Falter

Sonett

von  Quoth

Dieser Text gehört zu folgenden Textserien:  That Time of Year ... Sonette,  Sonette (Sonnets)

Nimm sie dir vor, die Zeichnungen von Bosch,
und schau ihn an, den Heereszug der Krüppel:
Wann immer Eisen Menschenfleisch zerdrosch,
ob es bei Cannae war, bei Murten, Düppel -
gab’s nicht nur Tote und den großen Sieg,
gab’s abgeschlagne Beine, Hände, Hoden,
Gedärm im Schild – und neue Marschmusik,
als wärs Kulturarbeit, das Gliederroden.
Und doch ist dieser Kampf mit blanker Waffe
nicht ohne Reiz für den, der ihn gewinnt:
Befleckte Hände heben die Karaffe,
aus der Erwählung durch die Kehlen rinnt.

Was hilft es mir, dass ich den Krieg verdamme?
Ich schwirre wie ein Falter um die Flamme!



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Kommentare zu diesem Text


 AlmaMarieSchneider (21.07.23, 11:45)
Ich finde dieses Gedicht absolut stark.
Es zeigt das Grauen und trotzdem den Reiz und letztendlich die Hilflosigkeit. Die mir besonders aufzeigt, dass der "kleine Mann" nur Material ist.

Herzliche Grüße
Alma Marie

 Moppel (09.06.25, 19:52)
ich bin dem Link bei Achters Werk gefolgt und sage: Es hat sich gelohnt. Starke Zeilen, Quoth.
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