Das Fest

Gedicht zum Thema Freude

von  GastIltis

Am Tresen wird aus dem Gedränge

beim Fest ein wüstes Handgemenge.

Und sprunghaft steigt das Interesse.

Ein paar bekomm’n was auf die Fresse

und gleich erhebt sich ein Gejohle.

Der blinde Kellner lallt: zum Wohle!


Und plötzlich wird es auch noch Nacht,

weil einer sich im Zählerschacht

verkrümeln wollte voller Schiss.

Sein Schicksal ist noch ungewiss.


Und das Gemenge kommt zum Brodeln.

Aus dem Gejohle wird ein Jodeln,

was jodelt er, der halbe Hahn?

Und aus dem Bass wird ein Sopran.


Der Kneiper, in der Hand ´ne Kerze,

der wimmert, macht doch keine Scherze.

Wollt ihr mich gänzlich ruiniern?

Dann sieht man ihn ins Leere stiern.


Zwei reißen Balken von der Decke

und fechten in der hintren Ecke.

Der Dachstuhl knallt auf die Terrasse,

der Tresen wandert auf die Gasse.


Schon sieht der Kneiper seinen Saal

in froher Fahrt auf dem Kanal.

Da übt grad der Gesangverein

das Lied vom Heideröslein ein

in Stimmung, dass die Heide wackelt.

Jetzt wird der Dachstuhl abgefackelt.


Die Feuerwehr kommt unvermutet,

der Keller wird sofort geflutet.

Das Kleinholz dort, das ist der Tresen

in Friedenszeiten mal gewesen.


Nun kommt auch noch die Polizei

und nimmt die ganze Sauerei

mehr stümperhaft zu Protokoll.

Der Schreiber war schon vorher voll.

Drum ruft er aus Gedächtnislücken

zwei Zeugen auf, die Zeugen nicken.


Am Ende war’s ein schönes Fest

und die Gerichte klärn den Rest.

Allein den Kneiper hat’s verdrossen.

Er hat am nächsten Tag geschlossen.



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Kommentare zu diesem Text


 indikatrix (22.03.23, 08:29)
Nur Troubadix hängt wieder im Baum... :blush:

 GastIltis meinte dazu am 22.03.23 um 17:53:
Hallo Indi,
ist ja schließlich der Baum der Erkenntnis. Wenn er sein Baumhaus fertig hat, wird er um einige Erfahrungen reicher sein.
Danke und liebe Grüße von Gil.

 EkkehartMittelberg (22.03.23, 13:21)
Lieber Gil,
wie dein lebhaftes Gedicht zeigt, wird Freude heute nicht mehr ausschließlich als Götterfunken interpretiert. :D

Herzliche Grüße
Ekki

 GastIltis antwortete darauf am 22.03.23 um 18:03:
Hallo Ekki,
zugegeben, lebhaft geht es zu. Zum Glück habe ich keine Örtlichkeit benannt, gehen wir beide mal von einem zünftigen Dorffest aus, es könnte in Bayern sein, ich persönlich siedle es aber mehr im nördlichen Raum an, und ich sehe in der Solidarität der Einheimischen mit dem zunächst bedauernswerten Wirt der baldigen Neueröffnung ohne größere Probleme schon kurz nach Ostern zuversichtlich entgegen. Dann wird auch der Chor wieder mit einem geeigneten stimmungsvollen Volkslied zugegen sein.
Danke und sei herzlich gegrüßt von Gil.

 Didi.Costaire (22.03.23, 17:11)
Hallo Gil,

du lässt es ja richtig krachen, mit der Folge, dass die nächste Party ausfällt. Ein Gedicht, das in die Zeit passt.

Liebe Grüße,
Dirk

 GastIltis schrieb daraufhin am 22.03.23 um 19:20:
Hallo Dirk,
eine Keilerei im tiefsten Frieden. Als Zeichen der Zeit! Weißt du, was ich eigenartig finde, dass sich meine Frau in letzter Zeit bei mir beschwert, ich sehe außer Fußball fast nichts im TV, dass sehr viele Kriegsfilme gesendet werden.
Vielleicht sollte man sich mal bei den Fußballern dafür einsetzen, dass sie weniger über fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen diskutieren dürften, sondern dafür lieber mehr, ausgehend von Rudelbildungen, zu ernsthaften verbalen Handgreiflichkeiten, sprich Schlägereien übergehen sollten. Die Zuschauer bezahlen doch auch eine Menge Geld und wollen etwas geboten bekommen. Ist nur ein Gedanke von mir.
Danke und sei dementsprechend gegrüßt von Gil.

 TassoTuwas (22.03.23, 18:49)
Hallo Gil, endlich mal was los.
Bei der nächsten Festivität, egal um was es geht, möcht ich unbedingt dabei sein!
LG TT

 GastIltis äußerte darauf am 22.03.23 um 19:26:
Hallo lieber Tasso,
ich denke doch, dass sich das einrichten lässt. Einige Ausfälle müssen wahrscheinlich kurzzeitig kompensiert werden, oder sie sind anderweitig eingebunden. Also erwarte mal kurzfristig grünes Licht! Halt, mit grün sollte man keine Versprechungen machen, das geht nach hinten los!
Vielen herzlichen Dank und sei gegrüßt von Gil.

 Saira (22.03.23, 19:42)
Lieber Gil,
 
habe ich dir schon einmal gesagt, wie sehr ich deine Fantasie liebe? Dein blinder Kellner hat mich restlos überzeugt!
 
Ein herrliches Vergnügen!
 
Liebe Grüße
Sigi

 GastIltis ergänzte dazu am 22.03.23 um 22:03:
Danke liebe Sigi,
das freut mich sehr! Manchmal gehen die Geister der Vergangenheit, wenn man etwas über- oder untertreibt, je nach Wandlungsfähigkeit, mit einem durch. Es gibt ja für alle Charaktere irgendwo ein abstraktes Vorbild oder Beispiel, das man sich zurecht stutzen, bauschen oder biegen kann.
Und wenn man erst mal in Fahrt ist, sowieso!
Sei vielmals gegrüßt von Gil.
Teolein (70)
(22.03.23, 19:47)
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 GastIltis meinte dazu am 22.03.23 um 22:12:
Hallo Teo,
du weißt ja selbst, wenn man sich mit einem bestimmten Milieu näher befasst, ganz gleich, ob man es lebt oder nicht, dann gelingen gedanklich Sprünge und Sequenzen, die man vorher gar nicht für möglich gehalten hätte. Dazu leben wir ja nun mal nicht im luftleeren Raum, sondern sind Teil dieser verlotterten Gesellschaft.
Ich danke dir und grüße dich ganz herzlich. Gil.

 plotzn (23.03.23, 09:14)
Servus Gil,

eigentlich habe ich dich pazifistischer eingeschätzt, aber vielleicht ist das auch nur das literarische Ausleben unterdrückter Phantasien?

Bei solchem Feste ist im Suff
das Motto: Immer feste druff!

Ich hoffe, Du bist mit einem blauen Auge davongekommen.

Liebe Grüße
Stefan
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