Hate Love

Tagebuch zum Thema Absurdes

von  alter79

Mista Wichtig:
Therapiestunde, Mittwoch um 5. Wir sind mitten in der Beschneidungsdebatte als Lee (1 Meter 59, 130 kg, Hausfrau, 25 Jahre alt, Tourette- Syndrom, Lieblingstic ’Du-Blöde-Sau-Du!’ - um gleichzeitig mit dem rechten Arm durch die Luft zu schlagen), ein hart gekochtes Ei pellt. Dabei war ich in der Sekunde mit meinem Aufsatz über schwule Priester dran. Als ob ein gekochtes Ei - in kleinem Kreis essen - nicht genug stinken würde, sagte ich Lee 30 Minute vorher. Da erzählte sie mir unter hochziehen BEIDER Augenbrauen von ihrem Huhn. Unterm Bett. Mensch – Lee! - Ruckartiges Kopfbewegen. Mensch - Jimmi ’Dublödesaudu!’ - „Body, heißt der schwule Priester“, sage ich. „Und ist dem Frauendrama Elle entsprungen.“ Während Lee das dritte gekochte Ei frisst. Eins hart wie das andere. Kaum im Zimmer Re, stopft sie sich ein Huhn rein. Ein Ganzes. Ich weiß es. Ich kann Lee durch ein Loch in der Wand beobachten. Lee, die ein interessanter Fall ist; - hat auf einer Bahnhofstoilette die Leiche ihres Neugeborenen abgelegt.
„War ein Mädchen. DAMIT DIE NICHT SO WIRD WIE ICH BIN! ’Dublödesaudu!’“ Ja. Prima. Oder auch nicht. „Ey. Schon gut, Lee! - Schon gut.“ - Es war übrigens Lees 4tes Mädchen. Die aber laut Munk weit weg von einer Zwangshandlung ist. „Ja - schon gut, Munk. Schon gut. - Sitz!“ Der dazu mit der Zunge schnalzt. Hüstelt. Schmatzt. Grunzt. Schnieft. „Schon gut, Munk. Schon...“ Munk! Dessen zeigen von obszönen Gesten und sich selbst beißen trotz Dopamin- Rezeptor- Blocker bedrohliche Ausmaße angenommen hat. Inklusive Schulterzucken! Saugeilem grimassieren. Zwangsgedanken. Inkl. wiederholen von gerade selbst gesprochenen Worten. Tic- Tac- Toe: Ich find dich 3 Mal Scheiße. Ey! Das verlangt nach einem starken Magen. Und wegen der vernarbten Oberschenkel ist zudem Seele gefragt. ’Because it brings me back you.’ Weil: Lees Mutter ist vor einigen Jahren gestorben. Ein Schrei in sich, ihr Verlust. Angst und Wut. Während im Kühlschrank eine Zeit lang einzig Wodka steht. Auch eine Form von Essstörung. Und das wäre es fast gewesen. Saufen, um das Ich zum Ausdruck zu bringen. You never walk alone. Hier käme sonst das Happy- End, als Grenze von Leben und Tod. Und ich könnte über den Missbrauch von Kindern durch katholische Priester fertig referieren. Doch so. ‘Looking out the door I see the rain fall upon the funeral mourners Parading in a wake of sad relations as their shoes fill up with water.’ Kommt Jeff Buckley. Dagegen gibt’s nichts. Echt nicht!

Maximal aufs Maul. - Lese gerade, dass wer bei der Playa de Dingsda ins Meer pisst 100 Euro Strafe zahlt. Mein Tipp: Lasst euch nicht erwischen! Bei mir ist dazu tote Hose. Scheint alles dunkel und weitgehend farblos, - neblig sowieso, und ich möchte nur fliehen. Nichts wie weg aus diesem Horrorfilm. Denn über meine Müdigkeit zieht sich ein immer dichter werdender Nebel und toppt meine lochschwarze Stimmung. Stimmt schon, nicht an allen Tagen bin ich so kaputt wie jetzt. Heute jedoch sage ich das Scheißwort ’todmüde’ dazu - und das könnte es dann auch gewesen sein. Mit dem Kopf nach hinten abkippen - und aus - vorbei. Die zum Aus zugehörige Maus spare ich mir für ein andermal auf. Gleich dem: böser Junge, goldiges Herz. Das zudem der große Wendepunkt in der Geschichte mit Grace ist. Mit über Grace. Mit unter Grace. Mit in Grace. Was weiß ich Grace. Deren schnell fortschreitende Krankheit einen relativ großen Platz in mir einnimmt und mich schwer depressiv macht. Oder anders: Grace frisst Plot, - somit sich selber. Und mich gleich dazu. Weil sie nicht mehr agiert, sondern nur noch reagiert. So gerät sie immer mehr in meine Verantwortung. Hör mal -, als ob ich in echt wüsste, was Frau Grace wirklich will; ich weiß ja nicht mal über mich Bescheid. Über Musik für stumme Gehörlose. Und weniger geht schon mal gar nicht.

Gestern tauchte ich zur Entspannung mit Harro, dem Hund vom Pförtner im Anstaltspool nach Golfbällen. Wir verdienen uns mit dem Verkauf der Bälle an Munk und Golf- Konsorten ein gutes Zubrot. Heute früh jagte ich mit dem Tier im heimischen Teich fetten Karpfen hinterher, - die den Anstaltsinsassen quasi vor die Nase gelegt und dann wieder weggezogen werden. Die Sauerei, Franz, der Koch des Gourmettempels ’No Club’ eine Straße weiter, setzt die bei sich auf die Tageskarte. Der Hund nennt den Club deswegen DAS absolute Drecksnest am Ende der Welt! Weil der Koch nichts für die Karpfen zahlt. Einzig Munk löhnt uns für die Viecher ein paar Euro. Den Rest frisst er solo am Mittagstisch vom Club ab. Nach 22 Uhr tanzen dort sexy Girls im Schummerlicht und in einem wallenden Hauch von Nichts an der Stange; die krüppelige Stange von Munk ist nicht dabei. Der würde als Irrenhauswärter auch den guten Ruf der Institution gefährden, krähte mit Voice- Over- Stimme der Koch. Der nachts die Puffmutter gibt - und in seinem früheren Leben Priester war - und Kinder sexuell missbrauchte. Das wiederum erzählte mir das Herrchen vom Hund. Und damit war Ende der Heimlichtuerei. Und so schließt sich der Kreis hin zum Selbstmord vom Koch mit einem Schuss in den Hinterkopf. Wie? - Warum? - Na du stellst Fragen, - hast du wegen dem Irrsinn in der Welt keine Zeit Zeitung zu lesen?

Sequel - oder: Wie man den HARNSTEIN einer Katze: Die Hölle ist da. Ihre Teufel. Sein oder nicht -, umspült von kitschigem Wellenschaum. Blauem Meer. Weil: Grace ist todkrank, behauptet Doktor Metzker. Ihre Herzklappen sind verschlissen. Deswegen! - Und deshalb muss ein Spenderherz her. Aber schnell! - Grace bekommt das Herz von ihrem Bruder, beschließe ich in einem Moment absoluter Weitsicht. „Wieso“, lacht Munk mit Irrsinnsblick als ich ihm das sage, „der lebt doch noch. Und Lebendspende geht ja nicht!“ Meine Antwort dazu, bevor die Szene kippt. „Live Fast - Die Young - oder:  Der Typ lebt, solange ich es will. Capito?“ Er nun wieder. „Ach so...“ Dazu ich. „Doktor Metzker diagnostizierte bei Grace einen Kokain- Abusus, mit Herzklappenschädigung durch jahrelang extrem erhöhten Blutdruck.“ Kommt seine Frage. „Ist Metzker nicht der Psychopath von der Drei?“ Ich. „Treffer. Und wenn Sie wollen, können Sie ihm assistieren.“ Er. „Wobei?“ Ey. Hol schon mal den Schlitten raus, denke ich. „Bei der Transplantation. – Worüber reden wir denn hier die ganze Zeit?“ Er. „Sie wollen die hier in der Anstalt...?“ Klar. „Aber ja doch. Unten, im Keller. Wo Sie die Spenderentnahmen vornehmen.“ Was er mit:„Schon. Meine Spender sind aber alle tot und...“ Beantwortet. Ich. „Stopp! - Was Sie auch sagen, Munk, die Sache ist längst durch!“ Und er. „Gut. Ich beuge mich der Gewalt.“ Bitte? „Sie müssen sich nicht beugen, - Sie müssen vorher ein wenig Klavier spielen, damit ihre Finger geschmeidig sind!“ Fragt er. „Und wann?“ Nun, ich. „Erst mal muss ich dem Spender mit Doktor Metzkers Hilfe das Organ entnehmen.“ Kommt er mir. „Und wo ist das Organ?“ Blöd. „Es läuft gerade Nähe Hermannplatz in Berlin- Neukölln Richtung Karstadt verfolgt von einer Drohne.“ Lache ich. „Und nun?“ Gute Frage. „Schnappen wir es uns... Kaputt ist kaputt und braucht Hilfe.“ Dazu kommt. „Können Sie mir bei der Gelegenheit nicht auch gleich die Leber und die beiden Nieren des edlen Spenders mitbringen?“ Mann. - Munk! „Geht nicht, Doktor Munk, so gerne ich auch wollte. Der Typ ist H- Konsument -, da bleibt das Herz zwar wie neu, dafür sind Leber und Nieren Sondermüll.“ Mit dem Blick in die verlorene Zeit. „So was von Schade aber auch!“ Versinkt Munk in vergeistigte Einsamkeit. „Sie haben den Deal beim nächsten. Versprochen!“ Tröste ich Munk spätestens jetzt über das Chaos der Welt, - das ihm eine Dauerlebenskrise verschafft. Soweit der Versuch, vorab meine Tat und ihre (Scheiß- ) Folgen zu schildern.



Anmerkung von alter79:

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