Depression

Liebes,

Schon hatte ich eine Kerze für dich in meine Tasche gesteckt, den Schlüssel in der Hand, konnte das Haus nicht verlassen, eine tiefe Traurigkeit kam vom Bauch hoch, so zog ich mich wieder aus. Nein, das hatte nichts mit dir zu tun und ehrlich, weil ich mich nicht durch die Gegend schleime, bleibt das jetzt ziemlich unter uns, die alte Depression kehrt wieder zurück, ich spüre es von Tag zu Tag mehr, diese Nutzlosigkeit, die ich empfinde, Antriebslosigkeit, selbst den Einkauf lasse ich mir vom Supermarkt bringen, elende Traurigkeit. Ich merke es schon seit längerem, aber heute wurde es mir so richtig bewusst. 

Ich kann so vieles nicht mehr ertragen, ekelhafte Menschen, die von innen von Hass aufgefressen werden und dies auf andere abladen, Todesfälle, Krankheiten, die Uni, die ich liebe, ertrage ich auch gerade nicht, dabei fangen die Klausuren jetzt wieder an, dauernd Absagen, bzw. das unhöfliche Schweigen, sprich Nicht- Absagen, nur, weil man altersmässig nicht mehr entspricht. Ich habe Kurzatmigkeit und kann mir nicht einmal einen Psychologen leisten, diesmal muss ich da alleine durch, ich will meine Freunde nicht belasten. Meine Schwester ist zu schwach, der erzähle ich nichts. 

Grausames Gefühl, diese Traurigkeit. 

Ich wollte dich besuchen, das Gehen hätte mir gut getan, aber ich schaffe es nicht. Die Stiefmutti hat mich zum Essen eingeladen, ich habe für morgen zugesagt, ich MUSS gehen, mich bewegen. 

Die Menschen klicken nur noch Streitigkeiten an, ich lese das nicht mehr, es tut mir nicht gut. Das Zahnweh macht die Sache auch nicht besser. Eine Scheißzeit.

Ich weiß, was du jetzt sagen würdest: "Kleine Beutelratte, DU lebst, sei froh!"

Gott sei Dank, ich bin nicht lebensmüde, keine Sorge, aber seelisch krank. 

Die Depperte hat dich umgebracht, diese Misery- Krankenschwester, so erzählte sie, es kam einmal die Woche eine Therapeutin zu dir, um dich vom Alkohol loszubringen und sie hat dir im Liebeswahn täglich deinen Rotwein gekauft. Nur, damit du gefügig bleibst. Das drückt mich sehr. Wärst du noch am Leben? Ach, solche Gedanken drücken mich noch mehr. Manche Menschen sind regelrecht Schweine, die machen den Mund auf, vernichten, wissen gar nicht, was sie anstellen und es interessiert sie auch gar nicht, was der Mensch fühlt, es geht immer nur um sie alleine. 

Egal, ich muss da durch, ich hoffe, es geht schnell vorbei. Ich muss tief atmen, es fällt mir so schwer. 

Bussi.