Systemsprenger

Protokoll zum Thema Ausbrechen

von  Gabyi

Habe auf dem Gymnasium nie meine Hausaufgaben gemacht. Ich habe es einfach nicht geschafft, so sehr ich es auch wollte. Es ging einfach nicht. Stattdessen habe ich mir die Hefte von Mitschülern geben lassen und sie einfach auf dem Schulklo abgeschrieben. Wenn die Hausaufgabe etwas Mündliches war, das man auswendig lernen musste, so wusste ich es nicht und wenn ich aufgerufen wurde, sagte ich schlichtweg nichts, guckte in eine Ecke und wartete, bis der Anfall vorbei war. Ich war geradezu asozial. Was die Anderen von mir dachten, weiß ich nicht und war mir auch komplett egal.
Der Direktor der Schule sagte zu mir im Zusammenhang mit einem Vorfall von angeblichem Betrug bei einer Klassenarbeit: Subjekte wie dich muss man von der Schule elimnieren. In einem Zeugnis stand: “G. ist viel zu matt und verschlafen.” Eliminiert wurde ich aber nicht.
Am Anfang meiner Schulzeit habe ich mich meist zu Tode gelangweilt. Es wurde immer dasselbe wiederholt, was ich schon längst wusste. Meine Klassenlehrerin sagte zu meiner Mutter: “Gabriele könnte ehrgeiziger sein!”. Da fühlte ich mich schon wieder schlecht und wertlos.
Trotzdem schaffte ich es immer irgendwie mich durchzuwursteln. Einmal blieb ich auch sitzen. Das lag aber nur daran, dass ich es nicht geschafft hatte, den Stoff aufzuholen. Denn ich war der reinste Saisonarbeiter.
Erst sehr viel später, etwa in der Untersekunda, begann mein Gehirn, sich umzustrukturieren. Ich schaffte es, mich konzentriert an einen Tisch zu setzen und zu lernen. Und einmal erklärte mein Vater mir, wie Latein funktioniert und ich war plötzlich die Klassenbeste in diesen Fach. Ich verstand es aber überhaupt nicht. Aber ich gab dann auch Nachhilfestunden in Latein.
Am Anfang meiner Zeit auf dem Gymnasium wohnte ich in der Altstadt. Die hatte einen sehr schlechten und asozialen Ruf und die Lehrer fragten mich: “Wohnst du etwa gerne da?”. Andere Kinder durften nicht mit mir spielen oder mich besuchen oder sagten meine Geburtstagseinladung ab.
Ich war sowas wie aussätzig. 
Aber ich spielte auch Blockflöte und Geige. Am Ende versuchte ich es dann noch mit Gitarre.


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Kommentare zu diesem Text


 franky (01.06.23, 18:57)
Hi liebe Gabi 
Beachtlich, was Du trotzdem noch erreichen konnte. Wenn Lehrstoff wiederholt wurde, hatte ich mich nicht gelangweilt, ich habe für meine Sitznachbarin die Aufgabe geschrieben. 

Liebe Grüße von Franky

Kommentar geändert am 01.06.2023 um 18:59 Uhr

 Gabyi meinte dazu am 01.06.23 um 19:23:
Hallo franky, ja ich wundere mich auch :). Danke für die Empfehlung. Aber da konnte ich noch nichts schreiben, das war in der 1.Klasse. Und danke auch für den Lieblingstext, hat mich sehr gefreut.
Herzliche Grüße, Gabyi

Antwort geändert am 01.06.2023 um 19:27 Uhr

 Dieter_Rotmund (18.08.23, 14:40)
Ist das autobio?

 Gabyi antwortete darauf am 18.08.23 um 14:45:
Schreibe immer nur die Wahrheit. Weißt du doch.

 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 18.08.23 um 15:22:
Verstehe die Antwort nicht. Du bist im Besitz der (absoluten) Wahrheit?

 Gabyi äußerte darauf am 18.08.23 um 15:35:
Schreibe, nicht besitze, sagte ich. Und auch nicht absolut.

 Dieter_Rotmund ergänzte dazu am 18.08.23 um 15:43:
Die Wahrheit schreiben - das is schlichtweg unmöglich, selbst bei einem sehr liberalen Auslegung der Def. von Wahrheit.

Ist es nun autobio  - oder nicht?

 Gabyi meinte dazu am 18.08.23 um 16:33:
Natürlich ist es das. Meinst du, ich erzähle Märchen ?
Und was hilft dir das Wissen jetzt weiter ?
Und wie willst du sicher sein, dass ich jetzt die Wahrheit sage ?
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