Moja, wenn der Ausweg hilft zu überleben, wird man sehr erfindungsreich.

Liebe Grüße
Ekki

 harzgebirgler (13.03.23, 18:37)
sich im gemälde zu erblicken
war selbst schon kaisern ein entzücken
die ungern in den spiegel sah'n
der ihnen ja nicht untertan! :D

lg
henning

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 13.03.23 um 19:00:
Vielen Dank, Henning,
du triffst den Nagel auf den Kopf.

Beste Grüße
Ekki

 Saira (13.03.23, 18:45)
Lieber Ekki,

der Löwe setzt auf Äußerlichkeiten. Er ist eitel und benutzt sein Umfeld für seine Zufriedenheit.

Selbstkritik halte ich für sehr wichtig. Sie bringt aber nur dann etwas, wenn man bereit ist, daraus eigene Schlüsse zu ziehen. Eine Brille wäre für den eitlen Löwen sicherlich die Lösung Nr. 1. Die zweite vielleicht, die inneren Werte hervorzuheben. Respekt muss man sich schließlich verdienen.

Liebe Grüße
Sigi

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.03.23 um 19:05:
Grazie, liebe Sigi
du hast recht, aber der eitle Löwe ist an Selbstkritik überhaupt nicht interessiert. Er hofiert nicht einmal Schmeichler.

Herzliche Grüße
Ekki
Teolein (70)
(13.03.23, 22:35)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.03.23 um 00:59:
Hallo Teo
man sollte immer selbstkritischer sein als der schärfste Kritiker.
Wie viel man öffentlich einräumt, ist eine andere Frage. Wilhelm Busch meinte alles:
Die Selbstkritik hat viel für sich,
gesetzt den Fall ich tadle mich,
so hab ich erstens den Gewinn,
dass ich so hübsch bescheiden bin
und zweitens denken sich die Leut:
Der Mann ist voller Redlichkeit.
So kommt es drittens dann heraus,
dass ich ein ganz famoses Haus.

Es grüßt ein famoses Haus

 Pensionstarifklempner (13.03.23, 23:21)
Im Spiegel der Selbstkritik kann es vorkommen, daß man kein gutes Haar mehr an sich läßt. So kann aus dem Herrn der  Löwenmähne ein niedliches Kätzchen werden. Und das Bild vom Löwen stimmt nicht mehr. Tragisch. Wir leben doch von stimmigen Bildern. Zuviel Selbstkritik kann Weltbilder zerstören.
Herr Keuner wurde gefragt. Herr Keuner , was machen Sie, wenn sie einen Menschen treffen?  Herr Keuner sagte: Ich mache mir ein Bild von dem Menschen.
Und dann ? Und dann sorge ich dafür, daß er diesem Bid gerecht wird ! 
Ich gehe immer noch in die Brechtstunde.
Den Text werde ich mir kopieren. 
Herzlichen Gruß

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.03.23 um 01:05:
Merci, du bist ein kluger Mensch, Petakle.
Bevor man es mit der Selbstkritik übertreibt, sollte man daran denken, dass es Herrn Keuner gibt.
Herzliche Grüße
Ekki

 Pensionstarifklempner meinte dazu am 14.03.23 um 11:54:
Ja, der Brecht und meine Erinnerungen. Die richtige Keunergeschichte geht so :
Was tun Sie ", wurde Herr K. gefragt, "wenn Sie einen Menschen lieben? " "Ich mache einen Entwurf von ihm", sagte Herr K„ "und sorge, daß er ihm ähnlich wird. " "Wer? Der Entwurf?" "Nein", sagte Herr K., "Der Mensch."
Vielen Dank für Ihre/ Deine Anmerkung. Gehe jetzt in mich und arbeite an meinem Selbstbildnis. Mal schauen wieviel Tünche ich brauche.
Herzlich P.T.K.

 Tula (13.03.23, 23:21)
Hallo Ekki
Selbstkritik endet nicht selten damit, dass man die eigenen Schwächen zwar zugibt, aber dennoch relativiert  ;)

LG
Tula

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.03.23 um 01:10:
Grazie Tula,

du hast bestimmt an den gedacht, der von sich sagte: Ich bin ein Arschloch, aber ein liebes.  :D

LG
Ekki
Kämpfernatur (31)
(14.03.23, 14:45)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.03.23 um 17:06:
Merci, Kämpfernatur, du kannst es an Einfallsreichtum mit dem Fuchs aufnehmen.
LG
Ekki

 plotzn (14.03.23, 14:56)
Servus Ekki,

war die Antwort des Fuchses schon sehr geschickt, toppt das der ihn durchschauende Löwe noch mal. Da sage noch einer, der König der tiere hätte nur Kraft...

Liebe Grüße
Stefan

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.03.23 um 17:09:
Gracias, Stefan,
was wären meine Fabeln ohne kongeniale Leser wie dich.

Liebe Grüße
Ekki
Agnete (66)
(14.03.23, 22:41)
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