Meine Güte, ich wuzel mich auf ihrem Schoß, glücklich, dass mein Fraui da ist. Das arbeitet nämlich zehn Stunden am Tag, ohne zur Mittagspause zu kommen und ist jetzt untertags nicht da. Soll sie ruhig, da gibt es dann wieder "Schuldgefühlportionen", schnurr schnurr. Ich habe sowieso immer Hunger! Und, überhaupt, der dicke (Frauli sagt, er ist kompakt) Emil scheucht mich stets weg vom Fressen und das, was er überlässt, das mag ich nicht mehr. Ich fresse doch nicht mehr weiter, was der Kerl stehenließ, ich bin eine Königin, will immer wieder ein neues Säckchen haben!
Ich freue mich schon wieder, wenn Frauli viel lernen muss, dann mache ich es mir auf ihr bequem, da bewegt sie sich dann stundenlang nicht. Es langweilt mich, wenn sie mir ihren Kram erzählt, ich kann das Gähnen dann kaum unterdrücken, drehe mich weg, das kapiert sie dann doch und schweigt. Ich mag das grundsätzlich nicht, wenn man mich anredet, während ich Ruhe haben will. Einsame Frau, es wird Zeit, dass ein Mann ins Leben tritt, die mag ich gerne, Emil weniger, der verkriecht sich bei jedem Handwerker, der kleine Hosenscheißer, ich freue mich und sehe zu, was die machen. Und, ihr Bruder, den mag ich, der darf mich streicheln, ihre Schwester und Nichte nicht, die sind mir viel zu laut. Letztens hatte sie eine Freundin da, die hieß Katja, die fand ich so angenehm, dass ich mich zu ihr legte. Ja, ich bin eigen, suche mir mit Bedacht meine Streichelbediensteten aus.
Mich ärgert das junge Püppchen, eine Glückskatze, die unseren Garten belagert. Frauli füttert sie und streichelt auch, da beginne ich zu miauen, weil das eine Frechheit ist, aber, wenn der rote Kater vom Nachbarn kommt, dann bin ich ganz aufgeregt, ich glaube, die Menschen nennen das Verliebtsein. Ja, ich bin verliebt und klimpere mit den Wimpern, laufe hin und her und mache mich laut Aufmerksam, aber ich bin dem egal. Frauli sagt: "Du teilst mein Schicksal." Ich? Nein! Ich teile gar nichts mit ihr, doch, das Bett. Sie zieht mich dann an sich und ich schnurre, da fühle ich mich wohl. Im Grunde bin ich doch schmusig, aber zeige es ungerne. Frauli sagt, ich sei eine Zicke, das finde ich gemein, nur, weil man mich nicht so schmusen kann wie den fetten Emil, der mich stets eifersüchtig wegbeißt, aber ich gebe ihm Konter, denn, wenn er liegt, springe ich von der Couch auf seinen Rücken, natürlich mit ausgefahrenen Krallen, dann geht es rund und ich beginne wehleidig zu schreien. Mittlerweile hat Frauli das Spiel leider erkannt und ignoriert es, ich muss mir etwas Neues einfallen lassen. Neuerdings ist mir mitten in der Nacht langweilig und ich beginne laut zu schreien. Der Tierarzt sagt, ich bin gesund, ich hätte nur einen Knall. Ich hasse diesen Menschen, der ist so unnötig und tut mir immer weh. Daher kotze ich dem Frauli aus Zorn immer danach irgendwohin. Das ist der Ausdruck meiner Unzufriedenheit, mit mir nicht!
Na ja, mittlerweile kann ich den Lernstoff besser als das Frauli, Emil interessiert das nicht, der ist ein Bauer, obwohl er schließlich der British Shorthair ist, der Adelige, hingegen ich nur eine schwarze Straßenkatze bin. Ja, ich sauge das Wissen auf, wie war das nochmals mit dem Schadenersatz... Ach, Frauli, du Dummerchen, das haben wir doch längst gelernt, erinnere dich, auch ein Grund, warum ich gähne, du tust nicht weiter. Ich will Neues lernen, aber jetzt steht das Steuerrecht und Umgründungen an, diesmal vertieft, Hopp Hopp, schlage das Buch auf, mir ist langweilig. Schnurr Schnurr!