Darunter leide ich, natürlich immer am Wochenende, was sonst. In der Not nimmt Frau Novalgin, bemerkt, dass es abgelaufen ist, nimmt es trotzdem, braut sich einen Salbeitee. Novalgin hilft. Schlau ist etwas anderes.
Solche Schmerzen machen verrückt, so erinnere ich mich daran, als ich mit einer Nierenkolik zuhause lag und die Mutter zu mir sagte, ihr ginge es auch nicht so gut, sich umdrehte und ging. In Notsituationen ging sie immer. Ich schleppte mich zur Nachbarin, die rief die Rettung an. Die Mutter kam kein einziges Mal ins Spital, der Vater kam. Dass sie ein elender Bastard war und ist, das steht fest.
Eigentlich unerträglich, dass diese Frau alle lieben Menschen überlebt hat.
Das denke ich, während das Novalgin langsam zu wirken beginnt.
Dieser pochende Schmerz.
Das war schon praktisch, einen Privatzahnarzt zu haben. Der Vater meines ersten langjährigen Freundes, bei dem ich wohnte, war einer. Am 24.12. riss er mir den Weisheitszahn, gratis, der Schmerz blieb in der "Familie". Weihnachtsgans... ich aß Brei. Nachher riss er mit einer Geliebten die Familie entzwei.
Ein Nachbar meinte, er gehe gerne zum Zahnarzt, er rauche derweil eine Zigarette, während seine Zähne behandelt würden. Dabei nahm er seine Dritten heraus und klapperte mit ihnen. Wir Kinder fanden das weniger lustig. Er meinte, wenn er mal nicht mehr ist, dann vermacht er seine Zähne seinen Angehörigen.
Salbeitee, gurgeln. Nelkenöl, beinahe unerträglich. Seractil, Novalgin, bloß kein Aspirin, blutverdünner sind schlecht, zu spät! Ständig auf Drogen, auf Tabletten. Eine Schachtel Flunitrazepam. Lassen wir das, das ist lange her. Das hat mit Zahnweh nichts zu tun. Aber, der Schmerz war genauso schlimm, nur täglich, jeden verdammten Tag, rein psychische Qual. Ein Schlauch in der Magenröhre, nassgeschwitzt. Das Nachthemd voller Kotze. Schweigen.
Dieser pochende Schmerz hat fast ganz nachgelassen.
Ich schreibe K.: "Das Novalgin ist abgelaufen, bekomme ich jetzt irgendwelche Zustände?"
Ohne eine Antwort abzuwarten kommt die Beklemmung.
