Geben ist seliger denn Nehmen

Kurzprosa zum Thema Grenzen/ Grenzen überschreiten

von  uwesch

Dieser Text ist Teil der Serie  VORDERGRÜNDIGES - HINTERGRÜNDIGES (Prosa)

Diesen Denkspruch aus der Lutherbibel hatte er sich zur Konfirmation ausgesucht. Der Pastor ignorierte das und wählte ohne Rücksprache den Psalm 91,1+2 aus, der da lautet:

„Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.“

Nun muss man wissen, dass der Junge nicht getauft war. Die Eltern hatten einfach behauptet, dass das Taufzeugnis in Dresden bei den Bombenangriffen der Alliierten vernichtet wurde. Da sein Vater nach dem Krieg an einem evangelischen Krankenhaus arbeitete war es opportun dass die Kinder konfirmiert wurden.

 

Vielleicht hatte der Pastor die Zukunft seines Zöglings vorhergeahnt, denn dieser kannte lange Zeit keine Gegenseitigkeit. Er wollte nur nehmen, nichts geben, was unter anderem dazu führte, dass Frauen sich darum rissen quasi seine Mutter sein zu dürfen.

Der Allmächtige konnte daran allerdings nichts ändern, denn der Konfirmand trat beim ersten Arbeitsverhältnis aus dessen Schatten heraus um ganz profan Kirchensteuern zu sparen.



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Kommentare zu diesem Text


 kipper (02.06.23, 10:20)
Die „Geben ist seliger denn Nehmen“-Nummer wurde immer schon völlig falsch interpretiert, lieber Uwesch.
 
Fakt ist, dass man nicht nur beim Boxen besser austeilt, statt nur einzustecken, sondern auch auf fast allen anderen Gebieten nicht weiterkommt, wenn man nicht austeilen kann. Der Heilige Geist war ja selbst nicht so zimperlich, wenn er was durchsetzen wollte – hat‘s Pech und Schwefel regnen lassen, die bösen Ägypter im Roten Meer ersäuft, die Sintflut über‘s Land gebracht, die Erbsünde erfunden und immer den Teufel an die Wand gemalt.
 
Ich empfehle bei akuten Fällen die Kombination Links-Rechts-Aufwärtshaken. Das hat sehr oft schlagartig Gutes bewirkt.
 
Quietschvergnügt
 
kipper

Kommentar geändert am 02.06.2023 um 10:20 Uhr

 uwesch meinte dazu am 02.06.23 um 11:14:
Na ja, Du schilderst da einen gängigen Aspekt des Verhaltens vieler Menschen. Wir leben halt auch in einer Art Raubtierkapitalismus.
LG Uwe

 EkkehartMittelberg (02.06.23, 10:31)
Hallo Uwe,
man muss in einer bestimmten Stimmung sein, um den Spruch voll nachempfinden zu können.

LG
Ekki

 uwesch antwortete darauf am 02.06.23 um 11:07:
Naja, wir leben in einer Gesellschaft, in der Nehmen für viele Menschen Vorrang hat bis hin zur Raffgier. Im Alter werden die Menschen, die es sich leisten können, gebefreudiger. Selbst Ärmere tun es aus Überzeugung, wenn es anderen noch schlechter geht.
Dank dir für Deine Empfehlung und LG Uwe

 harzgebirgler (02.06.23, 10:47)
auch geben ist nur möglich ganz bestimmt
wenn wer zuvor das was er gibt wahrnimmt! :) lg vom harzer

 uwesch schrieb daraufhin am 02.06.23 um 11:08:
Ein wichtiger Aspekt, den Du da anschneidest.
Dank Dir für Kommi und die Loorbeeren. LG Uwe

 lugarex (02.06.23, 11:44)
Geben ja, aber woher Nehmen und nicht Stehlen?

Räubergruss Luga

 uwesch äußerte darauf am 02.06.23 um 12:30:
Hast wohl noch nie davon gehört, dass man mit Arbeit Geld verdienen kann - oder gehörst du zu den Leuten, die am 1. des Monats alles auf den Kopf hauen? :ermm: 
Dank Dir für Kommi und Empfehlung. LG Uwe

 kipper ergänzte dazu am 02.06.23 um 13:06:
Raubtierkapitalismus? Echt jetzt??
 
Ich lach mich schief. Dass Backpfeifen austeilen wesentlich kommoder und zielführender ist, als dauernd selber auf die Fresse zu bekommen, wussten doch nicht nur schon die alten Römer, sondern lang davor auch der Cro-Magnon-Mensch.
 
Bereits im Kindergarten bringt man uns bei, wo „der Hammer hängt“. Die Eltern, die schon lang nicht mehr in irgendeine Kirche gehen, um die Sakramente zu empfangen, nennen es „Schulung des Durchsetzungsvermögens“.
 
Aber nicht erst seit heute, sondern immer schon. Neu ist nur, dass man sich unter dem Begriff „Seligkeit“ nichts mehr vorstellen kann.
 
Inspiriert
 
kipper

 uwesch meinte dazu am 02.06.23 um 21:53:
Wer ist man? Damit meinst du vermutlich Dich und projizierst das auf Andere. Es gibt viele Menschen, die sich sehr wohl unter einer Seele, seelisch etc. etwas vorstellen können.

Antwort geändert am 02.06.2023 um 21:56 Uhr

 kipper meinte dazu am 02.06.23 um 23:04:
Was Du hinter mir vermutest, lieber uwesch, spielt überhaupt keine Rolle. Du kannst und darfst Dir vorstellen, was immer Du möchtest – ich bleibe für mich.
 
Das Thema hier stammt von Dir, und wenn „man“, wer immer das auch sein mag, etwas anderes von der Welt weiß, als Du uns hier zu erzählen versuchst, kannst Du Dir’s anhören oder nicht, kannst es glauben oder nicht. Wir sind hier ja nicht in der Kirche und nicht im Beichtstuhl. Es gibt im WWW keinen Katechismus, der zu predigen wäre.
 
Drinnen ist es genauso wie draußen. Nur anders, halt.
 
Animiert
 
kipper
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